Wir Menschen wussten, was auf uns zukommt. Durch Internet, Fernsehen oder Radio. Aber Tiere werden von einer Sonnenfinsternis überrascht. Wie reagieren sie also, wenn es plötzlich dunkel wird?
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Unsere Sonne - ein gigantischer Feuerball
Im Februar war die Solar Orbiter gestartet. Mittlerweile befindet sich die Sonde auf halben Weg und schickt schon jetzt spektakuläre Bilder unseres Zentralgestirns, ohne das kein Leben auf der Erde möglich wäre.
Diese tollen Bilder machte die Sonde jetzt von unserer Sonne. Aus einer Entfernung von 77 Millionen Kilometern. Niemals zuvor konnten kleinere Sonneneruptionen so deutlich sichtbar gemacht werden. Solar Orbiter soll genau diese Eruptionen untersuchen.
Auf der Sonne brodelt es, ständig entstehen Eruptionen, meistens kleine aber manchmal können sie gewaltig sein. Bei solchen Sonnenstürmen werden Milliarden Tonnen elektromagnetisch geladenes Material ins All und zur Erde geschleudert. Das kann für uns Folgen haben. Denn solche Eruptionen können dazu führen, dass die Stromversorgung ausfällt oder Mobilfunknetze zusammenbrechen.
Unsere Sonne schien schon viele Milliarden Jahre, bevor es uns Menschen gab. Sie entstand gemeinsam mit den Planeten unseres Sonnensystems aus einer Gaswolke und ist rund 4,6 Milliarden Jahre alt. Wahrscheinlich wird sie noch einmal fünf Milliarden Jahre weiter scheinen - so lange ungefähr reicht die Energie des Sonnenmaterials noch.
Bild: Reuters/Y. Behrakis
Energiemonster
Die Sonne ist im Grunde ein riesiger Kernfusionsreaktor: In ihrem Inneren sind Druck und Temperatur so hoch, dass Wasserstoffatome miteinander zu Heliumatomen verschmelzen - dabei wird massenweise Energie frei. Ein Fingerhut voll Sonnenmaterial erzeugt so viel Energie, wie bei der Verbrennung von mehr als tausend Tonnen Kohle entsteht.
Bild: rangizzz/Fotolia.com
100 mal größer als die Erde
Von der Erde aus wirkt die Sonne gar nicht so groß - manchmal erscheint sie nur wie ein heller Fleck am Himmel. Tatsächlich hat die Sonne aber einen Radius von etwa 700.000 Kilometern. Im Zentrum herrschen Temperaturen von mehr als 15 Millionen Grad Celsius. An der Oberfläche sind es immer noch rund 5500 Grad.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Einer von Milliarden Sternen
Was alle Sterne im Universum gemeinsam haben: Sie leuchten, weil sie in ihrem Inneren Energie erzeugen. Unsere Sonne ist einer von diesen vielen Milliarden Sternen. Im Vergleich mit anderen ist sie mittelgroß: Manche Sonnen sind hundertmal größer, andere zehnmal kleiner.
Bild: Ye Aung Thu/AFP/Getty Images
Brodelndes Untersuchungsobjekt
Auf der Oberfläche der Sonne brodelt es: Heißes und damit hell leuchtendes Material steigt aus dem Inneren der Sonne nach oben, dort kühlt es ab und sinkt als dunkleres Material wieder nach unten. Unsere Sonne ist der Erde als einziger Stern so nah, dass Astronomen diese Vorgänge an der Oberfläche detailliert beobachten können.
Bild: Getty Images/Q. Rooney
Faszination Sonnenflecken
Manchmal hat die Sonne große, dunkle Flecken, die etwa einen Monat bestehen bleiben. Schon vor Christi Geburt haben die Menschen das entdeckt; 1610 hat Galileo Galilei die Sonnenflecken protokolliert. Wo sie herkommen, war lange unklar. Heute wissen wir: Die dunklen Sonnenflecken sind Gebiete auf der Sonnenoberfläche, an denen das Magnetfeld besonders stark ist.
Bild: picture-alliance/ dpa
Gefährliche Sonnenstürme
Wenn die Aktivität der Sonne besonders stark ist, entstehen Sonnenstürme, bei denen besonders viele geladene Partikel von der Sonne weggeschleudert werden. Diese Partikel können sogar Satelliten treffen und zerstören, Umspannstationen auf der Erde stören oder zu Stromausfällen führen.
