Quarterback Patrick Mahomes lässt die Herzen der American-Football-Fans höher schlagen. Der Afroamerikaner sorgt in der NFL für wahre Begeisterungsstürme. Doch was jetzt normal zu sein scheint, war einst undenkbar.
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Was war das für ein Spektakel! Nach einer atemberaubenden Aufholjagd hat Mitfavorit Kansas City Chiefs das Play-off-Halbfinale der US-Footballliga NFL erreicht. Das Team um Quarterback Patrick Mahomes setzte sich trotz eines 0:24-Rückstandes mit 51:31 gegen die Houston Texans durch und bekommt es in der Runde der letzten Vier an diesem Sonntag zu Hause mit Favoritenschreck Tennessee Titans zu tun.
Im Mittelpunkt der Partie stand einmal mehr Spektakel-Quarterback Mahomes, schon in der vergangenen zum wertvollsten Spieler der NFL gewählt. Mahome machte das Feuerwerk der Chiefs erst möglich - und hatte nach diesem denkwürdigen Abend im Arrowhead Stadium viel zu erzählen. "Wenn man in der NFL 0:24 hinten liegt, gewinnt man selten. Wir wussten, dass eigentlich alles in die richtige Richtung laufen muss", sagte der 24-Jährige über das Viertelfinale mit großer Wendung und vielen Rekorden. Diesen Tag wird in Kansas City niemand so schnell vergessen.
Was kaum noch jemand registriert haben dürfte, weil es inzwischen Normalität in der NFL ist: Der Star des Abends, Quarterback Pat Mahomes, ist Afroamerikaner. Einst galt es als Tabu, dass Schwarze auf der wichtigsten Position im American Football spielten.
Vorreiter Marlin Briscoe
So noch im Jahr 1968. Am 6. Oktober schrieb Marlin Briscoe Geschichte. Zum ersten Mal lief der Afroamerikaner in einem NFL-Spiel als Quarterback für die Denver Broncos von Beginn an auf. Ein absolutes Novum, mit dem damals niemand gerechnet hatte. Briscoe hatte zwar schon am College in dieser Position gespielt, doch in der NFL durfte er es in seinen ersten Spielen für die Broncos nicht - er musste als Defensive Back auflaufen. Die Praxis, auf eine andere Position zu wechseln, war zu dieser Zeit nichts Ungewöhnliches, eher die Regel, seit 1949 George Taliaferro als erster schwarzer Spieler überhaupt von einem NFL-Club gedraftet worden war. Rassismus war in den USA weit verbreitet. Afroamerikanern wurden die nötige Intelligenz und die erforderlichen Führungsqualitäten für die Schlüsselposition im Spiel abgesprochen.
Anfang Oktober 1968 waren die beiden Stamm-Quarterbacks der Denver Broncos verletzt, und Briscoe war der einzige Spieler mit Erfahrung auf dieser Position. "Die dachten, ich sei verrückt", erinnerte sich Briscoe kürzlich. "Dass ein Schwarzer bei den Profis Quarterback spielte, das gab es einfach nicht." Er spielte so gut, dass er anschließend die Saison als Quarterback Nummer eins zu Ende spielen durfte. Nach der Spielzeit wurde er jedoch aufgefordert, wieder auf eine andere Position zu wechseln. Das besiegelte das Ende seiner Quarterback-Karriere. Dennoch war der Bann gebrochen.
Steiniger Weg
In den 1970er Jahren gab es in der NFL einige afroamerikanische Quarterbacks, jedoch sahen sie sich weiterhin Rassismus ausgesetzt. "Du träumst davon, in der NFL zu spielen. Aber wenn du davon träumst, Quarterback zu spielen, wird es ein Albtraum". sagte James Harris von den Buffalo Bills später in einem ESPN-Interview.
