Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an zwei US-Forscher und einen Briten. Sie entdeckten, wie der menschliche Körper auf Sauerstoffmangel reagiert. Eine lebensnotwendige Anpassung - nicht nur beim Bergsteigen.
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Drei Zellforscher enthalten den berühmtesten Wissenschaftspreis der Welt für ihre Entdeckungen dazu, wie sich eine Zelle auf eine sauerstoffarme Umgebung einstellt. William Kaelin und Gregg Semenza aus den USA sowie der Brite Sir Peter Ratcliffe hätten "einen fundamentalen physiologischen Mechanismus aufgeklärt", sagte Nobelpreiskomitee-Mitglied Patrik Ernfors vom Karolinska-Institut heute in Stockholm. Dieser Mechanismus erlaube es den Menschen beispielsweise, so viele Gebiete der Erde in verschiedenen Höhen zu bewohnen.
Jeder Körper braucht Sauerstoff, um Nahrung in Energie umzuwandeln. In unterschiedlichen Höhen sind die Zellen unseres Körpers aber unterschiedlichen Mengen an Sauerstoff ausgesetzt. Auf geringere Konzentrationen zu reagieren, ist lebensnotwendig.
Und das nicht nur beim Bergsteigen, fügt Randall Johnson, Professor für molekulare Physiologie und Pathologie an der Universität Cambridge hinzu. "Im Falle einer Wunde etwa erhält nur ein Teil des Körpers wenig Sauerstoff durch eine schlechte Blutversorgung." Beim Sport wiederum entsteht im Muskel ein vorübergehender Mangel an dem wertvollen Gas.
"Überwältigend"
Die drei Nobelpreisträger arbeiteten seit den 1990er Jahren unabhängig voneinander daran zu verstehen, wie Anpassungen auf Sauerstoffmangel direkt auf Zellebene funktionieren. Mit ihren Erkenntnissen haben es die drei zudem ermöglicht, vielversprechende Strategien zu entwickeln, um Krebs, Blutarmut und andere Krankheiten zu behandeln.
Nobelpreis für Medizin: Erkenntnisse, die helfen und heilen
Seit dem Jahr 1901, als der erste Medizinnobelpreis vergeben wurde, hat die Forschung gewaltige Fortschritte gemacht. Von vielem, was Mediziner damals entdeckten, profitieren die Patienten in den Arztpraxen noch heute.
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1902: Die Malariamücke hat schuld
Der Brite Ronald Ross fand heraus, dass Mücken die Tropenkrankheit Malaria übertragen. Er zeigte, dass Anopheles-Mücken einzellige Parasiten in sich tragen, die Malaria auslösen. Noch heute erkranken 200 Millionen Menschen jedes Jahr an Malaria, über eine halbe Million stirbt. Aber dank Ross' Erkenntnissen konnten Forscher Medikamente gegen die Krankheit entwickeln.
Robert Koch entdeckte den Erreger der Tuberkulose, das Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Noch heute ist die Tuberkulose eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, deren Behandlung auch mit den richtigen Antibiotika oft sehr langwierig ist. Es gibt inzwischen eine Impfung. Sie schützt Kleinkinder, aber keine Erwachsenen.
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1912: Organe von einem Menschen in den anderen
Der französische Chirurg Alexis Carrel machte es möglich, Blutgefäße und ganze Organe zu transplantieren. Beispielsweise entwickelte er eine Nahttechnik, mit der sich durchtrennte Blutgefäße verbinden lassen. Auch fand er heraus, wie man Organe außerhalb des Körpers gut lagern kann. Heutzutage transplantieren Ärzte jedes Jahr etwa 100.000 Organe.
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1924: Dem Herz beim Schlagen zusehen
Der Niederländer Willem Einthoven entwickelte das Elektrokardiogramm (EKG) so weit, dass es sich in Krankenhäusern und Arztpraxen einsetzen ließ. Ein EKG erfasst die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern. Anhand dessen kann der Arzt zum Beispiel Herzrhythmusstörungen und andere Herzkrankheiten erkennen. Es ist heute ein sehr breit eingesetztes Verfahren.
