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Politik

Polizei nimmt regierungskritischen Bischof fest

20. August 2022

Die Kirche gilt in Nicaragua als eine der letzten kritischen Stimmen, seit das Land von seinem Präsidenten Ortega immer autoritärer regiert wird. Und auch diese Stimmen sollen offenbar zum Schweigen gebracht werden.

Rolando Alvarez
Rolando Alvarez: "Wir müssen dem Hass mit Liebe begegnen"Bild: Moises Castillo/picture alliance

Nach mehr als zwei Wochen hat die Polizei in Nicaragua die umstellte Residenz des regierungskritischen Bischofs Rolando Alvarez gestürmt. Er wurde bei dem Einsatz in der Stadt Matagalpa festgenommen und später in der Hauptstadt Managua unter Hausarrest gestellt, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Nach Medienberichten wurde er gemeinsam mit sieben weiteren Personen festgenommen.

"In diesem Moment ist die Nationalpolizei in die bischöfliche Kurie eingedrungen", hieß es in einer kurzen Mitteilung der katholischen Diözese auf Facebook. Der Bischof wurde seit dem 4. August am Verlassen seiner Residenz gehindert. Dem 55-Jährigen wird von den Behörden vorgeworfen, in Kontakt mit "gewalttätigen Gruppen" zu stehen, die "Hassverbrechen gegen die Bevölkerung verüben wollen", um damit "den Staat Nicaragua zu destabilisieren sowie Verfassungsorgane zu attackieren".

Hausarrest für den Bischof

Das Schicksal des Bischofs sorgt seit Tagen international für Aufsehen. Alvarez harrte seit mehr als zwei Wochen in seinem Bischofshaus aus, wo er bereits von der Polizei unter Hausarrest gestellt worden war. Ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie er auf Knien für die bewaffneten Polizisten um Barmherzigkeit bittet, ging um die Welt. "Wir müssen dem Hass mit Liebe begegnen, der Verzweiflung mit Hoffnung", sagte Alvarez in einem auf verschiedenen Social-Media-Plattformen veröffentlichten Video.

Zuvor hatte Alvarez öffentlich gegen die Schließung mehrerer katholischer Radiostationen in seinem mittelamerikanischen Heimatland protestiert. Auch wenn die Regierung des Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo die Stationen schließe, könnten sie damit "nicht die Stimme Gottes zum Schweigen bringen", so der Geistliche.

Ein Bild aus besseren Tagen - bislang gab es noch keine öffentliche Unterstützung von Papst FranziskusBild: Inti Ocon/AP Photo/picture alliance

Hartes Vorgehen gegen kirchliche Institutionen

Die autoritäre Regierung von Daniel Ortega erhöhte in den vergangenen Wochen den Druck auf die katholische Kirche. Eine Prozession wurde verboten, sieben katholische Radiosender geschlossen. Die Nonnen der Ordensgemeinschaft von Mutter Teresa mussten das Land verlassen. Öffentlich äußerte sich Papst Franziskus bislang nicht zur Situation. Kritische Medien mutmaßten zuletzt, die Regierung Ortega könnte versuchen, Papst Franziskus zu zwingen, Alvarez ins Exil abzuberufen. So war es bereits 2019 im Fall des Weihbischofs von Managua, Silvio Baez, geschehen.

Der Ex-Guerillero Ortega war bereits nach dem Sturz des Diktators Anastasio Somoza zwischen 1979 bis zu seiner Abwahl 1990 an der Macht - zunächst als Teil einer Regierungsjunta und dann als Präsident. 2007 wurde er erneut Staats- und Regierungschef. Seit 2017 ist Ortegas Ehefrau Rosario Murillo Vizepräsidentin. Bei Protesten gegen die Regierung kamen im Jahr 2018 mehr als 350 Menschen ums Leben. Auch bei der letzten Wahl 2021 ging Ortega hart gegen seine Konkurrenten vor.

fab/mak (dpa,kna)

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