Nigerias Armee tötet versehentlich mindestens 85 Zivilisten
5. Dezember 2023Die nigerianische Armee räumte inzwischen ein, bei einem Drohnenangriff gegen bewaffnete Milizen am Sonntagabend versehentlich Dorfbewohner getroffen zu haben, die sich im Dorf Tudun Biri im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna zu einer religiösen Feier zu Ehren des Propheten Mohammed getroffen hätten.
Präsident Bola Ahmed Tinubu nannte den "tragischen Tod der Zivilisten" einen "bedauerlichen, beunruhigenden und schmerzhaften" Vorfall. Es werde eine gründliche Untersuchung geben. Der Chef der nigerianischen Armee, Generalleutnant Taoreed Lagbaja, besuchte Tundun Biri und entschuldigte sich für den Luftangriff. In einem Krankenhaus in Kaduna, in dem die Verletzten behandelt werden, versprach er den Opfern, die Armee werde für die Behandlungskosten aufkommen.
Nigerias Katastrophenschutzbehörde NEMA teilte mit, bisher seien 85 Tote begraben worden, doch die Suche nach weiteren Opfern dauere an. Etwa 66 Menschen werden nach Angaben der Behörde noch im Krankenhaus wegen verschiedener Verletzungen behandelt. Unter den Opfern sind nach Angaben von Dorfbewohnern viele Frauen, Kinder und alte Menschen.
Nicht die erste tragische Verwechslung durch Nigerias Armee
Nigerias Streitkräfte gehen im Nordwesten und Nordosten des Landes immer wieder mit Luftangriffen und Drohnen gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram und anderer Dschihadistengruppen sowie gewalttätige Banden vor. Die kriminellen Banden sind vor allem im Nordwesten Nigerias aktiv, ihre Stützpunkte befinden sich in den Wäldern. Sie überfallen und plündern Dörfer und entführen Bewohner, um Lösegeld zu erpressen.
In der Vergangenheit ist dem Militär bereits mehrfach vorgeworfen worden, versehentlich Zivilisten im Zuge von Militäroperationen getötet zu haben. In der Kleinstadt Rann im nordöstlichen Bundesstaat Borno bombardierte die Luftwaffe 2017 versehentlich ein Lager für Binnenvertriebene und tötete mehr als 100 Menschen. Im September 2021 wurden bei einem Angriff in Kwatar Daban Masara am Tschadsee im Nordosten des Landes mindestens 20 Fischer getötet. Die Armee hatte sie mit Kämpfern verwechselt.
Im Nordosten Nigerias haben Dschihadisten große Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht, wurden zuletzt aber zurückgedrängt. Mehr als 40.000 Menschen sind seit 2009 bei Kämpfen getötet und zwei Millionen Menschen vertrieben worden.
qu/uh (dpa, afp, rtr)
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