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KulturGlobal

Praemium Imperiale für Marina Abramović

15. Juli 2025

"Nobelpreis der Künste": Seit 1989 würdigt der Praemium Imperiale herausragende Leistungen in Kunst, Musik und Architektur. Zu den Preisträgern 2025 zählt Marina Abramović - bekannt für ihre radikale Performancekunst.

Eine Frau steht vor einem schwarz-weißen Hintergrund.
Auch Marina Abramović bekommt den "Nobelpreis der Künste" zugesprochen Bild: Justin NG/Photoshot/picture alliance

Dieser Preis kommt ohne großes Getöse daher - aber wer ihn bekommt, hat etwas bewegt: Der Praemium Imperiale, verliehen von der Japan Art Association, zählt zu den wichtigsten Kunstpreisen der Welt. Seit 1989 zeichnet er Persönlichkeiten aus, die ihre jeweilige Disziplin künstlerisch und gesellschaftlich geprägt haben.

Vergeben wird er in fünf Kategorien. Jede ist mit rund 90.000 Euro dotiert, doch das eigentliche Gewicht des Preises liegt im Symbolwert. Hier wird nicht ein einzelnes Werk belohnt, sondern meist das gesamte Schaffen.

2025 dürfen sich diese Künstlerinnen und Künstler freuen: der Schotte Peter Doig (Malerei), die serbische Künstlerin Marina Abramović (Skulptur), der Portugiese Eduardo Souto de Moura (Architektur), der ungarische Pianist András Schiff (Musik) und die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker (Theater/Film).

Internationale Bühne mit viel Protokoll

Die Preisverleihung findet im Oktober in Tokio statt. Dabei sind Vertreterinnen aus Kunst, Politik und Diplomatie - und Mitglieder der kaiserlichen Familie, denn Prinz Hitachi, der Bruder des emeritierten Kaisers Akihito, ist Schirmherr des Preises.

Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von internationalen Gremien vorgeschlagen - darunter Persönlichkeiten aus Frankreich, Großbritannien, Italien, den USA und Japan. Für Deutschland war unter anderem Altbundespräsident Richard von Weizsäcker beratend tätig.

Was zählt, ist nicht die Stilrichtung oder Nationalität - wichtiger ist der nachhaltige kulturelle Einfluss. Und genau das sorgt immer wieder für spannende - und manchmal überraschende - Namen.

Große Namen, große Wirkung

In der Vergangenheit ging der Preis unter anderem an Cindy Sherman (Malerei), Steve Reich (Musik), Norman Foster (Architektur) und Yoko Ono (Theater/Film). Viele der Ausgezeichneten haben mit ihren Werken Debatten angestoßen oder gesellschaftliche Missstände aufgegriffen - Kunst mit Haltung.

Wim Wenders bei der Preisverleihung in Tokio 2022Bild: The Japan Art Association/The Sankei Shimbun

Auch deutsche Künstlerinnen und Künstler wurden schon mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet, unter ihnen Gerhard Richter, Anselm Kiefer und Rebecca Horn für ihre Malerei, Pina Bausch mit ihrem Tanztheater, der Architekt Frei Otto, die Violinistin Anne-Sophie Mutter - und zuletzt Filmemacher Wim Wenders, der 2022 für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. 

Globaler Anspruch verfehlt?

Ganz ohne Kritik kommt der Preis nicht aus. Vor allem wird bemängelt, dass afrikanische und lateinamerikanische Positionen bislang deutlich unterrepräsentiert sind - obwohl der Praemium Imperiale sich als international offen versteht. Aus Afrika etwa gibt es bisher noch nicht so viele Preisträger; 2017 waren es dann aber gleich zwei: Youssou N’Dour aus dem Senegal in der Kategorie Musik und der Bildhauer El Anatsui aus Ghana. 

Architekt Francis Kéré aus Burkina Faso wurde 2023 ausgezeichnet.

Francis Kéré aus Burkina Faso erhielt den Preis für Architektur 2023Bild: picture-alliance/Photoshot

Besser sieht es mit der asiatischen Präsenz aus. Der koreanische Maler Lee Ufan wurde bereits 1993 ausgezeichnet, Zao Wou‑ki folgte 1994. Auch Tadao Ando, Yayoi Kusama, Cai Guo‑Qiang oder Shigeru Ban stehen auf der Liste - allesamt Kunstschaffende, die auch außerhalb Asiens großen Einfluss haben.

Ein Blick nach Indien zeigt: Auch hier ist der Preis angekommen. Charles Correa, ein Architekt, der moderne Entwürfe mit indischer Tradition verband, erhielt 1994 den Preis. Anish Kapoor, geboren in Mumbai und international bekannt für seine monumentalen Skulpturen, wurde 2011 geehrt. Namen wie diese zeigen: Asien ist längst nicht mehr Randzone im internationalen Kunstgeschäft.

Dieser Text wurde aktualisiert.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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