Niederlande werden Dritter
13. Juli 2014In einem zu Anfang sehr abwechslungsreichen Spiel besiegten die Niederländer Gastgeber Brasilien im Spiel um Platz drei mit 3:0 (2:0). Die Tore erzielten Robin van Persie per Foulelfmeter ( 2.), Daley Blind (16.) und Georginio Wijnaldum in der Nachspielzeit (90. +1).
Vor 69.000 Zuschauern im Estadio Nacional in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia spielten die Niederländer in ihren blauen Auswärtstrikots, die Gastgeber in ihren traditionellen gelben Hemden und weißen Hosen. Schiedsrichter war der Algerier Djamel Haimoudi - und der sollte gleich eine unrühmliche Hauptrolle spielen.
Nach nicht einmal zwei Minuten foulte Thiago Silva Hollands Arjen Robben, außerhalb des Strafraums. Aber er war dabei "letzter Mann" und vereitelte eine klare Torchance. Der Schiedsrichter pfiff also zu recht, irrte aber doppelt: Statt Rot für den Brasilianer und Freistoß für die Niederländer, zeigte er Thiago Silva die gelbe Karte und entschied auf Elfmeter. Wie auch immer: Robin van Persie ließ sich die Chance nicht entgehen - trockener Schuss nach oben rechts, 1:0.
Brasilianische Abwehrarbeit: hilflos und tatenlos
In der Folge konnten die Brasilianer das Geschehen einigermaßen ausgeglichen gestalten - aber nur bis zur 16. Minute! Angriff der Europäer, vier Brasilianer plus Torwart standen im Strafraum, doch Daley Blind, Sohn von Co-Trainer Danny Blind, war trotzdem völlig allein am Elfmeterpunkt und erzielte das 2:0. Das war sehr schlecht verteidigt.
Dabei sah es wieder so aus, als hielten die Hausherren Abwehrarbeit für eine überbewertete Tätigkeit, die doch bitte von anderen erledigt werden sollte. Nach vorn waren sie deutlich engagierter, erspielten sich auch einige Chancen, ohne aber die Elftal wirklich in Verlegenheit bringen zu können. Das Fehlen von Neymar zeigte sich, wie im Halbfinale gegen Deutschland, als zu großes Handicap für die uninspirierten Brasilianer.
Aber immer mit Leidenschaft
Zur zweiten Hälfte brachte Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari Fernandinho für den Wolfsburger Luiz Gustavo. Die Niederländer wechselten nicht. Warum auch? Ihnen hatte man nicht einmal angemerkt, dass auch sie auf ihre Nummer 10, Spielmacher Wesley Snejder, verzichten mussten. Der hatte sich beim Warmmachen verletzt, ihn ersetzte Jonathan de Guzman, der seine Sache recht ordentlich machte.
In der 57. Minute kam Hernanes für den enttäuschenden Paulinho, doch das Spiel der Hausherren änderte sich nicht: Nach vorn immer mit Leidenschaft, aber meistens unkoordiniert, hinten seltsam teilnahmslos. Hätten die Niederländer ernst gemacht, nach sechzig Minuten hätte es schon 0:4 stehen können.
Nach rund einer Stunde dann aber die besten Chancen der Hausherren: Ramires setzte sich durch und zielte aus 18 Metern knapp vorbei. In der 63. Minute schoss David Luiz einen Freistoß aus zentraler Position, etwa 18 Meter vor dem Tor, platziert, aber kraftlos. Keeper Jasper Cillessen hatte keine Mühe, ihn wegzufangen.
Die zweite Spielhälfte war für die Elftal nicht mehr als ein Trainingsspiel. Mit einigen schnell vorgetragenen Kontern sorgten sie für Gefahr vor dem Tor von Julio Cesar, aber meist ließen sie die Hausherren spielen. Die brachten in der 72. Minute zwar Hulk für Ramires, doch besser wurde ihr Spiel auch dadurch nicht. Den Schlusspunkt dann Georginio Wijnaldum, der fast unbedrängt das 3:0 für Oranje erzielen konnte.
Bronze für Oranje
Die Brasilianer waren um Wiedergutmachung bemüht, und mangelndes Engagement kann man ihnen nicht vorwerfen. Doch die Anhänger der Selecao waren maßlos enttäuscht: Einsatz und Wille hatten zwar gestimmt, doch ihren Gegnern waren die Brasilianer in jeder sportlichen Beziehung unterlegen.
Der Elf von Bondscoach Louis van Gaal genügte eine solide Leistung, um die Bronzemedaille zu gewinnen. Die Niederländer hatten zwar in ihrem ersten Spiel, dem überragenden 5:1 gegen Titelverteidiger Spanien, hohe Erwartungen geweckt, die sie zum Schluss nicht erfüllen konnten. Insgesamt aber hat Oranje nicht enttäuscht und mehr erreicht, als die Niederländer selbst vor Turnierbeginn geglaubt haben.