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1930: Vier Sorten von Blut
Der Österreicher Karl Landsteiner entdeckte, dass es oft Klumpen gab, wenn er das Blut zweier Menschen vermischte - oft, aber nicht immer. Bald fand er die Ursache: die verschiedenen Blutgruppen A, B und 0 (die er selbst C nannte). Später entdeckten Kollegen von ihm auch die Blutgruppe AB. So wurden sichere Bluttransfusionen möglich.
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1939, 1945 und 1952: Medikamente, die Bakterien töten
Gleich drei Nobelpreise gingen an Entdecker und Entwickler von Antibiotika. Darunter war Alexander Fleming, der das Penicillin entdeckte. Noch heute sind Antibiotika unter den am häufigsten eingesetzten Medikamente und retten sehr oft Leben. Allerdings müssen immer neue Arten von Antibiotika entwickelt werden, da die Bakterien mit der Zeit resistent werden.
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1948: Ein Gift gegen Malariamücken
Die chemische Verbindung DDT tötet Insekten, ist aber kaum giftig für Säugetiere. Das erkannte Paul Hermann Müller. In den Jahrzehnten danach war DDT eines der weltweit meistverwendeten Insektizide. Bis man erkannte, dass es sich in der Umwelt anreichert und vor allem für Vögel schädlich ist. Inzwischen ist seine Verwendung verpönt. Es wird aber noch gegen Malariamücken eingesetzt.
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1956: Vortasten bis zum Herzen
Der Deutsche Werner Forßmann erhielt gemeinsam mit zwei Kollegen den Nobelpreis für die Entwicklung des Herzkatheters. Forßmann führte an sich selbst die erste Herzkatheterisierung durch. Dabei wird ein Kunststoffschlauch an Ellenbeuge, Hand oder Leiste in die Ader eingeführt und bis zum Herz vorgeschoben. So untersuchen Ärzte heute das Herz und führen Operationen durch.
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1979 und 2003: In den Körper schauen
Wollte man früher in den Menschen hineinsehen, gab es nur eine Möglichkeit: das Röntgen. Inzwischen haben Ärzte sehr viel bessere Methoden. Eine davon ist die Computertomografie (CT), die auch Röntgenstrahlen benutzt, aber detailgenaue Schichtaufnahmen vom Körper macht. Später folgte die Kernspintomografie (MRT), die mit komplett unschädlichen Magnetfeldern arbeitet.
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2008: Krebs durch Viren
Dank Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum wissen wir, dass Viren - humane Papillomviren - Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Darauf basierend entstanden Impfstoffe gegen das Virus. Mädchen und Frauen können sich inzwischen gegen diese Art des Gebärmutterhalskrebses impfen lassen.
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2010: Kinder aus dem Reagenzglas
Robert Edwards entwickelte die In-vitro-Fertilisation, sprich die Befruchtung im Reagenzglas. Das erste Baby, das mit dieser Methode entstand, kam im Jahr 1978 in England zur Welt. Weiterentwicklungen verbesserten die Erfolgschancen der Methode weiter. Inzwischen sind weltweit viele Millionen Babys aus einer künstlichen Befruchtung geboren worden.
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2013: Wie Zellen ihre Signale weiterleiten
Den Medizin-Nobelpreis teilten sich der Deutsche Thomas Südhof und die beiden US-Forscher James Rothman und Randy Schekman. Sie wurden dafür ausgezeichnet, dass es ihnen gelungen ist, wichtige Transportmechanismen in Zellen zu entschlüsseln. Defekte in diesem Zell-Transportsystem sind die Ursache für bestimmte Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder auch Diabetes.
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2018: Entfesseltes Immunsystem bekämpft Krebs
In uns allen steckt eine natürliche Abwehr gegen Tumore, man muss nur die natürlichen Bremsen im Immunsystem lösen. James P. Allison und Tasuku Honjo haben mit ihrer Forschung die Grundlage für eine Krebstherapie gelegt, bei der selbst Tumoren sich zurückbilden, die bereits Metastasen gebildet hatten. Nach Ende der Therapie blieben viele Patienten krebsfrei - ein riesiger Durchbruch.
