Nigerias Vizepräsident löst Regierung auf
18. März 2010
Mit der Auflösung des Kabinetts hat Goodluck Jonathan seine Macht als Präsident von Nigeria weiter gefestigt. Die meisten Kabinettsmitglieder gelten als treue Anhänger von Nigerias gewähltem Präsidenten Umaru Yar'Adua. Yar'Adua ist seit mehreren Monaten schwer krank. Das Parlament hatte Jonathan nach langem Hin und Her im Februar zum Übergangspräsidenten ernannt. Die Ernennung war umstritten, weil Yar'Adua die Amtsgewalt vor seiner Abreise zur Behandlung in Saudi-Arabien nicht offiziell an den Vizepräsidenten übergeben hatte.
Regierung arbeitet weiter
Die scheidende Informationsministerin Dora Akunyili sagte am Mittwoch (17.03.2010), ein Grund für die Regierungsauflösung sei nicht genannt worden. Die Regierung sei aber weiter funktionsfähig, da die ständigen Staatssekretäre bis zur Ernennung neuer Minister die Ressorts leiten, sagte Akunyili. Es können Wochen vergehen, bis neue Kandidaten nominiert und durch den Senat bestätigt werden. Jonathan hat unter anderen den Sicherheitsberater der Regierung entlassen. Er gilt als enger Vertrauter von Yar'Adua. Stattdessen ernannte er den ehemaligen General Theophilus Danjuma zu einem seiner wichtigsten Berater.
Religiöse Brisanz
Nigerianische Medien beurteilten die Entlassung des Kabinetts als Schritt zur Kontrolle über die Regierung. Hinter der politischen Frage um das höchste Amt im Staat steckt auch eine religiöse Dimension: Der erkrankte Präsident Yar'Adua ist Muslim und stammt aus dem Norden, während Vizepräsident Goodluck Jonathan aus Südnigeria kommt und Christ ist. Innerhalb der nordnigerianischen Elite gab es erheblichen Widerstand, das Amt an einen Christen aus dem Süden zu übergeben.
Neue Zusammenstöße
Unterdessen kam es in Zentralnigeria am Mittwoch zu neuen Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen. Angeblich sollen muslimische Hirten die Dörfer Byei und Batem im Bundesstaat Plateau angegriffen haben. 13 Menschen starben. Nach Angaben der Regierung wurden außerdem sechs Menschen schwer verletzt. Die meisten Opfer sollen christliche Frauen und Kinder gewesen sein. Die Polizei verhaftete sieben Verdächtige.
Erst in der vergangenen Woche waren bei einem Angriff auf drei Dörfer in der Nähe von Jos mehr als hundert Menschen getötet worden. Angehörige der muslimischen Fulani-Nomaden hatten die überwiegend christlichen Berom angegriffen. Der Angriff soll eine Vergeltungstat für vorangegangene Überfälle durch die Berom gewesen sein.
Autorin: Christine Harjes (dpa, AP, AFP)
Redaktion: Dirk Bathe