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Norbert Himmler wird ab 2022 ZDF-Intendant

2. Juli 2021

Das Zweite Deutsche Fernsehen bevorzugte zuletzt Eigengewächse an der Spitze. Das ist diesmal nicht anders - trotz einer prominenten Gegenkandidatin aus Berlin.

Norbert Himmler
Norbert Himmler (50) - noch Programmdirektor des ZDF - hat schon bei dem Mainzer Sender volontiert (Archivbild)Bild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

Der ZDF-Fernsehrat hat Norbert Himmler zum Nachfolger des scheidenden Intendanten Thomas Bellut bestimmt, der das Amt noch bis März kommenden Jahres bekleidet. Die Entscheidung fiel im dritten Wahlgang. Himmler erhielt - dann ohne Konkurrenz - 57 Stimmen bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen. Erforderlich war eine Drei-Fünftel-Mehrheit, also mindestens 36 Stimmen.

Im ersten Wahlgang hatte keiner der Kandidaten den nötigen Vorsprung errungen: Himmler kam auf 34, seine Gegenkandidatin Tina Hassel, derzeit Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, auf 24 Stimmen; es gab zwei Enthaltungen. Die Sitzung wurde erst einmal unterbrochen, ehe der zweite Wahlgang stattfand.

"Reite erhobenen Hauptes vom Hofe"

Nun schmolz der Vorsprung des Programmdirektors auf nur noch vier Stimmen. Daraufhin zog die frühere Auslandschefin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ihre Kandidatur überraschend zurück und ritt nach eigenen Worten "sehr erhobenen Hauptes vom Hofe". Bei einem Sieg wäre Hassel die erste Frau auf dem Intendantenposten des ZDF gewesen.

Tina Hassel (57) leitet das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin (Archiv)Bild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Der 50-jährige Himmler, ein geborener Mainzer, legte bei dem Sender eine Bilderbuchkarriere hin: vom freien Mitarbeiter bis zum Programmdirektor - und nun ganz an die Spitze. Der promovierte Politikwissenschaftler kennt unterschiedlichste Bereiche des Hauses von innen. Er war Redakteur beim "Länderspiegel", leitete die Planungsredaktion und die Hauptredaktion "Spielfilm/ZDFneo". Zwischendurch arbeitete er als Programmreferent dem Chefredakteur zu.

Der Intendant ist für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Himmler soll das ZDF im Wettbewerb mit den privaten Rundfunksendern stärken, aber auch in der wachsenden Konkurrenz der großen Social-Media- und Video-Plattformen wie Youtube oder Tiktok. Gleichzeitig steht der Sender vor der Aufgabe, das Vertrauen jener Menschen zurückzugewinnen, die sich von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wegen einer - aus ihrer Sicht - zu staatsnahen Berichterstattung abgewandt haben.

Staatsfern und unabhängig

Öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland finanzieren sich durch Rundfunkbeiträge, die jeder Haushalt zahlen muss - eine Ausnahme bildet die Deutschen Welle, die Steuermittel erhält -, und zusätzlich durch Werbeeinnahmen. Sie stehen unter dem Gebot der Staatsferne und der Unabhängigkeit.

An der Umsetzung dieser Vorgaben entzündete sich in der Vergangenheit immer wieder Kritik, so etwa 2009 nach der Weigerung des ZDF-Verwaltungsrates, den Vertrag des damaligen Chefredakteurs Nikolaus Brender zu verlängern. ZDF-Moderator Claus Kleber sprach seinerzeit von "parteipolitischen Seilschaften", die versuchten, über Journalistenposten zu bestimmen.

Das ZDF-Sendebetriebsgebäude auf dem Mainzer Lerchenberg - ein Rundbau, der 1984 fertiggestellt wurde (Archivbild)Bild: Helmut Metzmacher/JOKER/picture alliance

Das ZDF wurde als zweites öffentlich-rechtliches Fernsehprogramm gegründet und ging 1963 auf Sendung. Der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, hatte ursprünglich versucht, als Gegengewicht zur ARD mit ihren Landesrundfunkanstalten einen Fernsehsender zu etablieren, der dem Bund untersteht. Dies wurde jedoch durch das erste Rundfunk-Urteil des Bundesverfassungsgerichts verhindert. Die Karlsruher Richter hatten 1961 entschieden, der Rundfunk dürfe keiner zentralisierten Kontrolle der Bundesregierung unterliegen.

jj/wa (dpa, zdf-livestream)

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