Ein weiterer Wendepunkt war 1987. Wegen eines Spielerstreiks drohte ein Saisonabbruch. Um ihn zu verhindern, entschlossen sich viele Besitzer von NFL-Teams, auch schwarze Quarterbacks in ihre Mannschaften aufzunehmen. Einer von ihnen war Doug Williams von den Washington Redskins. Am Ende der Saison führte Williams sein Team als erster afroamerikanischer Quarterback zu einem Super-Bowl-Triumph.
Rassismus bis heute
Mittlerweile sind afroamerikanische Quarterbacks aus der NFL nicht mehr wegzudenken. Spieler wie Patrick Mahomes, Lamar Jackson von den Baltimore Ravens, Cam Newton von den Carolina Panthers oder Russell Wilson von den Seattle Seahawks drücken der Liga durch ihre oft extravagante Spielweise ihren Stempel auf. Und der Anteil schwarzer Quarterbacks steigt weiter: In dieser Saison haben rund 35 Prozent der NFL-Stammspieler auf der Quarterback-Position afroamerikanische Wurzeln. In den diesjährigen Playoff-Viertelfinals waren vier von acht Quarterbacks afroamerikanisch, ein Rekord.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Rassismus völlig aus der NFL verschwunden ist. Das zeigt der Fall Colin Kaepernick. Der Quarterback war 2016 Vorreiter einer Protestwelle gegen Rassismus, als er während der US-Nationalhymne vor dem Spiel nicht stehen blieb, sondern sich hinkniete. Die Konsequenzen folgten prompt: Nach der Saison 2016/2017 wurde Kaepernick bei den San Francisco 49ers aussortiert und seitdem auch von keinem anderem NFL-Team mehr unter Vertrag genommen.
Super Bowl: Durchschnittlicher Brady triumphiert über schwachen Goff
Tom Brady und die Patriots gewinnen zum sechsten Mal die Vince Lombardi Trophy und ziehen mit dem Rekordchampion Pittsburgh Steelers gleich. Das Duell gegen die Rams wird durch die Abwehrreihen entschieden.
New England Patriots gegen Los Angeles Rams - 17 Jahre nach dem letzten Duell im Super Bowl duellieren sich die beiden Teams erneut um die berühmte Vince Lombardi Trophy. Schauplatz des Duells der Generationen mit den beiden Quarterbacks Tom Brady (41, New England) und Jared Goff (24, Rams) ist Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gash
Alle Augen auf Brady
Die Quarterback-Legende aus Neuengland steht mal wieder im Fokus: Fünfmal hat Brady den Titel mit den Patriots schon gewinnen können (2001, 2003, 2004, 2014, 2016). In Atlanta geht er in seinen neunten Super Bowl. Lediglich dreimal (2007, 2011 jeweils gegen die New York Giants und 2017 gegen die Philadelphia Eagles) verloren Brady und New England im Endspiel.
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Punkt- und Höhepunktarm
Gegen Philadelphia zogen Brady und die Patriots im Jahr zuvor beim 33:41-Offensivspektakel knapp den kürzeren. In Atlanta ist das Spiel absolut von den beiden starken Abwehrreihen geprägt. Die Rams-Defensive kann gegen den Favoriten und seine Offensive lange gut gegenhalten, jedoch zeichnet sich früh ab: Im eigenen Spiel nach vorne geht wenig bis gar nichts beim Team aus Los Angeles.
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Dem Favoriten in allen Belangen unterlegen
Dabei hofften viele Fans, dass die Rams es gegen die eher unbeliebten Patriots wie die Eagles im Vorjahr machen würden. Das Team von Sean McVay, mit 33 Jahren der jüngste NFL-Headcoach der Geschichte, begeisterte in den Runden zuvor mit Offensiv-Power. Größter Hoffnungsträger ist im Duell mit den Patriots, wie üblich, der Quarteback: Jared Goff soll die Rams zum zweiten Titel nach 1999 führen.
