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Nicht nur Deutsche lehnen katholische Morallehre ab

Klaus Dahmann10. Februar 2014

Mit seiner weltweiten Umfrage zu Ehe und Familie hat der Vatikan ein Stimmungsbild unter Katholiken abgefragt. In Deutschland und anderen Ländern tut sich eine tiefe Kluft auf zwischen Gläubigen und Dogmen der Kirche.

Homosexuelle protestieren auf dem Petersplatz - Foto: VINCENZO PINTO/AFP/Getty Images
Bild: Vincenzo Pinto/AFP/Getty Images)

Über mangelnde Denkanstöße können sich Papst Franziskus und die Kurie in Rom dieser Tage wahrlich nicht beklagen. Zuerst war bekannt geworden, dass die große Mehrheit der deutschen Katholiken die propagierte Morallehre ablehnen. Nun zeichnet eine internationale Umfrage zumindest für Europa sowie Nord- und Südamerika ein ähnlich deutliches Bild.

Die am Sonntag (09.02.2014) veröffentlichte Umfrage hat der spanischsprachige US-Fernsehsender Univision parallel zur Vatikan-Initiative in Auftrag gegeben. Befragt wurden 12.000 Menschen in zwölf katholisch geprägten Ländern. Demnach gehen Katholiken vor allem in europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich und Italien, aber auch in Nord- und Südamerika auf Distanz zu zentralen Kirchendogmen.

Ja zur Verhütung, Nein zur Abtreibung

Besonders deutlich widersprechen die Katholiken hier der Kirchenlehre beim Thema künstliche Verhütung: Rund 90 Prozent der Befragten sind für die Verwendung von Pille oder Kondomen. Immerhin zwei Drittel widersprechen der Ansicht der katholischen Kirche, dass die Wiederheirat Geschiedener Sünde sei und ihnen deshalb die Kommunion verwehrt werden müsse. Ähnlich groß ist die Ablehnung des strikten Neins des Vatikans zur Abtreibung.

Zwei von drei spanischen Katholiken sind für das Recht auf AbtreibungBild: Reuters

Hingegen folgen im Kongo, in Uganda und auf den Philippinen die meisten Katholiken eher der Linie des Vatikan: Gerade beim Thema Abtreibung ist in diesen Ländern eine deutliche Mehrheit für ein absolutes Verbot, wie es die Kirchenführung propagiert. Und rund drei Viertel der kongolesischen und ugandischen Katholiken finden es richtig, wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakramenten zuzulassen.

Homo-Ehe umstritten

Gespalten ist das Kirchenvolk hingegen beim Umgang mit Homosexuellen: Nur in Spanien sind fast zwei Drittel der Katholiken für eine Ehe Gleichgeschlechtlicher. In den USA, Brasilien, Argentinien und Frankreich halten sich Befürworter und Gegner die Waage. In den übrigen Ländern schlägt homosexuellen Paaren eine breite Front der Ablehnung entgegen.

Anfang Februar hatte die Deutsche Bischofskonferenz erste Ergebnisse der Vatikan-Umfrage veröffentlicht. Auch wenn keine konkreten Zahlen genannt wurden, war es doch ein Paukenschlag: Die Kirchenlehre zu vorehelichem Geschlechtsverkehr, zur Homosexualität, zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Geburtenregelung, heißt es da, finde "kaum Akzeptanz" oder werde "überwiegend explizit abgelehnt". Das katholische Familienbild wirke auf viele "zu idealistisch und lebensfern". Das Verbot künstlicher Verhütungsmethoden wie Anti-Baby-Pille oder Kondome werde "von der großen Mehrheit der Katholiken als unverständlich abgelehnt und in der Praxis nicht beachtet".

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