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"Nicht die kleinsten Sicherheitsbedenken"

6. Juni 2018

Russland und FIFA stemmen während der Fußball-WM ein gigantisches und teures sicherheitspolitisches Konzept. Der Sicherheitschef des Weltverbandes, Helmut Spahn, sieht Veranstalter und Gastgeberland bestens vorbereitet.

Polizisten marschieren vor dem WM-Stadion in St. Petersburg auf (Foto: picture-alliance/AP/D. Lovetsky)
Bild: picture-alliance/AP/D. Lovetsky

Vor der Küste Kaliningrads kreuzt die Baltische Flotte, im ganzen Land wimmelt es nur so von Einsatzkräften: Die Weltmeisterschaft in Russland wird zur bisher größten Sicherheitsoperation der Fußball-Geschichte. Gelassen blickt FIFA-Sicherheitschef Helmut Spahn der Endrunde im Riesenreich vom 14. Juni bis 15. Juli entgegen. "Meine Frau wird mit meinen beiden jüngeren Söhnen, die sind sieben und neun Jahre alt, ganz privat durch Russland reisen und sich einzelne Spiele anschauen. Wenn ich nur die kleinsten Bedenken hätte, dass dies irgendwie problematisch wäre, hätte ich gesagt: Mach' das nicht", so Spahn in einem Interview der Deutschen Presse Agentur, dpa.

Ein Vielfaches der Sotschi-Kosten

Rund 1,4 Milliarden Euro hatte Russland in die Sicherheit der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi investiert. Konkrete Zahlen für die Fußball-WM gibt es noch nicht - sie dürften aber schon aufgrund der wesentlich größeren Schutzräume weit darüber liegen. Immerhin gilt es, zwölf Stadien an elf Spielorten, von Kaliningrad im Westen über St. Petersburg im Norden, Jekaterinburg im Osten und Sotschi im Süden, zu sichern. Dazu kommen die Quartiere der 32 Mannschaften.

FIFA-Sicherheitschef Helmut Spahn ist zuversichtlichBild: picture alliance/bild pressehaus

Eine Mammutaufgabe, für die die russische Regierung weder Kosten noch Mühen scheut. Denn ähnlich wie bei Olympia wollen sich die Russen auch bei der WM als Gastgeber eines friedlichen Sportfestes präsentieren. Präsident Wladimir Putin gab der Polizeiführung schon im Februar mit auf den Weg: "Von der Gründlichkeit ihrer Arbeit hängt das Image des Landes ab."

FIFA-Sicherheitschef Spahn sieht Russland "prinzipiell sehr, sehr gut" gewappnet. "Ich bin sehr zufrieden mit den Vorbereitungen, der Zusammenarbeit und mit dem, was die russischen Sicherheitsbehörden und das WM-Organisationskomitee insgesamt auf die Beine gestellt Haben", sagte der frühere Polizist der dpa.

Jenseits der 100.000 Sicherheitskräfte

Bei der Frage nach der genauen Anzahl der Schutzkräfte verweist der frühere Leiter eines Spezialeinsatzkommandos der Frankfurter Polizei auf die Zuständigkeit der staatlichen Stellen. Waren für Olympia schon zwischen 50.000 und 70.000 Sicherheitskräfte abgestellt, dürften es dieses Mal Hunderttausende sein. Allein 40.000 Mann schickt der Zivilschutz, dazu kommen 14.000 Mann von privaten Sicherheitsorganisationen. Polizei, Nationalgarde, Armee und Geheimdienst sind da noch gar nicht mitgezählt. Für Spahn zählt in erster Linie, dass die "höchsten Sicherheitsstandards" auch tatsächlich umgesetzt und die Besucher und Teilnehmer dabei so wenig wie möglich eingeschränkt werden.

Fans sollten nicht verzweifeln, es dient alles der SicherheitBild: picture-alliance /dpa/TASS/M. Grigoryev

Auf einige Unannehmlichkeiten müssen sich die WM-Touristen, denen erstmals eine Fan-ID zugeteilt wurde, beim Besuch der Spiele dennoch einrichten. Denn es gibt mehrere Sicherheitsringe rund um die Stadien und damit auch mehrere Kontrollen. Doch reicht das aus, um auch potenzielle Gewalttäter in den Griff zu bekommen? "Ich glaube, das ist sehr gut unter Kontrolle. Es gibt sehr gute präventive Konzepte. Ich sehe das Risiko als gering an, dass wir Hooligan-Ausschreitungen wie in Marseille auch in Russland erleben werden", sagt Spahn. Bei der EM 2016 hatten russische Krawallmacher in der südfranzösischen Hafenstadt beim Spiel gegen England für hässliche Bilder gesorgt, die sich nicht wiederholen sollen.

Terrorismus auf der Agenda

Auch das Thema Terrorismus steht auf der Sicherheitsagenda des WM-Ausrichters ganz weit oben. Schließlich befindet sich Russland in vielen politischen Konflikten - sei es in Syrien, der Ukraine oder im Nordkaukasus. Allein für den Schutz Kaliningrads von See her sind ein Zerstörer, zwei  Fregatten, vier Korvetten und zwei schnelle Anti-Terror-Boote im Einsatz, dazu Luftabwehrsysteme und Panzer. Zweifel an der Sicherheit hat Spahn daher nicht. "Die Terrorgefahr ist ähnlich hoch, vielleicht sogar insgesamt gesehen etwas geringer als in Frankreich, England oder Deutschland", betont der 57-Jährige.

dvo/ck (dpa)

 

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