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NHL: Nicht nur Jubel für Putin-Freund Alexander Ovechkin

Chuck Penfold
7. April 2025

In der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL bricht Alexander Ovechkin aus Russland die Tor-Bestmarke von Wayne Gretzky. Eine Leistung zum Bejubeln, seine Unterstützung für Wladimir Putin sorgt aber für Kritik.

Eishockeyspieler Alex Ovechkin von den Washington Capitals feiert sein 895. Karrieretor
Alexander Ovechkin lässt sich nach seinem Rekordtor von den Fans der Washington Capitals feiernBild: Adam Hunger/AP Photo/picture alliance

Der russische Eishockey-Superstar Alexander Ovechkin hat es geschafft, einen Rekord zu brechen, den viele Experten lange für unerreichbar hielten: Wayne Gretzkys Bestmarke von 894 Toren in der regulären Spielzeit der nordamerikanischen Profiliga NHL.

Die kanadische Eishockey-Ikone Gretzky, inzwischen 64 Jahre alt, war von 1979 bis 1999 in der NHL auf Torejagd gegangen. Ovechkin, der seit 2005 in der NHL für die Washington Capitals spielt, steht nun (Stand 7. April 2025) bei 895 Treffern. Kurioserweise haben beide Ausnahmespieler für ihren Torrekord genau 1487 Spiele gebraucht.

Nachdem er die neue Bestmarke gesetzt hatte, erreichten den 39 Jahre alten Russen, den sie wegen seiner Rückennummer "Great 8" nennen, zahlreiche Glückwünsche - aus dem Eishockey, aber auch aus der gesamten Sportwelt. "Du hast nicht nur einen Rekord gebrochen, sondern deinen Platz in der Geschichte zementiert", sagte der frühere Baseballprofi Derek Jeter, fünfmaliger World-Series-Gewinner. "Ich freue mich sehr für dich. Ich hoffe, du behältst den Rekord für immer", meinte Tennis-Legende Roger Federer. Turn-Olympiasiegerin Simone Biles schrieb nur kurz: "895 Tore. Wow." Auch die Basketball-Ikonen LeBron James und Michael Jordan meldeten sich.

Nach dem Rekordtor gegen die New York Islanders fand auf dem Eis eine Ehrung statt, bei der Ex-Rekordhalter Gretzky persönlich gratulierte. Das Spiel wurde für mehr als 20 Minuten unterbrochen. "An meine Mama, meine Familie, meine wunderschöne Frau, meinen Schwiegervater, meine wunderbaren Kids: Danke!", sagte Ovechkin in seiner emotionalen Dankesrede. "Ich liebe Euch so sehr und ohne Euch würde ich niemals hier stehen."

Putin gratuliert seinem Unterstützer Ovechkin

Doch nicht alle jubeln über den Rekord, denn Ovechkin ist nur auf dem Eis ein Linksaußen. Auch mehr als drei Jahre, nachdem Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine begann, hat Ovechkin sein Profilbild auf Instagram noch nicht geändert.

Es zeigt ihn lächelnd neben dem russischen Präsidenten. 2017 hatte der Eishockeyspieler ein "Putin-Team" ins Leben gerufen, um den Präsidenten bei seiner Wiederwahl-Kampagne 2018 zu unterstützen.

Putin selbst meldete sich nach dem Rekord ebenfalls mit einem Glückwunsch an Ovechkin: "Diese Leistung ist nicht nur Ihr persönlicher Erfolg, sondern auch ein echtes Fest für die Fans in Russland und im Ausland", wurde er in einer vom Kreml veröffentlichten Erklärung zitiert.

"Stellen Sie sich einmal vor, ein NHL-Spieler wie Sidney Crosby [kanadischer NHL-Superstar - Anm. d. Red.] hätte auf seinem Profilbild in den sozialen Medien den Arm um Harvey Weinstein oder Jeffrey Epstein [prominente verurteilte US-Sexualstraftäter] gelegt. Können Sie sich die Empörung vorstellen? Die Liga würde ihn anweisen, das Bild sofort zu löschen. Die Reaktionen in den sozialen Medien würden explodieren", sagte der kanadische Eishockey-Experte Paul Romanuk Ende März im Gespräch mit der DW.

"Und doch kann man diesen großartigen Eishockeyspieler immer noch Seite an Seite mit einem Diktator haben, der einen Krieg gegen ein unschuldiges Land wie die Ukraine führt. Und die NHL zuckt nur mit den Schultern."