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"Alle drei Forscher sind herausragende Persönlichkeiten, die ein ganzes Feld bewegt haben", sagt Joachim Fandrey, Direktor am Institut für Physiologie der Universität Duisburg-Essen gegenüber der Deutschen Welle. Fandrey kennt alle drei Nobelpreisträger gut und forscht seit über 20 Jahren auf dem gleichen Gebiet. "Es war überwältigend, als ich hörte, wer dieses Jahr ausgezeichnet worden ist", sagt er.
Schlüssel zur Zellregulation ist ein komplexes Eiweiß namens Hypoxie-induzierbarer Faktor, kurz HIF, das Gregg Semenza entdeckte. Dieser Eiweißkomplex wird kontinuierlich in jeder Körperzelle gebildet. Liegt genug Sauerstoff vor, wird es für den Abbau markiert und in der Zelle gleich wieder in seine Bruchstücke zerlegt, fanden William Kaelin und Peter Ratcliffe.
Fandrey nennt dieses System ganz schön clever: " Wenn die Zelle ein Problem durch zu wenig Sauerstoff hat, muss sie nicht etwas komplett neu produzieren, sondern hört einfach auf, etwas abzubauen." Das geht natürlich schneller.
Ein natürliches Dopingmittel
Bei Sauerstoffmangel häuft sich so der Eiweißkomplex HIF in der Zelle an und bindet anschließend an spezielle Abschnitte im Zellkern. Dadurch kommt die Zellmaschinerie in Gang und beginnt, sich auf einen geringen Sauerstoffgehalt einzustellen.
Unter anderem bilden sich neue Blutgefäße, etwa im Muskel nach dem Sport. "Das passiert natürlich nicht sofort, aber innerhalb von Tagen und Wochen", erklärt Joachim Fandrey. "Bei Beanspruchung wächst der Muskel und bildet neue Blutgefäße, damit er besser durchblutet wird und mehr Sauerstoff bekommt."
Auch bildet die Niere bei Sauerstoffmangel das Hormon Erythropoetin, bekannt unter der Abkürzung EPO. Es sorgt dafür, dass mehr rote Blutkörperchen gebildet werden, die Sauerstoff von der Lunge zu den Organen transportieren.
EPO gelang durch zahlreiche Dopingfälle traurige Berühmtheit. Führt ein Sportler sich EPO als Mittel von außen zu, stellt auch er mehr rote Blutkörperchen her und steigert so unerlaubterweise seine Leistungsfähigkeit. Ursprünglich ist das Hormon aber eine körpereigene, lebensnotwendige Substanz.
Hoffnung gegen Krebs
"Der Mechanismus, den die Nobelpreisträger gefunden haben, ist ein Beispiel dafür, wie eine Veränderung in der Umwelt direkt auf die Genregulation im Körper einwirkt", sagt Hellmut Augustin, Leiter der Abteilung Vaskuläre Onkologie und Metastasierung am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Auch er kennt Kaelin, Ratcliffe und Semenza persönlich und spricht von einer "absolut angemessenen Auszeichnung".
Augustin betont, dass bei diesem Medizinnobelpreis konkrete therapeutische Anwendungen weniger im Mittelpunkt stehen. Dennoch wird das Wissen vielleicht schon bald neue Medikamente möglich machen.
Augustin selbst forscht daran, wie Tumoren das natürliche System der Zelle ausnutzen, um neue Blutgefäße wachsen zu lassen. Dadurch bekommen die Krebszellen stets neue Nährstoffe und können fröhlich vor sich hin wachsen. Wäre es möglich, in Krebszellen in die HIF-Regulation einzugreifen, ließe sich das Tumorwachstum womöglich blockieren.
Eingesetzt werden bereits sogenannte VEGF-Hemmer, Medikamente, die Signalmoleküle in der Blutgefäßbildung blockieren. "Es sind allerdings keine magischen Waffen", sagt Augustin. Sie bekämpfen den Tumor nicht, sondern wirken krebsunterdrückend, verlängern also die Lebensdauer der Patienten."
Medikament gegen Blutarmut
In China wiederum kam vor kurzem ein neues Medikament namens Roxadustat gegen Blutarmut bei chronischer Niereninsuffizienz auf den Markt. Es hemmt die Enzyme, die HIF für den Abbau markiert.
