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Nomaden auf dem Balkan

Nada Steinmann / kas2. Juni 2002

Sie sind strebsam und erfolgreich. Auch wenn sie Schafe oder Ziegen hüten, bekleiden sie Chef-Positionen, heißt es in Südosteuropa. Die Rede ist von den Wlachen oder, wie die Wissenschaft sie nennt, den Aromunen.

Bild: AP

Die Wlachen sind ein christliches Nomadenvolk, über das erstmalig im 10. Jahrhundert in der Literatur des Südbalkans berichtet wird. Aber erst im 18. Jahrhundert finden sich schriftliche Dokumente in ihrer eigenen Sprache. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Wlachen, die einst den südlichen Balkan bevölkerten, bis auf die Thraker und Illyrer zurückgehen.

Wlachische IkoneBild: Bob Talabac

Im 18. Jahrhundert gründeten sie kleinere Gemeinden und Städte, ihre kulturellen Aktivitäten begannen an der kleinen Akademie im griechischen Moskopoulis. Theodor Kavaliotis schrieb das erste wlachische Lehrbuch, ein viersprachiges Lexikon, in dem die nicht griechisch-sprachigen Wlachen aufgerufen werden, Griechisch zu lernen.

Ein kniffliger Fall

Es sei auffallend, dass dieses Volk nie für die eigene Herkunft oder Zukunft Interesse zeigte, meint Thede Kahl von der Universität Münster. "Es ist ein ganz großer Gegensatz. Einerseits kann man ein Festhalten an der Identität der Wlachen außerhalb Südosteuropas feststellen. Andererseits kann man im griechischen, albanischen und mazedonischen Raum fast von einem Verdrängen der Identität sprechen." Zudem identifzieren sich die Wlachen mit den Völkern, mit denen sie zusammenleben - sie sind also nur mit Mühe ausfindig zu machen.

Auch ist die genaue Zahl der Wlachen unbekannt. Man spricht heute von etwa einer halben Million Menschen. Sie leben zerstreut über weite Teile Südosteuropas, von Rumänien bis Griechenland, von Albanien bis Bulgarien.

Wlachen öffentlich präsent

Wlachen beim TanzBild: Bob Talabac

In Mazedonien gibt es in mehreren Städten Schulen in wlachischer Sprache: in Skopje, Bitola, Krusevo, Stip und Stuga. Ferner erscheint in Mazedonien die Zeitschrift "Fenix" und es gibt wlachisch-sprachige Sendungen in Radio und Fernsehen.

In Griechenland kümmern sich Büros für Sprachminderheiten um den Fortbestand des Wlachischen. Und seit zwei Jahren haben die Rumänen begonnen, Unterricht in Wlachisch zu organisieren. Auch hier sind Radio- und Fernsehsendungen bei privaten Stationen ins Leben gerufen worden.

Die Rechte der Wlachen werden durch eine Resolution des Europarates gesichert. Aber trotz aller positiven Entwicklungen seien die Wlachen so zerstreut und zersiedelt, dass sie untereinander kaum Kontakte und Verwandtschaftsbeziehungen pflegten und auf Dauer ihre Sprache und Kultur vom Aussterben bedroht sei.

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