März 2022: Kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs gab es auch in Reihen der Capitals-Fans Proteste gegen OvechkinBild: Nick Wass/AP Photo/picture alliance

Die Verantwortlichen der Liga hatten sich in Sachen Putin weitgehend bedeckt gehalten - abgesehen von einer Erklärung, die sie 2022 kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs veröffentlicht hatten.

"Die National Hockey League verurteilt den Einmarsch Russlands in die Ukraine und drängt auf eine schnellstmögliche friedliche Lösung", erklärte die Liga damals. "Mit sofortiger Wirkung setzen wir unsere Beziehungen zu unseren Geschäftspartnern in Russland aus und lassen unsere Aktivitäten auf russischsprachigen Social-Media-Kanälen und Internetportalen ruhen."

Gleichzeitig drückte die Liga ihre Besorgnis über "das Wohlergehen der russischen Spieler aus, die in der NHL für ihre Klubs und nicht im Namen Russlands spielen".

Ovechkin über Putin: "Mein Präsident" 

Ovechkin vermeidet es, sich zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu äußern. Auch die DW bekam auf eine offiziell über die Washington Capitals an ihn herangetragene Anfrage keine Antwort. Lediglich kurz nach dem 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Einmarschs, antwortete er auf die Frage eines Reporters, ob er Putin trotzdem immer noch unterstütze: "Nun, er ist mein Präsident."

Ovechkin lehnte es ab, die russische Militäraktion Moskaus zu kritisieren, sondern beließ es bei einem allgemeinen Friedensappell. "Bitte keinen Krieg mehr", sagte der Eishockey-Profi. "Es spielt keine Rolle, wer im Krieg ist - Russland, die Ukraine oder andere Länder."

Ovechkin (Mitte) war auch eine Stütze des russischen Nationalteams - bis es im April 2022 wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine suspendiert wurdeBild: Laci Perenyi/IMAGO

In einem Pressebericht der New York Times von 2022 wurde gemutmaßt, dass Ovechkin sein Instagram-Profilbild aus Sorge um seine in Russland lebende Familie nicht ändere. Kritiker widersprachen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Putin Vergeltung an Familien von Sportlern übe, die dem Krieg kritisch gegenüberstünden.

Hall-of-Fame-Mitglied Hasek kritisiert Ovechkin

Seitdem ist es in den nordamerikanischen Medien in Sachen Ovechkins Nähe zu Putin ruhig geworden. In den Berichten über ihn ging es nur noch um die Jagd nach Toren und dem Rekord Gretzkys. Ein Unding, fand Dominik Hasek, früherer tschechischer Nationaltorwart, der lange in der NHL spielte und 2014 in die "Hockey Hall of Fame" aufgenommen wurde.

"Russland begeht die schrecklichsten Verbrechen, darunter einen Völkermord an ukrainischen Kindern", schrieb Hasek Ende März an die DW. Als russischer Bürger sei Ovechkin "ein riesiges Aushängeschild für den aggressiven russischen Krieg und andere russische Verbrechen".

Ovechkin-Kritiker Dominik Hasek spielte in seiner Torwart-Karriere auch für den russischen Klub Spartak Moskau Bild: IMAGO

Die Fans sehen das offenbar anders. In einer nicht repräsentativen DW-Umfrage unter nordamerikanischen Eishockey-Anhängern gab es ebenfalls Ende März einhellige Unterstützung für Ovechkin. Man wolle den Sport unbelastet von der Politik genießen, so der Tenor, den ein Fan so auf den Punkt brachte: "Solange die NHL sich dafür entscheidet, 'Great 8' für seine Leistungen zu feiern, sollten wir das auch tun. Putin ist für Putin verantwortlich, nicht Ovechkin."

Im Vorfeld hatten auch Ex-Torwart-Star Hasek und Eishockey-Experte Romanuk angekündigt, nicht mitzujubeln. "Dann würde ich ja Werbung für einen Krieg machen, der eine große Anzahl von Menschenleben kostet", sagte Hasek.

"Der Eishockey-Fan in mir bewundert Ovechkins Leistungen als Spieler. Ich halte ihn für den besten reinen Torjäger in der Geschichte des Spiels", erklärte Romanuk. "Aber ich haben keinen Respekt vor diesem Mann, seinen politischen Ansichten und vor den Leuten, mit denen er sich zusammentut."

Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original "Ovechkin set for NHL goal record but Putin link casts shadow" adaptiert und am 7. April 2025 aktualisiert.

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