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Politik

Nicaraguas Presse bekommt wieder Papier

8. Februar 2020

Fast anderthalb Jahre lang herrschte bei der regierungskritischen Zeitung "La Prensa" extreme Mangelwirtschaft, wohl auf Anweisung von Präsident Ortega. Dagegen intervenierte die Kirche - mit Erfolg.

Nicaragua, Managua  - Papierrollen in Lastwagen
Bild: picture-alliance/AP/E. Verdugo

Nach 75 Wochen hat Nicaraguas Zoll die Blockade von Arbeitsmaterialien für die Herstellung von Zeitungen in dem mittelamerikanischen Land aufgehoben. Man habe wieder Papier, Druckerschwärze, Druckplatten und Ersatzteile erhalten, teilte die Tageszeitung "La Prensa" mit.

Die Regierung des autoritären Staatschefs Daniel Ortega hatte seit September 2018 verhindert, dass die importierten Arbeitsmaterialien ausgeliefert werden. Mehrere Zeitungen konnten deshalb nicht mehr erscheinen. Offiziell gab es für die Blockade keine Begründung. Kritiker sind jedoch der Überzeugung, dass der linksgerichtete Ortega mit diesen Maßnahmen oppositionelle Medien zum Schweigen bringen und einschüchtern wollte.

Druckfrisch: eine neue "La Prensa"-AusgabeBild: picture-alliance/AP/E. Verdugo

"La Prensa" erschien zwar weiter, das Blatt musste aber seine Seitenzahl verringern und teures Buchdruckpapier verwenden. Zudem war die Geschäftsführung nach eigenen Angaben gezwungen, 70 Prozent ihrer Journalisten zu entlassen. Auch die Druckerei habe die Mitarbeiterzahl drastisch reduzieren müssen.

Pressefreiheit in Gefahr

Die Zeitung geht davon aus, dass der Einsatz der katholischen Kirche letztlich zur Aufhebung des Zollembargos führte. Der Erzbischof von Managua, Leopoldo Jose Brenes Solorzano, und der apostolische Nuntius Waldemar Sommertag hatten erst kürzlich an die Regierung appelliert, die Blockade aufzuheben. Diese verletze die Pressefreiheit und das Informationsrecht der Nicaraguaner, erklärten die Geistlichen.

Setzte sich für die Pressefreiheit ein: Waldemar Sommertag, der Botschafter des Heiligen Stuhles in NicaraguaBild: Getty Images/AFP/I. Ocon

In absehbarer Zeit hätte "La Prensa" das Aus gedroht. Herausgeber Jaime Chamorro sprach von der größten Krise, die die Zeitung in ihrer 94-jährigen Geschichte durchlebt habe. Schon im September 2019 hatten die Tageszeitung "El Nuevo Diario" sowie deren kostenloses Schwesterblatt "Metro" wegen "wirtschaftlichen, technischen und logistischen Widrigkeiten" schließen müssen.

Nicaragua erlebt seit April 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die Regierung Ortega. Seit Beginn kamen rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt.

wa/as (epd, kna, ap)

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