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Nigeria und der ewige Kampf ums Öl

Christine Harjes18. September 2008

Nigerianische Rebellen wollen ihren Ölkrieg ausweiten. Das haben die Milizen der Bewegung für die Befreiung des Niger-Deltas am Mittwoch mitgeteilt. Seit drei Jahren greifen sie immer wieder Ölförderanlagen im Land an.

Immer wieder kommt es in Nigeria zu Anschlägen auf ÖlanlagenBild: AP

Nach eigenen Angaben haben die Rebellen einen Anschlag auf eine wichtige Ölpipeline im Niger-Delta verübt. Die Pipeline, die vermutlich den Konzernen Agip und Shell gehöre, sei am Mittwochmorgen in die Luft gesprengt worden, teilte die Rebellenorganisation Bewegung für die Befreiung des Nigerdeltas (MEND) in einer E-Mail mit. Eine Bestätigung durch das Militär lag zunächst nicht vor. Wenige Stunden vorher hatte die MEND einen Angriff auf eine Ölanlage der Royal Dutch Shell gemeldet. Laut Armee setzten die Rebellen dabei Boote, Dynamit und Handgranaten ein.

Brutales Vorgehen

Ölindustrie in Nigeria verursacht UmweltproblemeBild: picture-alliance / dpa

Die Ölproduktion ist seit den ersten Angriffen vor drei Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Die Rebellen gehen bei ihren Aktionen oft brutal vor: Mehr als 200 ausländische Ölarbeiter haben sie in den vergangenen Jahren als Geiseln genommen. Zuletzt einen Briten und zwei Südafrikaner. Die Forderung der Milizen: Die Bevölkerung soll stärker an den Gewinnen aus der Ölförderung beteiligt werden. Die Forderung nach einer größeren Beteiligung der Bevölkerung am Ölreichtum Nigerias sei durchaus berechtigt, sagt Mathias John, Wirtschafts- und Menschenrechtsexperte bei amnesty international. "In Nigeria wird seit Jahrzehnten Öl gefördert und die Einnahmen aus diesem Ölreichtum kommen nur zu einem ganz geringen Teil den Menschen in den Gebieten zugute." Die Aktionen der Rebellen verurteilt John trotzdem deutlich. Es sei nicht akzeptabel, dass die aufständischen Gruppen Unbeteiligte verletzen, Menschen umbringen und Leib und Leben der Bevölkerung gefährden. Trotzdem: Mit den Forderungen der MEND-Rebellen sympathisieren viele Nigerianer.

Versagen der Regierung

John sieht die Hauptverantwortung für die Unzufriedenheit in der Bevölkerung bei der nigerianischen Regierung. "Die Regierung hat dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung partizipiert", sagt er. Sie habe auch dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung im Niger-Delta vor Menschrechtsverletzungen und der Umweltverschmutzung, die im Zusammenhang mit der Ölförderung stehe, geschützt werde.

Verantwortung der Unternehmen

Immer wieder wird aber auch international Kritik an den ausländischen Firmen laut. Sie verhielten sich rücksichtslos der Bevölkerung und der Umwelt gegenüber, so der Vorwurf. "Wir tun was wir können", sagt dagegen Olav Ljosne, Sprecher bei Shell. "Aber die Verantwortung für das Eindämmen der Armut liegt bei der Regierung." Nur sie könne den Rebellen den Nährboden für die Revolte entziehen, indem sie den Menschen Schulen, Straßen, Kliniken und Arbeit zukommen lasse.

Mathias John sieht das anders. Aus seiner Sicht seien auch die Unternehmen in der Verantwortung. So dürften nicht zu Komplizen bei Menschenrechtsverletzungen werden, warnt er. "Nigeria ist ein Land, in dem das Militär und die Polizei ganz massive Menschrechtsverletzungen begehen. Es werden viele Morde durch diese Sicherheitskräfte begangen." Gerade im Niger-Delta seien die Sicherheitskräfte besonders berüchtigt. "Da müssen die Firmen darauf achten, dass sie nicht mit diesen Kräften zusammenarbeiten. Sie müssen transparent handeln, sie müssen sicherstellen, dass auch die Bevölkerung informiert wird, sie müssen bei Übergriffen und Umweltverschmutzungen Entschädigungen leisten, und sie müssen wenn sie sich schon sozial engagieren, die Bevölkerung mit einbeziehen", sagt John.

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