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Nord Stream 1: Es kommt wieder Gas

21. Juli 2022

Durch die Gaspipeline Nord Stream 1 fließt wieder Gas nach Deutschland. Nach einer zehntägigen Wartungspause registierte der deutsche Netzwerkbetreiber Gascade erste Gasflüsse an den Eingangspunkten von Nord Stream 1.

Deutschland | Lubmin | Pipeline von Nord Stream 1
Bild: Hannibal Hanschke/File Photo/REUTERS

"Es läuft an", sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Nord Stream AG am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. Nach einer zehntägigen Wartungspause registrierte der in Kassel ansässige Netzwerkbetreiber Gascade am Donnerstagmorgen vorläufigen Daten zufolge erste Gasflüsse. Seinen Daten zufolge flossen zwischen sechs und sieben Uhr rund 21,4 Kilowattstunden an Gas.

Vor der Wartung hatte die Menge bei knapp 30 Millionen Kilowattstunden pro Stunde gelegen. Die maximale Kapazität der Pipeline liegt bei rund 70 Millionen Kilowattstunden pro Stunde. Die Auslastung der Pipeline lag damit am Morgen bei zunächst rund 30 Prozent, später nahm die Menge zu.

Auch die Bundesnetzagentur geht nun von einer Gas-Liefermenge über die Pipeline Nord Stream 1 wie vor der Wartung aus. Man rechne jetzt wie die Nord Stream AG mit einer etwa 40-prozentigen Auslastung der Pipeline, sagte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur der Deutschen Presse-Agentur. Die Gasflüsse gingen hoch. Inzwischen schrieb auch der Chef der Behörde, Klaus Müller, auf Twitter, die realen Gasflüsse lägen über den Ankündigungen.

Noch mal gut gegangen?

Die Pipeline war am 11. Juli für eine routinemäßige Wartung von zehn Tagen außer Betrieb gegangen. Die Spannung war groß, ob Russland am Donnerstag tatsächlich den Gashahn aufdreht und welche Menge fließen wird. Die Unsicherheit über die Gaslieferungen aus Russland wird allerdings anhalten, denn das durch die Pipeline geleitete Volumen kann sich täglich ändern. Klar wird das meist erst einen Tag vorher durch die Buchungen der Transportkapazität beim Betreiber von Nord Stream 1, die sogenannten Nominierungen. Diese hatten am Mittwoch bereits angekündigt, dass das Gas wohl wieder fließen würde.

Russisches Erpressungspotential

Russland hatte schon vor der Wartung die Gaslieferungen über Nord Stream 1 gekürzt, und zwar auf ein Volumen von 40 Prozent. Die russische Regierung hatte dafür technische Probleme und das Fehlen einer in Reparatur befindlichen Turbine von Siemens Energy als Gründe genannt. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte deshalb höhere Gewalt für Lieferausfälle verantwortlich gemacht.

Die Bundesregierung hält dies jedoch für vorgeschobene Argumente. Die gekürzten Gasliefermengen haben auch den größten deutschen Gasimporteur Uniper in Bedrängnis gebracht. Mit der Bundesregierung und seinem finnischen Großaktionär Fortum verhandelt der Konzern gerade über ein Rettungspaket.

Die Krise ist nicht vorbei

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte nach der Wiederaufnahme der Gaslieferungen, die Lage könne sich schnell wieder ändern. "Niemand darf sich von dieser Nachricht beruhigen lassen", erklärte Energieexpertin Reenie Vietheer. "Sicherheit vor Putins Machtspielen mit fossilen Energien gibt es nur durch einen möglichst schnellen Gasausstieg." Auf dem Weg zur Unabhängigkeit müsse die Bundesregierung nun unter anderem "massive Energieeinsparungen beschließen - beispielsweise durch effiziente Wärmepumpennutzung und drastische Reduktion der Plastikherstellung" sowie "den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben".

dk/hb (afp, rtr)

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