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Nigerias Tischtennis-Star hofft auf Medaille

Davis Van Opdorp
13. Juli 2021

Der nigerianische Tischtennisspieler Quadri Aruna will sich bei den Spielen gegenüber den chinesischen Sportlern behaupten und eine Medaille holen. Er ist die größte Hoffnung seines Kontinents.

Brasilien Olympische Spiele in Rio - Tischtennisspieler Quadri Aruna
Bild: Reuters/A. Konstantinidis

Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio traf Quadri Aruna im Viertelfinale des Tischtennis-Einzel-Turniers der Herren auf den chinesischen Meister Ma Long. Mit seiner schnellen Vorhand hatte der nigerianische Virtuose zuvor mehrere Top-Spieler bezwungen. Es war das erste Mal, dass ein Afrikaner in diese Runde bei den Olympischen Spielen eingezogen war. 

Aruna hatte den an Nummer fünf gesetzten Taiwanesen Chuang Chih-yuan mit 4:0 besiegt und den deutschen Star Timo Boll mit 4:2 in einem der größten Überraschungs-Partien der Tischtennisgeschichte. Ma Long war jedoch am Ende zu stark, und Aruna verlor in vier Sätzen gegen den späteren Goldmedaillengewinner. 

Die Erfahrung lehrte Aruna eine wertvolle Lektion: Um das Podium erreichen zu können, musste er noch härter arbeiten. Der 32-Jährige wechselte daraufhin im Jahr 2020 von der portugiesischen Liga in die deutsche Tischtennis-Bundesliga (TTBL), um sich mit stärkeren Gegnern messen zu können. Aruna absolvierte in einer aufreibenden Saison beim TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 25 Spiele mit einer Siegquote von 60 Prozent. Der Verein beendete die Saison auf Platz 10. Heute ist er mit Platz 22 der höchstplatzierte Afrikaner in der Rangliste des Internationalen Tischtennis-Verbandes (ITTF). "Ich war sehr glücklich, in der Bundesliga zu spielen, einer der besten Ligen in Europa", sagt Aruna der DW. "Ich denke, die Erfahrung in der Bundesliga wird mir bei den Olympischen Spielen helfen."

Aruna gratuliert China´s Ma Long nach dem Viertelfinale in Rio 2016Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com

Ungewöhnliche Anfänge

Aruna wuchs im nigerianischen Oyo auf, einer geschichtsträchtigen Stadt des Yoruba-Volkes. Die Kinder dort zeichneten Linien auf den Betonboden bis es ein Spielfeld ergab. Sie fanden zerbrochenen Asbest und flaches Holz für Tennisschläger. Mit dem Geld, das sie bei ihren Botengängen sammelten, kauften sie Tischtennisbälle. Man konnte man tausend Bälle über den Beton prallen hören. 

Die Einfachheit des Tischtennis konkurrierte in Arunas Herz mit der Popularität des Fußballs. Sein Vater wartete mit einem Stock vor ihrem Haus, wenn er vom Spielen zurückkam. Seine Familie wollte, dass er sich auf die Schule konzentriert. Als sich sein Talent auf den Betonböden herausstellte, erhielt er eine Einladung in eine Tischtennishalle, die von dem berühmten Trainer der Stadt, Oluwole Abolarin, geleitet wurde. "Zum Glück sah er mich auf der Straße und nahm mich mit in die Halle. Ich glaube, er erkannte mein Talent", sagt Aruna. 

Internationaler Erfolg

Seitdem ist er zum Aushängeschild für Tischtennis in Nigeria geworden und ist so bekannt wie die prominentesten Fußballer des Landes. 2017 war Aruna der erste Afrikaner, der einen ITTF-Titel außerhalb des Kontinents gewann. Damals besiegte er den Japaner Kaii Yoshida mit 4:2 und gewann damit die ITTF Challenge Polish Open in Czestochowa. Im selben Jahr entschied er den ITTF African Cup gegen den ägyptischen Rivalen Omar Assar für sich. Damit war aber noch nicht Schluss: Im April 2018 holte er sich die Silbermedaille bei den Commonwealth Games an der australischen Gold Coast. Später im selben Jahr gewann er die ITTF Challenge Nigeria Open in Lagos gegen den französischen Spieler Antoine Hachard und verteidigte den Titel 2019 erfolgreich gegen den Österreicher Robert Gardos.

Wenn er in der nigerianischen Millionenstadt Lagos spielt, sind die Zuschauer kaum zu halten. Es ist ein Riesenfest, wenn die Fans trommeln und seinen Namen in der Okoya-Thomas-Halle des Teslim-Balogun-Stadions in Surulere rufen. Dort ist er zu Hause und eins mit der Menge.

Aruna gewinnt Silber bei den Commonwealth Games 2018 Bild: Anthony Wallace/AFP/Getty Images

Große Erwartungen

Nigeria war bei jedem Tischtennis-Event vertreten, seit es 1988 zu einer olympischen Sportart wurde. Atanda Musa, Bose Kaffo, Monday Merotohun und Segun Toriola haben bei den Spielen mitgemacht. Aber Aruna, der kürzlich zum Kapitän des Teams Nigeria ernannt wurde, ist die größte Hoffnung auf eine Tischtennis-Medaille bei Olympischen Spielen. "Es wäre ein Grund zur Freude für uns als Land und den afrikanischen Kontinent, wenn Aruna bei den Olympischen Spielen eine Medaille gewinnt", sagt Ishaku Tikon, Präsident des nigerianischen Tischtennisverbandes. "Die Olympischen Spiele sind kein Kinderspiel. Es ist eine ernste Angelegenheit, und unser Ziel ist es, eine Medaille zu holen."

Herausforderungen

Die COVID-19-Epidemie hat Arunas Tatendrang nicht gebremst. Er trainiert täglich zweieinhalb Stunden in Lissabon, wo er mit seiner Familie lebt. Anders als bei den letzten Olympischen Spielen in Rio - damals mussten nigerianische Athleten noch um finanzielle Förderung kämpften - wird Aruna jetzt von der Regierung unterstützt. "Ich habe zwei Turniere in China gespielt, ich habe in Doha gespielt, und ich habe auch ein Camp im Tennisclub Saarbrücken gehabt. Ich habe eine beispiellose Unterstützung vom nigerianischen Sportminister erhalten, um an diesen Turnieren teilzunehmen. Das ist die beste Vorbereitung, die ich je auf ein großes Turnier hatte", sagt Aruna.

Aruna spielt im Finale der ITTF in Zhengzhou, ChinaBild: Liu Junxi/Xinhua News Agency/picture alliance

Eine Medaille in Tokio zu gewinnen bedeutet, dass er der chinesischen Dominanz an der Spitze des Sports unerschrocken entgegentreten muss. Die Chinesen haben bei fünf der letzten sechs Turniere Gold gewonnen. "Tischtennis ist die Sportart Nummer eins in China. Sie stecken viel Geld in den Sport, und sie haben die besten Trainer, die das Spiel verstehen. Aber ich denke, es ist möglich, in Tokio eine Überraschung zu schaffen. Mein Ziel ist es, eine Medaille zu gewinnen, und ich hoffe, dass ich Glück habe", sagt Aruna.

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