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Im Schatten der Weltmeisterinnen

7. Juli 2019

Die USA gewinnen erneut die Fußball-WM. Doch das Turnier hat weit mehr Gewinner, auch bei den Verlierern. Die niederländische Kapitänin Sari van Veenendaal steht stellvertretend für eine neue Torhüterinnen-Generation.

FIFA Frauen-WM 2019 Finale | USA vs. Niederlande | van Veenendaal & Rapinoe & Morgan
Bild: Reuters/B. Szabo

Sari van Veenendaal blickte traurig, als sie neben der strahlenden Gewinnerin Megan Rapinoe stand. Um sie, über die im Vorfeld so viel berichtet wurde, vor allem wegen ihrer politischen Aussagen in Richtung des US-Präsidenten, drehte sich alles. Wenn ihr Bild auf der Stadion-Leinwand erschien, kreischten die Fans. Und Rapinoe lieferte: Beste Spielerin des Turniers, Torschützenkönigin und Weltmeisterin. Da blieb bei der Ehrung der besten Turnierspielerinnen kaum ein Blick nach rechts - zu einer Frau, die ebenfalls weite Teile der Partie dominiert hatte - indem sie den Amerikanerinnen das Spiel verdarb. Für viele war deshalb auch die niederländische Schlussfrau und nicht Rapinoe die Spielerin des Spiels.

Sehr gute Defensive stellt USA vor Probleme

Die Niederländerinnen erwiesen sich lange als würdige Gegner im Endspiel von Lyon. Das Defensivkonzept der Oranjeleeuwinnen ging lange auf. Schnelle Tore waren bislang die Spezialität der Amerikanerinnen gewesen, in diesem Turnier hatten sie nie länger als zwölf Minuten für das erste Tor benötigt. Und wer sich im Vorfeld sicher gewesen war, dass dieses Finale vom "auf dem Papier" haushohen Favoriten innerhalb kürzester Zeit entschieden werden würde, sah sich extrem getäuscht. Die Zeiten sind vorbei, in denen, selbst in der K.o.-Runde, die Spiele zweistellig ausgehen. Zum Vergleich: Vor vier Jahren hatten die Amerikanerinnen gegen Japan im Endspiel nach einer guten Viertelstunde bereits mit 4:0 geführt.

Und so dauerte es bis weit in die zweite Halbzeit, bis die USA zum Erfolg kamen. Crystal Dunn war zuvor gescheitert, auch Rapinoe, Alex Morgan, Julie Ertz - erst ein Schuss vom Elfmeterpunkt konnte Sari van Veenendaal bezwingen. Der Treffer von Rapinoe in der 61. Minute stellte die Weichen auf Sieg, das Tor zum 2:0 (0:0)-Endstand von Rose Lavelle nur acht Minuten später brachte die Entscheidung. Danach kamen die Weltmeisterinnen noch öfter vor das Tor von van Veenendaal, aber die Oranje-Keeperin bewahrte ihr Team mit weiteren Paraden vor einer höheren Niederlage. Es lag auf der Hand, dass in den sozialen Medien schnell ein Vergleich gezogen wurde.

Sari van Veenendaal gewann immerhin den Goldenen Handschuh als beste Torhüterin des Turniers. Und das völlig zu Recht. Die niederländische Kapitänin hatte großen Anteil an der ersten Finalteilnahme der Oranjeleeuwinnen, die an ihre Leistungen bei der gewonnen Europameisterschaft 2017 anknüpfen konnten. 

Die 29-Jährige stand bis Ende Juni beim FC Arsenal unter Vertrag, dort ist ihr Vertrag ausgelaufen. Nicht erst wegen ihrer Leistungen im Endspiel dürfte die 1,80 Meter große und robuste Torfrau, die zuvor beim FC Twente Enschede und dem FC Utrecht unter Vertrag stand, einige Angebote auf den Tisch bekommen.

Keine schweren Torwartpatzer mehr

Die Qualität der Torhüterinnen bei dieser WM war insgesamt hoch. Das war nicht immer so, noch bei der EM 2017 in den Niederlanden gab es schwere Patzer, vor allem bei hohen Bällen waren viele Schlussfrauen chancenlos. Bei dieser WM konnte man nicht nur bei van Veenendaal sehen, dass das Niveau der Torhüterinnen gestiegen ist. Die schwedische Torfrau Hedvig Lindahl zeigte ebenfalls sehenswerte Glanzparaden. Auch die "kleineren Teams" Jamaika oder Nigeria haben Frauen auf der Torwartposition, die ohne Angst vor einem Patzer ihren Job machen - und das viel routinierter als früher.

Sari van Veenendaal behält die ÜbersichtBild: AFP/Getty Images/J. P. Ksiazek


Am Ende haben die USA nicht nur Rapinoe, Morgan und Co. den Titel zu verdanken. Sondern auch ihrer Keeperin Alyssa Naeher, die im Halbfinale gegen England einen Elfmeter halten konnte. Dass das Endspiel dann nicht wieder 5:2 (wie das vorangegangene) oder gar zweistellig ausfiel, ist auch ein Sieg für die Arbeit der Torhüterinnen, die nicht nur bei Siegerehrungen immer ein bisschen im Schatten der Feldspielerinnen stehen. 

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