Dafür wird HIF nicht abgebaut, reichert sich in der Zelle an und sorgt dafür, dass mehr Erythropoetin in der Niere ausgeschüttet wird. Folge: Eine bessere Durchblutung und eine bessere Sauerstoffversorgung des Gewebes.
Laut Joachim Fandrey ist das Medikament auch in Europa bereits in fortgeschrittener klinischer Prüfung und "es sieht erfolgsversprechend aus". Experten rechnen also damit, dass es in absehbarer Zeit auch in Europa und den USA auf den Markt kommen könnte.
Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft
Unsichtbare Strahlung, feurig heiße Sonnen und Atome, die von selbst zerfallen - die Physik ist eine Wissenschaft des Ungewöhnlichen. Unsere Bildergalerie zeigt, welche Erkenntnisse den Nobelpreis wert waren.
Bild: Bosch
1901: Eine Strahlung, die Knochen sichtbar macht
Den allerersten Physiknobelpreis überhaupt bekam der Deutsche Wilhelm Conrad Röntgen. Er entdeckte die Röntgenstrahlen. Noch heute nutzen Ärzte sie, um Knochenbrüche oder Entzündungen in Zahnwurzeln festzustellen. Allerdings kann die energiereiche Strahlung Krebs erzeugen. Röntgen selbst nannte sie X-Strahlen, ihm zu Ehren wurden sie später umgetauft.
Bild: Fotolia/Denis
1903: Atome, die von selbst zerfallen
Der Franzose Antoine Henri Becquerel fand heraus, dass die Atomkerne einiger schwerer Metalle spontan zerfallen - wie das hier gezeigte Uran. Dabei sondern die Atomkerne energiereiche Strahlung ab. Becquerel entdeckte damit die Radioaktivität. Marie Curie und ihr Mann Pierre untersuchten das Phänomen eingehender. Alle drei bekamen später den Nobelpreis.
Bild: PD
1921: Die Kraft des Lichtstrahls
Licht kann winzige Teilchen aus einem Stück Metall herausschlagen. Diesen photoelektrischen Effekt untersuchte Albert Einstein eingehender. Er deutete es so: Licht und Materie sind zwei Seiten der gleichen Medaille und lassen sich ineinander umwandeln. Daher haben auch Lichtstrahlen die Kraft, das Metall zu verändern. Auf diesem Prinzip basieren heute unsere Solarzellen.
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1956: Der Ursprung moderner Computer
Smartphones, Laptops und iPads verdanken wir den US-Amerikanern William Shockley, John Bardeen und Walter Brattain. Sie bauten erstmals Transistoren - elektronische Schaltungen, die blitzschnell von einem Zustand in den anderen wechseln. Computerprozessoren wie dieser hier bestehen aus vielen Millionen solcher Schaltungen. Eine Geldmünze dient als Größenvergleich.
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1964: Gebündelte Lichtstrahlen
Viele gleiche Lichtstrahlen, die in dieselbe Richtung laufen - das ist einfach ausgedrückt ein Laser. Er beschert uns nicht nur bunte Lichtshows, sondern kann auch Metall schneiden und Hautflecken wegbrennen. Für seine Entwicklung bekamen der US-Amerikaner Charles Townes und die Russen Nikolai Bassow und Alexander Prochorow den Nobelpreis.
Bild: Mehr
1967: Sternenfeuer
Der in Straßburg geborene US-Amerikaner Hans Bethe untersuchte, warum Sterne wie unsere Sonne eigentlich so heiß sind. Er fand heraus: Sterne verschmelzen in ihrem Inneren Wasserstoffatome zu den größeren Heliumatomen. Bei dieser Kernfusion wird viel Energie frei. Sie gelangt als Sonnenstrahlung zu uns auf die Erde.
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1971: Dreidimensionale Bilder zum Staunen
Hologramme verdanken wir dem ungarischen Ingenieur Dennis Gábor. Er konstruierte erstmals solche dreidimensionalen Erscheinungen. Die Gebilde scheinen frei im Raum zu schweben und verändern sich je nach Blickwinkel. Aber sie sind nicht nur schön anzusehende Spielereien: Hologramme auf Geldscheinen machen es Fälschern schwer.
