Tödliches Virus
11. Juli 2008Eine tragische Geschichte wie aus dem medizinischen Lehrbuch: Die Niederländerin hatte sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei einer Exkursion in Uganda infiziert, als sie die für ihre Fledermäuse berühmten Grotten im Maramagambo-Wald besichtigte. Die Fledertiere sind Überträger des Ebola-ähnlichen Virus, der in acht von zehn Fällen zum Tode führt. Nach ihrem dreiwöchigen Urlaub war die 40-Jährige schwer erkrankt. In der Universitätsklinik Leiden diagnostizierten die Ärzte das so genannte Marburg-Fieber. Es kam zu den typischen, schweren inneren Blutungen, dem "hämorrhagischen Fieber". Schließlich, sechs Tage nach den ersten Untersuchungen, der Tod.
Reichsinstitut gibt Entwarnung
Nach Angaben der holländischen Gesundheitsbehörden hat keine Gefahr einer Übertragung bestanden. Die Patientin sei ordnungsgemäß isoliert worden, so das Reichsinstitut. Ansteckungsgefahr bestehe erst nach Ausbruch der Krankheit. Ungeachtet dessen stünden etwa 100 Kontaktpersonen unter Beobachtung. Das Risiko einer Ausbreitung der Krankheit sei "minimal", beeilte man sich zu versichern.
Kein Impfstoff - kein Gegenmittel
Das Marburg-Virus gehört zu den gefährlichsten bekannten Krankheitserregern. Es gibt bislang keinen Impfstoff und kein Gegenmittel. Nur die Symptome können mit Medikamenten zur Stützung des Kreislaufs und des Gerinnungssystems gelindert werden.
Erstmals beobachtet wurde das Virus 1967 im hessischen Marburg. Später gelangte es auch nach Frankfurt und Belgrad. Insgesamt wurden damals 31 Menschen infiziert, sieben starben, fünf davon in Marburg. Damals waren die Erreger mit Versuchsaffen aus Uganda eingeschleppt worden.
Zentral- und Westafrika im Fokus
Afrikanische "Flughunde" gelten als das lange gesuchte Wirtstier für das Virus. Forscher hatten die Tiere in Westuganda und Kongo-Brazzaville untersucht. Zusammen mit dem noch gefährlicheren Ebola-Virus zählt das Marburg-Virus zu den Filoviren. Infektionen damit breiten sich oft nicht sehr weit aus, weil viele Patienten rasch sterben. Ausbrüche gab es von 1998 bis 2000 in der Demokratischen Republik Kongo und 2004 in Angola.
Forschung und Entwicklung zu teuer?
Experten hoffen, schon in absehbarer Zukunft einen Impfstoff entwickeln zu können. Nach jahrzehntelanger Forschung habe man "Erkenntnisse vorzuweisen", sagt Hans-Dieter Klenk, langjähriger Direktor des Marburger Instituts für Virologie. Tierexperimente seien "sehr, sehr erfolgreich" gewesen. Andere Wissenschaftler bleiben angesichts der Milliarden-Kosten für Impfstoffe und Therapien skeptischer. (sc)