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Nord Stream: Gericht erlaubt Auslieferung von Verdächtigem

27. Oktober 2025

Ein mutmaßlicher Drahtzieher des Anschlags auf die Ostsee-Pipelines 2022 sitzt in Italien in U-Haft. Nun soll er nach Deutschland überstellt werden, wie in Bologna entschieden wurde. Doch sicher ist das noch nicht.

Ostsee 2022 | Gasleck in Nord Stream Pipeline nahe dänischer Insel Bornholm
Ende September 2022: Gas strömt durch ein Nord-Stream-Leck an die Oberfläche der OstseeBild: The Swedish Coast Guard/Handout/Xinhua News Agency/picture alliance

Im juristischen Hin und Her um die Auslieferung eines mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteurs an Deutschland hat ein italienisches Gericht erneut grünes Licht gegeben. Dies teilte der Anwalt des beschuldigten Ukrainers mit. Der Fall wird jedoch voraussichtlich abermals vor Italiens oberstem Gericht landen. Sein Mandant werde Berufung vor dem Kassationsgerichtshof in Rom einlegen, so der Anwalt.

Das zuständige Gericht in Bologna hatte die Auslieferung von Serhij K. bereits im September gestattet. Doch der Anwalt des Ukrainers brachte den Fall schon damals vor Italiens oberstes Gericht. Dieses stoppte Mitte Oktober die Auslieferung überraschend wegen Verfahrensmängeln und gab den Fall zurück nach Bologna. In neuer Konstellation sollte das Gericht erneut entscheiden - was es jetzt tat.

Vertritt den mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteur Serhij K.: Rechtsanwalt Nicola CanestriniBild: Michele Nucci/LaPresse/ZUMA/picture alliance

Bundesanwaltschaft beantragte Auslieferung

Serhij K. gilt als einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Gasleitungen durch die Ostsee im September 2022. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 49-Jährigen gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion an dem früheren deutsch-russischen Prestigeprojekt und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Deshalb soll er in Deutschland vor Gericht gestellt werden. Dafür beantragte die Bundesanwaltschaft seine Auslieferung.

K. war im Sommer auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls an der italienischen Adriaküste festgenommen worden, wo er mit seiner Frau und seinen Kindern Urlaub machte. Offenbar rechnete er nicht damit, dass ihm sein Aufenthalt in Italien zum Verhängnis werden könnte. Seit seiner Festnahme sitzt der Ukrainer in einem Hochsicherheitsgefängnis. K. bestreitet alle Vorwürfe. Er behauptet, zum Zeitpunkt der Anschläge in der Ukraine gewesen zu sein.

Nach Überzeugung der deutschen Ermittler soll K. hingegen ein Team von insgesamt sieben Verdächtigen geleitet haben, darunter vier Taucher. Für die Anschläge hätten sie in Deutschland eine Segeljacht namens "Andromeda" angemietet, heißt es.

Polen blockiert andere Überstellung

Ein weiterer ukrainischer Verdächtiger saß zeitweise ebenfalls in Untersuchungshaft, allerdings in Polen. Auch er sollte an Deutschland überstellt werden. Ein polnisches Gericht entschied Mitte Oktober jedoch, dass Wolodymyr Z. nicht ausgeliefert werden darf. Das Gericht hob zudem die U-Haft des 46 Jahre alten Z. auf.

Inzwischen wieder auf freiem Fuß: Wolodymyr Z.Bild: Czarek Sokolowski/AP Photo/picture alliance

Die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines erregten vor drei Jahren weltweit Aufsehen. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf westliche Sanktionen angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb.

wa/se (dpa, rtr, afp)

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