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1986: Klitzekleines sichtbar gemacht
Einblicke in die Welt des Kleinen gab uns der Deutsche Ernst Ruska. Er erschuf das Elektronenmikroskop. Es macht so plastische Aufnahmen wie diese von einem Floh möglich. Die Auflösung ist mehr als tausend Mal so hoch wie bei gewöhnlichen Lichtmikroskopen. Daher kann man damit Dinge sehen, die unserem Auge ansonsten verborgen blieben.
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1988: Ungemein leichte Elementarteilchen
Ja, Neutrinos gibt es wirklich! Das bestätigten die US-Amerikaner Leon Max Lederman, Melvin Schwartz und Jack Steinberger mit ihren Experimenten an einem Teilchenbeschleuniger wie dem hier gezeigten. Neutrinos sind extrem leichte Materiebausteine. Das Problem: Sie wechselwirken so gut wie nicht mit der Materie auf unserer Erde. Entsprechend aufwendig ist ihr Nachweis in Experimenten.
Bild: AP
1989: Genau wissen, wieviel Uhr es ist
Die Grundlage für eine extrem exakte Zeitmessung legte der US-Amerikaner Norman Ramsey. Er machte die Entwicklung einer Atomuhr möglich, der genauesten Uhr der Welt. In einem Jahr weicht sie höchstens 25 milliardstel Sekunden von der idealen Zeit ab. Vier Atomuhren stehen in Braunschweig. Nach ihnen richtet sich die offizielle deutsche Uhrzeit.
Bild: Fotolia/Paylessimages
2007: Viel Speicherplatz auf kleinstem Raum
Die Festplatten von Laptops werden immer kleiner, haben aber gleichzeitig viel mehr Platz für Daten als noch vor einigen Jahren. Grund ist der Riesenmagnetowiderstand. Er tritt auf, wenn man Speichermedien in einer ganz bestimmten Art baut. Diesen Effekt entdeckten der Deutsche Peter Grünberg und der Franzose Albert Fert und wurden dafür mit dem Nobelpreis belohnt.
Bild: DW/A. Bach
2009: Schneller surfen
Charles Kuen Kao, US-Physiker chinesischer Herkunft, entwickelte das Glasfaserkabel. Es überträgt schnell und verlustfrei Informationen, etwa den Inhalt einer Webseite oder ein Telefongespräch. Dafür werden die elektronischen Daten in ultrakurze Lichtblitze umgewandelt, durch das Glasfaserkabel geschickt und am Ziel wieder zurück in elektrische Impulse überführt.
Bild: picture-alliance/dpa
2011: Das Weltall dehnt sich aus
Dass das Universum immer größer wird, zeigten die US-Forscher Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess. Was genau die Ursache ist, weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht. Wer das herausfindet, bekommt bestimmt den nächsten Nobelpreis.
Bild: Fotolia/miket
2013: Entdeckung des Gottesteilchens
Vor fast 50 Jahren beschrieb der junge Physiker Peter Higgs ein Teilchen mit entscheidender Bedeutung. Es verleiht allen anderen Elementarteilchen ihre Masse. Peter Higgs und sein Kollege, der Belgier François Englert, sagten dieses Teilchen nur theoretisch voraus. Erst 2012 wurde es nachgewiesen, am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf.
Bild: 2012 CERN
2014: Es werde - blaues - Licht!
Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura wurden für die Entwicklung von Leuchtdioden (LED) ausgezeichnet, die blaues Licht emittieren. So wurden weiße LEDs möglich: helle und vor allem energiesparende Lichtquellen.
Bild: Ansgar Pudenz/Deutscher Zukunftspreis
2018: Ultrakurze Laserpulse und eine optische Pinzette
Laser sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Donna Strickland und Gérard Mourou haben mit ihrer Forschung die Grundlage für Ultrakurzpulslaser gelegt. Damit lassen sich Werkstoffe so fein bearbeiten, wie mit keinem anderen Werkzeug. Die beiden teilten sich den Nobelpreis mit Arthur Ashkin, der eine optische Pinzette zur Untersuchung biologischer Proben entwickelt hatte.
