Das ablaufende Jahr, so scheint es, hat die Welt aus den Angeln gehoben. Rechtspopulismus, das Sterben in Syrien, die Flüchtlingskrise, viele tote Stars. Spielt Kultur noch eine Rolle? Sie muss. Und macht einfach weiter.
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2016 - Die Highlights aus Musik, Kunst und Lifestyle
Das Jahr 2016 hat, so scheint es, die Welt aus den Angeln gehoben. Rechtspopulismus, das Sterben in Syrien, die Flüchtlingskrise, viele tote Stars. Spielt Kultur dabei noch eine Rolle? Sie muss. Und macht einfach weiter.
Bild: Getty Images/AFP/Y. Lage
Christos "Floating Piers": Kunst für die Sinne
Sonnengelbe Stoffbahnen schwimmen auf dem norditalienischen Iseosee, getragen von 220.000 Plastikwürfeln. Innerhalb von zwei Wochen überfluten fast 1,3 Millionen Menschen buchstäblich den kleinen Ort Sulzano, um mit nackten Füßen auf dem schwimmenden Kunstwerk zu spazieren. Es ist Christos erstes großes Projekt nach dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude vor neun Jahren - und ein voller Erfolg.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Frentzen
ESC 2016: Pech für das Mädchen im Mond
Jamie-Lee Kriewitz ist die deutsche Hoffnung auf eine gute Platzierung beim Eurovision Song Contest in Stockholm. 2015 gab es null Punkte und den letzten Platz für Deutschland. 2016 ist es etwas besser: Letzter Platz, aber immerhin elf Punkte. Gewonnen hat die ukrainische Sängerin Jamala mit einem sperrigen, aber intensiven und emotionalen Song, vor der gesetzten Favoritin aus Australien.
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500 Jahre Hieronymus Bosch
Das Kunstjahr 2016 ist dem Meister des Renaissance-Wimmelbilds gewidmet. Hieronymus Bosch lebte von etwa 1450 bis 1516 und malte großformatige Bilder, auf denen die schlimmsten Höllenfantasien jener Zeit Gestalt annahmen. Menschliche Wesen mit Tierköpfen, Gnome, Monster und unheimliche Fabelwesen treiben auf Boschs Bildern ihr Unwesen. 2016 wird er mit vielen Ausstellungen und Büchern gefeiert.
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Propaganda mit Kultur: Bach in Palmyra
Die antike syrische Wüstenstadt ist vom IS zu großen Teilen zerstört worden. Doch die syrischen Regierungstruppen haben die Siedlung zurückerobert - ein großer Propagandaerfolg für Syriens Staatschef Assad und seinen Verbündeten Wladimir Putin. Das muss gefeiert werden. Und so holt man das St. Petersburger Mariinsky Orchester in die Wüste und spielt Prokofjew und Bach vor erlesenem Publikum.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Voskresenskiy
Nichts für zarte Pflänzchen: Rock am Ring
Das Rockfestival findet zum zweiten Mal in Folge in Mendig und unter Sturm, Gewitter und Dauerregen statt. Schließlich schlagen Blitze ein. Nach anderthalb Tagen wird die Veranstaltung gestoppt. Fans müssen enttäuscht nach Hause. Die Infrastruktur am neuen Austragungsort war suboptimal - und so kehrt das Festival nach zwei Jahren an seinen alten Standort zurück: dem Nürburgring.
Bild: Imago/Reichwein
Wacken: Metal-Battle-Sieger im Matsch
Die Hamburger Band "Zombies Ate My Girlfriend" gewinnt den Nachwuchswettbewerb von Wacken und feiert den Sieg im Matsch. Die 75.000 Wacken-Besucher haben in diesem Jahr mehr Glück als die Rock am Ring-Fans. Sie können beim größten Metal-Festival der Welt drei Tage lang durchfeiern - auch wenn ein paar Regenschauer das Festivalgelände wieder in die übliche Schlammgrube verwandelt haben.
Bild: DW/S. Wünsch
Iron Maiden: Instagram-Foto des Jahres
Bruce Dickinson, Sänger der Metalband Iron Maiden, ist im zweiten Leben Pilot und fliegt die bandeigene Maschine "Ed Force One" höchstpersönlich. Wie man sieht, handelt es sich nicht unbedingt um ein kleines Flugzeug. Die niedlichen Jets im Schatten der Boeing 747 gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande. Das Foto sorgt für breites Grinsen im Netz.
Bild: Instagram
500 Jahre deutsches Reinheitsgebot
So und nicht anders hat ein gutes deutsches Bier zu sein: In dem vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. im April 1516 verfassten Reinheitsgebot heißt es: "In unseren Städten, Märkten und auf dem Lande sollen zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet werden." Wenn ein Brauer gegen diese Regelung verstieß, nahm man ihm einfach die Fässer mit dem "falschen" Bier weg.