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Jared Goff verlassen die Nerven
Doch der 24-Jährige kommt überhaupt nicht ins Spiel. Im Gegenteil: Mit forlaufender Spielzeit wird die Performance des Rams-Quarterbacks schlechter und schlechter. Unpräzise Pässe, falsche Entscheidungen und ein verzweifelter Alleingang im zweiten Viertel lassen nichts Gutes für die zweite Hälfte erahnen. Das lässt aber die erste Hälfte auch insgesamt nicht: Punktlos geht es in die Halbzeit.
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Schwaches Spiel, schwache Halbzeit-Show
Dort gerät die wie jedes Jahr mit Spannung erwartete Halbzeit-Show zum Rohrkrepierer. Maroon 5 und Frontmann Adam Levine können die Herzen der Zuschauer mit einer uninspirierten Vorstellung nicht wirklich verzücken. Zumindest ist der Abend in Atlanta bis hierhin sehr stimmig: Spiel mau, Halbzeitshow mau - nur die vom Veranstalter vor der Bühne postierten Stimmungs-Fans lassen von sich hören.
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Schwach geht es weiter
Und auch nach der Show, die sicher nicht in die Geschichte, zumindest nicht in die der besten Halbzeit-Shows, eingehen wird, bleibt das Spiel fahrig: Fehler, beider Teams und eine weiterhin in der Defense geführte Schlacht lassen auch das deutsche Publikum, das in der tiefen Nacht zuschaut, langsam ungeduldig werden. Auf Twitter wird alles mögliche geäußert, nur keine Begeisterung.
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Erstmalig männliche Cheerleader dabei
Mit Begeisterung gehen allerdings traditionell die Cheerleader zu Werke - beim 53. Super Bowl sind unter ihnen auch zum ersten Mal zwei Männer: Quinton Peron und Napoleon Jinnies sind Teil des Tanz-Ensembles der Los Angeles Rams und machen - im Gegensatz zum Team auf dem Feld - einen guten Eindruck. An ihrer Performance wird es nicht gelegen haben.
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Trauriger Rekord
Die Patriots gehen im dritten Viertel durch ein Fieldgoal in Führung und Millionen von Fans hoffen, dass das die Initialzündung ist, die das Spiel braucht. Doch die Realität belehrt alle eines besseren. Es bleibt weiter eine schwache Partie. Bester Beleg dafür: Auch das dritte Viertel geht ohne einen einzigen Touchdown zu Ende - ein Novum in der Super-Bowl-Geschichte.
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Patriots den entscheidenden Tick besser
Rams-Quarteback Goff kassiert Interceptions nach teils schlimmen Passversuchen. Immerhin kommen die Zuschauer dann doch noch einigermaßen auf ihre Kosten: Nach zwei starken Pässen von Brady auf Rob Gronkowski stehen die Patriots zwei Yards vor der Endzone der Rams. Sony Michel vollendet im nächsten Spielzug dann endlich zum ersten Touchdown des Spiels - New England ist auf der Siegerstraße.
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Der härteste Sieg?
Auch Brady brilliert weiterhin nicht, doch die Patriots spielen clever. Ein missglückter Fieldgoal-Versuch der Rams bringt den Sieg - Brady und New England gewinnen ihren 6. Super Bowl und ziehen mit Rekordchampion Pittsburgh gleich. Brady ist zudem der älteste Quarterback, der den Super Bowl gewinnen kann, alleiniger Super-Bowl-Rekordsieger und schon lange eine Legende im Sport.
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Verdienter Sieger in schwachem Spiel
Ein Beleg für das schwache Niveau des Spiels: Am Ende ist es mit 13:3 der punktärmste Super Bowl der Geschichte. Kurioserweise ist es aber auch der deutlichste Sieg für Brady, die Patriots und Headcoach Bill Belichick, der alle für sechs Triumphe des Teams aus Neuengland verantwortlich zeichnet und mit 66 Jahren als der nun älteste Super-Bowl-Champion-Coach in die Geschichte eingeht.