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New Yorker Kardinal unter Druck

3. Juli 2013

Kardinal Timothy Dolan soll als Erzbischof von Milwaukee 57 Millionen Dollar in einen Friedhofsfonds gesteckt haben, damit das Geld nicht an Missbrauchsopfer geht. Das ergibt sich aus Bistumsdokumenten.

Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan (Foto: Reuters)
Konklave 2013 Nachfolge Papst Kandidaten Timothy DolanBild: Reuters

Die katholische Zeitschrift "National Catholic Reporter" berichtet unter Berufung auf die Dokumente des Bistums von Milwaukee in den USA, dass der damalige Erzbischof Timothy Dolan 57 Millionen Dollar in einen Friedhofsfonds geleitet haben, um das Geld vor den Entschädigungsansprüchen von Missbrauchsopfern zu sichern. Demnach hatte Dolan 2007 den kirchenrechtlichen Vorgaben entsprechend den Transfer vom Vatikan genehmigen lassen.

Zur Begründung nannte er den Schutz vor Haftungsansprüchen. Das US-amerikanische "Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester" (SNAP) nannte die Archivunterlagen den schlagenden Beweis für einen betrügerischen Konkurs. In einer Stellungnahme am Dienstag forderte der Interessenverband die Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen gegen den Kardinal auf, der noch im März bei der Wahl des neuen Papstes zeitweise zum Favoritenkreis gezählt wurde.

Dolan, der heute Vorsitzender der Konferenz der US-Bischöfe ist, nannte in einer Erklärung die Behauptung, er habe versucht, Geld vor Missbrauchsopfern zu schützen, eine "alte und verrufene" Attacke. Der Stabschef von Dolans Nachfolger Jerome Listecki, Jerry Topczewski, wies darauf hin, dass stets Geld in einen Sonder-Topf für die Friedhofspflege gesteckt worden sei. Der Transfer in einen Trust habe dies nur offiziell gemacht.

6000 Seiten Dokumente veröffentlicht

Das Erzbistum Milwaukee hatte im Januar 2011 Gläubigerschutz beantragt, nachdem eine Einigung mit zwei Dutzend Missbrauchsopfern gescheitert war. Dolan leitete die katholische Kirche Milwaukees von 2002 bis 2009. Dolans Nachfolger Listecki hatte am Montag rund 6000 Dokumentenseiten über sexuellen Missbrauch online gestellt.

Das Dossier verzeichnet detaillierte Informationen zu Priestern im Erzbistum, die des Missbrauchs beschuldigt werden. Dabei werden sowohl die Namen der Beschuldigten und deren Einsatzorte als auch jeder im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch festgehaltene Vorfall beschrieben. Zudem enthalten die Dokumente Aussagen von sieben amtierenden und ehemaligen Dienstvorgesetzten zu den Missbrauchsvorwürfen. Listecki hatte die Publikation im April angekündigt. Nach seinen Angaben erfolgte die Auswahl der Dokumente in Zusammenarbeit mit Opferanwälten.

Listecki sagte, er hoffe, dass Missbrauchsopfer und ihre Angehörigen durch die freiwillige Veröffentlichung der Dokumente das Geschehene besser verstehen könnten. Die Unterlagen nannte der Erzbischof schockierend, vor allem für die Betroffenen. "Ich bete, dass es keinen negativen Effekt auf sie hat", sagte Listecki. Zugleich bat er die Opfer um Entschuldigung.

kle/qu (kna, ape)

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