Bild: Bosch
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An diesem Dienstag (8.10.) wird bekanntgegeben, welche Wissenschaftler den Physik-Nobelpreis bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder ausschließlich Männer sein werden, ist recht hoch.
Denn bislang bekamen ihn seit 1901 nur drei Frauen: Marie Curie 1903, 1963 Marie Göppert-Meyer, eine Deutschstämmige, die aber in die USA ausgewandert ist, sowie die Kanadierin Donna Strickland, die letztes Jahr ausgezeichnet wurde.
Marie Skłodowska Curie wurde übrigens 1911 auch mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Sie war Physikerin und Chemikerin, stammte aus Polen, lebte und arbeitete aber in Frankreich. Sie untersuchte die von Henri Becquerel beobachtete Strahlung von Uranverbindungen und erfand dafür das Wort 'radioaktiv'.
Am Mittwoch, den 9. Oktober ist Chemie dran.
Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben
Der Nobelpreis für Chemie wird seit 1901 verliehen. Oft heißt es, die prämierten Entdeckungen seien für Laien nur schwer verständlich. Aber unsere Bildergalerie zeigt: Das stimmt gar nicht!
Bild: Imago/Science Photo Library
1902: Zuckersüße Chemie
Süß ging es zu Beginn des letzten Jahrhundert zu: Als erster Deutscher durfte sich Hermann Emil Fischer über einen Chemie-Nobelpreis freuen. Die Auszeichnung erhielt er für seine Arbeiten über Zucker. Unter anderem entwickelte er eine Methode, die komplizierten dreidimensionalen Strukturen von Zuckermolekülen zu Papier zu bringen.
Bild: picture-alliance/dpa
1904: Der Inhalt von Heliumballons
Der Schotte Sir William Ramsay entdeckte die reaktionsträgen Edelgase. Sie sind Bestandteile der Luft um uns herum und reagieren nur sehr selten mit anderen Verbindungen. Zu den Edelgasen zählt das Helium, das Kinderballons Richtung Himmel streben lässt. Auch Neon aus den nach ihm benannten Lampen ist ein Edelgas.
Bild: picture-alliance/Bildagentur Huber
1907: Bierherstellung auch ohne Leben
Der Deutsche Eduard Buchner entdeckte, dass es für Gärprozesse nicht zwingend lebende Zellen braucht. Bei der Gärung zersetzen beispielsweise Hefezellen Zuckermoleküle zu Alkohol, etwa in der Bierherstellung. Buchner zeigte, dass dieser Vorgang auch mit toten, zerkleinerten Hefezellen funktioniert. Das war zur damaligen Zeit unvorstellbar.
Bild: Fotolia/ExQuisine
1911: Strahlende Bekanntschaft
Marie Curie erhielt sogar gleich zwei Nobelpreise: 1903 in Physik und acht Jahre später in Chemie. Sie entdeckte die radioaktiven Elemente Radium und Polonium. Sie zersetzen sich spontan und senden dabei Strahlung aus. Das giftige Polonium kommt natürlicherweise in Uranerzen vor. Größere Konzentrationen finden sich in Tabakrauch.
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1915: Schöne bunte Pflanzen
Der deutsche Chemiker Richard Willstätter erhielt den Nobelpreis für seine Untersuchungen zu Farbstoffen im Pflanzenreich. Vor allem das Chlorophyll war eine Auszeichnung wert: Es gibt den Pflanzen ihre grüne Farbe und ermöglicht es ihnen, aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid Zucker herzustellen.
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1918: Dünger für die Welt
Der Deutsche Fritz Haber erforschte, wie sich Ammoniak aus den Elementen Wasserstoff und Stickstoff herstellen lässt. So wurde es möglich, Kunstdünger herzustellen und die wachsende Weltbevölkerung besser zu ernähren. Andererseits war die Ammoniaksynthese auch die Geburtsstunde der Sprengstoffherstellung.
