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Politik

Nord Stream: Estland will NATO-Überwachung

5. Oktober 2022

Nach den Anschlägen auf die beiden Gaspipelines fordert der estnische Verteidigungsminister mehr Engagement der NATO. Moskau will unterdessen an der Aufklärung beteiligt werden.

Dänemark Ostsee bei Bornholm | Leck Nord Stream 2
Eines der vier Unterwasser-Lecks an den beiden Pipelines: Gas strömt an die Oberfläche der OstseeBild: Danish Defence Command/AP/picture alliance

"Die NATO betreibt seit Jahren 'air policing', also Luftraumüberwachung, über der Ostsee", sagte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir sollten jetzt auch über 'sub policing' nachdenken, also Unterwasserüberwachung." 

Während die Luft- und Landaufklärung der NATO bereits gut sei, habe das Verteidigungsbündnis zu wenige Informationen über die Meere - vor allem in der Tiefe. "Was die Meere angeht, wissen wir nur, was sich an der Oberfläche tut. Darunter wird's schwierig", meinte Pevkur.

Die NATO-Aspiranten Finnland und Schweden hätten gute Aufklärungssysteme, und er hoffe, dass die beiden Länder diese Informationen in Zukunft stärker mit der NATO teilen würden. Auch Deutschland sieht der Verteidigungsminister aus Estland in der Pflicht.

"Russland hat Interesse an dieser Sabotage"

Pevkur äußerte sich in der Zeitung auch zu der Frage, wer für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines verantwortlich sein könnte: "Wir müssen natürlich noch die Ermittlungen abwarten, wir haben noch keine Beweise. Aber der einzige Staat, der ein Interesse an dieser Sabotage hat, ist Russland." 

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat bislang lediglich "verstörende Aussagen" gehört (Archivbild)Bild: Alexei Nikolsky/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP/picture alliance

Der Kreml fordert eine Beteiligung an der Aufklärung der Lecks an den Nord-Stream-Pipelines. Eine Einbeziehung Russlands sollte selbstverständlich sein, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Auch Russland  sei an einer Aufklärung interessiert. "Bislang haben wir bei Pressekonferenzen in Dänemark und Schweden aber nur verstörende Aussagen gehört, dass jegliche Kooperation mit Russland ausgeschlossen ist."

Deutschland geht inzwischen fest davon aus, dass die Explosionen in den Nord-Stream-Gaspipelines in der vergangenen Woche auf Grund der bisher vorliegenden Informationen auf Sabotage zurückzuführen sind. Das sagte ein deutscher Regierungssprecher. Zu der Frage, ob staatliche Akteure für die Lecks verantwortlich sind, äußerte sich der Sprecher allerdings nicht.

Von der Leyen fordert Stresstest

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will nach der mutmaßlichen Sabotage die Erdgas-Pipelines in der Ostsee einem Stresstest unterziehen. Die Schäden an den Nord-Stream-Leitungen hätten gezeigt, wie gefährdet die europäische Energieinfrastruktur sei, sagte von der Leyen vor dem EU-Parlament in Straßburg. Ein Stresstest sei nötig, um festzustellen, wo die Schwachstellen lägen. 

In der vergangenen Woche waren nach Angaben von Behörden insgesamt vier Unterwasser-Lecks an den beiden Pipelines festgestellt worden, aus denen tagelang enorme Mengen an Gas austraten. Die Lecks befinden sich in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm teils in dänischen, teils in schwedischen Gewässern. Mindestens zwei Explosionen hätten sich demnach unter Wasser ereignet. Die EU und die NATO gehen dabei von Sabotage aus. Der Kreml hatte Spekulationen über eine russische Beteiligung als "dumm und absurd" zurückgewiesen.

nob/djo (dpa, afp, rtr)

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