Bild: Colourbox
Historisches Konzert: Die Stones auf Kuba
Ihre Musik war auf der Insel lange verboten. Doch kaum öffnet sich das Land dem US-amerikanischen Erzfeind und empfängt sogar Präsident Obama, klopft die älteste Rockband der Welt an die Tür. Die Rolling Stones spielen am Karfreitag ein Gratiskonzert vor gut 450.000 Menschen. "Jetzt sind wir da", ruft Mick Jagger anfangs, "die Zeiten ändern sich."
Bild: Getty Images/AFP/Y. Lage
Pokémon Go: Pokémania weltweit
Wochenlang rennen Menschen mit ihrem Smartphone durch die Städte und jagen kleine "Pokémonster". Die Kamera fängt die reale Umgebung ein, die App projiziert diese auf das Display und stellt die Spielfiguren dazu. "Augmented reality" in höchster Vollendung - die Grenzen zwischen Spiel und Realität verwischen. Kids und Jugendliche haben sich lange nicht mehr so viel bewegt wie in diesem Sommer.
Bild: Reuters/C. Helgren
Hitler-"Kunst" unter dem Hammer
Adolf Hitler war ein künstlerisches Genie. Dachte er selber. Kunsthistoriker sagen das Gegenteil. Doch immer wieder gibt es Menschen, die die Gemälde des Nazi-Diktators sammeln. Oft werden Hilter-Bilder versteigert, die auf Dachböden oder in Nachlässen auftauchen. Aber deren Echtheit ist nicht immer sicher. Bilder, wie dieses in Nürnberg, erreichen dennoch fünfstellige Beträge und mehr.
Bild: Getty Images/AFP/C. Stache
"Fragile" - Musik zurück im Bataclan
Ein Jahr nach den Anschlägen von Paris eröffnet der Pariser Musikclub wieder. Am 13. November 2015 waren dort während eines Konzerts Terroristen eingedrungen und hatten 90 Menschen umgebracht. Zur Wiedereröffnung 2016 kommt Sting, der gerade seine neue Platte veröffentlicht hat und auch ein ganz altes Lied singt: "Der Regen, der fällt, sagt uns immer wieder, wie zerbrechlich wir sind."
Bild: Getty Images/AFP
Bob Dylan zum weltbesten Literaten gewählt
Der Folk-Poet erhält mit dem Nobelpreis die höchste Auszeichnung im Literaturbetrieb. Zunächst reagiert er gar nicht. Dann gebietet ihm der Anstand, sich doch in Stockholm zu melden und artig "Danke" zu sagen. Er schickt die Sängerin Patti Smith, um seinen Preis entgegenzunehmen. Die singt sein Lied "A Hard Rain's A-Gonna Fall" - und hat mittendrin ein Blackout. Dumm gelaufen.
Bild: picture alliance/Effigie/Leemage
Star Wars vom Feinsten
Obwohl jeder Star Wars-Fan das Ende von "Rogue One" kennt, ist dieser Spin Off der berühmten Star Wars-Saga ein Volltreffer. In Deutschland schafft es 2016 kein anderer Film, an seinem ersten Wochenende siebenstellige Besucherzahlen zu erreichen. Der Film spielt zwischen Episode III und IV und erzählt unter viel Geballer, wie die Rebellen an die Pläne des Todessterns (Bild) gekommen sind.
Bild: 2016 Lucasfilm Ltd.
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Wer auf das Jahr 2016 zurückschaut, ohne die vielen schrecklichen und erschreckenden Ereignisse zu erwähnen, die uns das Jahr beschert hat, dem wird gerne vorgeworfen, er betrachte dieses "grausame und hinterhältige 2016" durch eine rosarote Brille.
Dabei ist es schwer zu vergessen, dass Tausende von Menschen gestorben sind in den Trümmern syrischer Städte, in den Schlauchbooten geldgieriger Schlepper, als Opfer von Terroranschlägen und Naturkatastrophen. Großbritannien verlässt die EU, die USA wählen einen reichen Rüpel zum neuen Präsidenten, in ganz Europa scharren die Rechtspopulisten mit den Füßen. Viele berühmte Menschen, die mit ihrer Musik, ihren Büchern, ihren Gedanken, ihren Filmen das 20. Jahrhundert geprägt haben, sind gestorben.
Was ist denn eigentlich übrig geblieben von diesem Kulturjahr 2016? Der ganz normale Kulturbetrieb mit seinen großen, schönen, aber auch hässlichen Momenten. Business as usual. Von gelben Stoffbahnen, die auf einem italienischen See schwimmen bis hin zum ersten Musiker, der einen Nobelpreis für Literatur erhält.