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1927: Natürliche Verdauungshilfen
Heinrich Otto Wieland, ebenfalls Deutscher, wurde mit dem Nobelpreis geehrt, weil er die Zusammensetzung der Gallensäure herausfand. Die Gallensäuren als Bestandteil der Galle werden in der Leber hergestellt. Sie helfen dem Körper dabei, Fett zu verdauen und aufzunehmen.
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1939: Warum Frauen Frauen sind und Männer Männer
Der Deutsche Adolf Butenandt erhielt den Nobelpreis für seine Arbeiten an menschlichen Sexualhormonen. Hitler verbot ihm aber, den Preis anzunehmen. Butenandt isolierte erstmals viele der Hormone, die unsere Sexualfunktionen steuern. Die Substanzen sind dafür verantwortlich, dass weibliche und männliche Embryonen zu Frauen bzw. Männern werden.
Bild: picture-alliance/Godong/Robert Harding
1944: Atomkerne spalten - für Strom oder Bomben
Otto Hahn entdeckte die Kernspaltung von Atomen. Schießt man ein kleines Teilchen, das Neutron, auf einen schweren Atomkern, zerlegt sich dieser in zwei kleinere Atomkerne. Dabei wird viel Energie frei - und weitere Neutronen. Es entsteht eine Kettenreaktion. Hahn machte so Kernkraftwerke, aber auch die Entwicklung der Atombombe möglich.
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1958: Stoff für Diabetiker
Der Brite Frederick Sanger klärte die Struktur des Hormons Insulin auf. Diabetiker können kein oder nicht genug Insulin produzieren und müssen die Verbindung daher regelmäßig spritzen, um am Leben zu bleiben. Insulin wird inzwischen problemlos in großen Mengen mit Gentechnik hergestellt.
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1963: Endlich Plastiktüten!
Der Deutsche Karl Waldemar Ziegler teilte sich 1963 den Preis mit dem italienischen Chemiker Guilio Natta. Die beiden entwickelten ein Verfahren, um den Kunststoff Polyethylen herzustellen. Aus dem bestehen beispielsweise Plastiktüten.
Bild: picture alliance/WILDLIFE
1995: Wie Ozonlöcher entstehen
Paul Crutzen, Mario Molina und Frank Rowland erforschten die Chemie der Erdatmosphäre, insbesondere die Bildung und den Abbau von Ozon. Die drei Forscher zeigten auch, wie empfindlich die Ozonschicht auf menschengemachte Emissionen reagiert und erklärten damit das Ozonloch. Das war dem Nobelpreiskomitee eine Auszeichnung wert.
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2008: Grün leuchtende Mäuse
Etwas abgehoben wird es doch noch: Wenn es um das grün fluoreszierende Protein geht. Das erforschten Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien. Das Eiweiß kommt natürlicherweise in einigen Quallenarten vor. Mit der Gentechnik stellen es auch Mäuse her. So lassen sich Stoffwechselprozesse im lebenden Organismus beobachten.
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2013: Chemie im Cyberspace
Computerprogrammen analysieren komplexe chemische Strukturen, zerpflücken sie und kombinieren sie kreativ wieder neu. So lassen sich ihre Reaktionen voraussagen. Die drei Nobelpreisträger Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel legten den Grundstein dafür. Und bereiteten damit auch den Weg für die Entwicklung von Medikamenten am Computer.
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2014: Helden der Mikroskopie
Der deutsche Physiker Stefan Hell und die beiden US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner entwickelten eine neue Mikroskopie-Methode. Diese verschiebt die Grenzen der Lichtmikroskopie in den Nanobereich - und selbst lebendes Gewebe, etwa Krebszellen, lassen sich damit eingehend untersuchen.
2018: Revolution der Evolution
Frances H. Arnold sowie George P. Smith und Gregory P. Winter haben in die Evolution eingegriffen und dadurch im Labor etwas erschaffen, das die Natur selbst nicht hervorgebracht hat. Claes Gustafsson vom Nobelpreiskomitee sagte: "Sie haben die Prinzipien von Charles Darwin im Reagenzglas angewendet." Mit ihren Methoden produzieren Medikamentenhersteller heute zum beispiel Insulin für Diabetiker.