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Die Fernsehbilder sind vielen noch gut in Erinnerung: abgemagerte, hungernde Menschen blicken in die Objektive der Kameras. Katastrophale Dürren haben in Äthiopien immer wieder Hunderttausenden das Leben gekostet.

Äthiopische Nomaden mit ihren Kamelen trotzen der DürreBild: dpa - Fotoreport

Um 1900 lebten knapp 11 Millionen Menschen am Horn von Afrika. Heute hat Äthiopien rund 90 Millionen Einwohner und ist etwa drei Mal so groß wie Deutschland. „Deshalb müssen wir natürlich auch mehr Nahrung produzieren!“, sagen die Bauern. „Dafür muss aber auch besser mit dem Wasser umgegangen werden“, erwidert ein deutscher Projektleiter der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. „Davon hat nämlich das Land mehr als genug“. Doch auch im vergangenen Jahr hatten laut Angaben der äthiopischen Regierung 2,7 Millionen Menschen vor allem im östlichen Tiefland und im Süden des Landes mit extremer Trockenheit und Hunger zu kämpfen. Obwohl Äthiopien zwölf große Flüsse hat.

Schnelles und nachhaltiges Handeln gefragt

In Äthiopien müssen die Frauen für Wasser sorgenBild: picture-alliance/ dpa

Die Erkenntnis, dass die Menschen selbst etwas tun müssen, ist in gebildeten Kreisen inzwischen weit verbreitet. „Was der Mensch zerstört hat, kann er – zumindest teilweise – auch wieder reparieren!“, sagt der Ingenieur Tsegawbezu Teketel in seinem Büro in Addis Abeba. 70.000 junge Bäume hat er mit Freunden auf einem Gebiet nördlich der Hauptstadt gesetzt. Wenn die Regenzeit beginnt, werden die Bäumchen an die kahlen Ufer eines Staudamms verpflanzt, wo sonst der Boden abrutscht und Schlamm die Generatoren verdreckt. Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft schützt die neuen Schonungen mit Zäunen - ein kluges Selbsthilfeprojekt in einem Land, dessen Wirtschaftsetat sich zu zwei Dritteln aus internationaler Entwicklungshilfe nährt.

Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts war 40% des Landes bewaldet. Weil aber die meisten Menschen Holz fürs Kochen, Heizen und den Häuserbau benutzen, gibt es heute weniger als 10% Waldbestand. Wenn es dann regnet, führt das zu Bodenerosionen, Reißbächen und Überflutungen. Die Saat wird weggeschwemmt. „Das hat die Verwüstung ganzer Landesteile zur Folge, etwa im Norden!“, sagt Dr. Mekonen Ayana von der Arba-Minch-Universität.

Die Feldarbeit ist mühsamBild: AP

Wasser auf Vorrat

Umweltthemen sind in Äthiopien immer auch politische Themen. „Es geht um Bewässerungsprojekte und den Bau von Strassen. Es geht um Landrechte für die Bauern und Zwangsumsiedlungen. Und es geht um millionenschwere Hilfsprogramme und Korruption“, erklärt Argaw Ashine. Der mutige 25-jährige leitet ein Umweltradioprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung. Der Demokratisierungsprozess geht ihm zu langsam, wo mangelndes Umweltbewusstsein der Bevölkerung einhergeht mit Armut und Bildungsmisere. Um die notwendige Pressefreiheit für bessere Aufklärung ist es in Äthiopien schlecht bestellt.

„Entwicklung ist gut! Sie muss aber stets die Umwelt berücksichtigen, um wirklich nachhaltig zu sein“, sagt der Leiter der äthiopischen Umweltschutzbehörde. Das klingt gut. Doch nur 6% der gesamten Landesfläche wird überhaupt bewässert. Vorratshaltung wird zumeist nicht betrieben. Und selbst am Blauen Nil wird das Wasser kaum gestaut. Eine ausreichende Infrastruktur fehlt.

Plastikflaschen-Dusche

Nicht überall im Land herrscht DürreBild: Peter Zimmermann

Tadesse hilft sich deshalb selber. Die Regierung hat dem Bauern einen halben Hektar Land östlich von Addis Abeba gepachtet. Aus Plastikflaschen tropft Wasser auf Avocadopflanzen. Hier wachsen auch Guavas, Zitronen, Äpfel und Getreide. Auf einer kleinen Weide stehen Kühe. Der Bauer schöpft stolz mit einem alten Blecheimer Wasser aus einem Brunnen. „Ich kenne bisher keine Dürre.“, sagt er. „Aber ich bin vorbereitet!

Autoren: Haile Amlak Kassaye und Peter Zimmermann
Redaktion: Peter Koppen

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