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KonflikteAfrika

Nigeria: Islamisten nehmen Hunderte Geiseln

19. August 2020

Nach einem Überfall auf die Stadt Kukawa im Nordosten Nigerias sind offenbar Hunderte Zivilisten in der Gewalt der ISWAP-Miliz. Viele der Menschen waren gerade erst aus Flüchtlingslagern an ihre Wohnorte zurückgekehrt.

Nigeria Baga | Truck des IS Gruppe (ISWAP)
Ein Auto, das angeblich der ISWAP-Miliz gehören soll (Archiv)Bild: Getty Images/AFP/A. Marte

Mutmaßliche Anhänger der Miliz Islamischer Staat in Westafrika (ISWAP) sollen in die Stadt Kukawa im Nordosten Nigerias eingefallen sein und dabei Hunderte Zivilisten als Geiseln genommen haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Sicherheitskreise und lokale Quellen; ein in der Region ansässiger DW-Korrespondent bestätigte die Meldungen. Lokalen Medien zufolge haben die Extremisten die ISWAP-Flagge in der Stadt gehisst.

Die Angreifer seien mit 22 Lastwagen gekommen und hätten die zum Schutz der Stadt abgestellten Soldaten attackiert, sagte Babakura Kolo, Anführer einer Selbstverteidigungsmiliz. Aus Sicherheitskreisen erfuhr AFP, dass als Reaktion auf den Angriff Kampfflugzeuge aus Maiduguri in die Region abgeordert wurden.

Fragile Lage am Tschadsee

Kukawa liegt im Bundesstaat Borno, unweit des Drei-Länder-Ecks am Tschadsee. Die Sicherheitslage in der Region ist sehr fragil; einige Dörfer und Städte werden von der ISWAP kontrolliert. Die Miliz hatte sich 2016 von der Terrorgruppe Boko Haram abgespalten, die seit mehr als zehn Jahren Gewalttaten im Norden Nigerias verübt. ISWAP liefert sich immer wieder Kämpfe mit der nigerianischen Armee, bei denen bereits Hunderte Soldaten getötet wurden. In Borno und zwei benachbarten Bundesstaaten sind nach UN-Angaben vier von fünf Bewohnern auf humanitäre Hilfe angewiesen.

In diesem Lager in Maiduguri haben Tausende Binnenflüchtlinge Schutz vor islamistischen Übergriffen gesuchtBild: picture-alliance/AP Photo/S. Alamba

Entgegen der Warnungen internationaler Hilfsorganisationen halten örtliche Behörden Binnenflüchtlinge dazu an, in ihre Heimatorte zurückzukehren. Auch die nun als Geiseln genommenen Menschen sollen erst Anfang August aus der Provinzhauptstadt Maiduguri zurückgekehrt sein. Sie hätten gehofft, ihre Felder bestellen zu können, erzählte ein Augenzeuge AFP: "Wir wissen nicht, was sie mit ihnen vorhaben. Aber wir hoffen, dass sie ihnen nichts antun."

Erinnerungen an Chibok

Die Größenordnungen des jüngsten Vorfalls erinnern an einen anderen Fall aus dem Bundesstaat Borno: Im April 2014 entführten Extremisten 276 größtenteils christliche Schülerinnen aus ihrer Schule in der Stadt Chibok. Boko Haram bekannte sich damals zu der Tat. Seitdem sind immer wieder Geiseln entkommen oder freigelassen worden, zuletzt waren aber immer noch mehr als 100 der Mädchen und Frauen in der Gewalt ihrer Entführer. Seitdem gab es zahlreiche Demonstrationen für ihre Freilassung. Unter dem Hashtag #BringBackOurGirls setzten sich auch zahlreiche internationale Prominente dafür ein.

Laut einer Analyse der Zeitung "Daily Trust" sind im laufenden Jahr bereits mindestens 808 Menschen in Nigeria entführt worden; der überwiegende Teil von ihnen im Nordosten. Der jüngste Fall ist darin noch nicht mit eingerechnet.

Leben im Internat

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ehl/qu (afp, kna, DW)

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