Bild: dapd
Wenn der Himmel leuchtet
So sehen die schönsten Seiten der Sonnenstürme aus: Polarlichter. Sie entstehen, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen. Wie oft man dieses Schauspiel beobachten kann, schwankt mit dem Sonnenzyklus: Alle 11 Jahre ist die Aktivität der Sonne besonders hoch, dann gibt es besonders viele Sonnenstürme und Polarlichter.
Bild: dapd
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Dr. Lydia Kolter kümmert sich im Kölner Zoo um Bären und verschiedene Huftiere. Sie kann sich zwar an die letzte Sonnenfinsternis am 11. August 1999 über Deutschland erinnern, aber dass sich die Tiere irgendwie anders verhalten hätten, ist ihr nicht im Gedächtnis geblieben: "Es gibt ja auch ohne Sonnenfinsternis manchmal eine starke Verdunkelung, etwa kurz vor einem heftigen Gewitter", sagt die Zoologin gegenüber der Deutschen Welle. "Dann ziehen sich die Tiere in geschützte Bereiche zurück, weil sie erwarten, dass es dann regnet."
Ob die Tiere in Deutschland 1999 überhaupt merken konnten, dass es eine teilweise Sonnenfinsternis gab, ist übrigens auch aus einem anderen Grund unklar: An dem Tag war es ohnehin so stark bewölkt, dass die Helligkeitsunterschiede in der kurzen Verdunkelungsphase vielen größeren Zootieren kaum aufgefallen sein dürften. Einige Säugetiere sind da ohnehin recht stur: So zeigte eine Studie 2014, dass Luchse feste Mittagsschlaf-Gewohnheiten haben und sich durch veränderliche Lichtverhältnisse nicht beirren lassen.
Abenddämmerung oder Gewitterwolke?
Im Zentrum des Mondschattens kann das allerdings schon anders sein. Gerade kleinere Tiere reagieren sensibler: So berichten viele Menschen, die eine Sonnenfinsternis beobachtet haben, dass Bienen, Hummeln und Wespen sich in ihre Nester zurückziehen. Dafür kommen aber Mücken heraus - wie sonst eigentlich nur Abends.
Auch bei Vögeln lässt sich gut beobachten, dass ihr Tagesrhythmus durcheinander kommt. Forscher machen das unter anderem an spezifischen Gesängen fest. "Die Vögel verhalten sich in vielen Aspekten so, als ob es Abend würde. Und bei Wiederauftauchen der Sonne, als ob es Morgen wäre - natürlich jeweils im Zeitraffer", sagt Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee.
So haben Vogelforscher beobachtet, dass Vögel zu ihren Schlafplätzen fliegen. Nach den typischen Abendgesängen während der zunehmenden Verdunkelung trete dann für kurze Zeit Stille ein. Sobald es wieder heller wird, zwitschern die Vögel dann fröhlich los, wie bei einer Morgendämmerung. "Offensichtlich interpretieren Vögel die Lichtverhältnisse als Abenddämmerung, Nacht und Morgendämmerung. Erkennbaren Schaden nehmen sie dadurch aber nicht", sagt der Ornithologe.
Durch den kurzen Mittagsschlaf bekommen die Vögel also keinen Jetlag, sondern alles geht weiter wie zuvor. Auch der Jahresrythmus, der etwa den Gefiederwechsel oder den Vogelzug nach Norden oder Süden steuert, wird durch die kurze Unterbrechung nicht beeinflusst. Der innere Kalender der Tiere bleibt intakt.
Manche Nachtschwärmer gehen auf die Jagd
Und was tun nachtaktive Tiere, die ja eigentlich bei der Abenddämmerung zur Jagd aufbrechen müssten? Zumindest jene, die normalerweise ohnehin den Tag in dunklen Behausungen oder Höhlen verbringen, verschlafen die Sonnenfinsternis einfach. Ihre innere Uhr ist dafür einfach zu stark ausgeprägt. Das konnten Forscher anhand von Fledermäusen in Mexiko zeigen. Bei Eulen ist es vermutlich ähnlich, sagt Fiedler.
Aber Fledermausarten, die ihre Siesta tagsüber unter einem Blätterdach halten, reagieren dann doch auf die Sonnenfinsternis: Wie bei normaler Abenddämmerung begeben sie sich auf Nahrungssuche.
Und der Haushund - der sowieso die meiste Zeit des Tages auf dem Sofa verschläft? Der freut sich garantiert, wenn Herrchen und Frauchen sich während der Sonnenfinsternis aufraffen, um zur Beobachtung des Naturschauspieles nach draußen zu gehen - denn dann geht es endlich Gassi.