Nord-Stream-Sprengung: Auch Polen nimmt Verdächtigen fest
30. September 2025
Drei Jahre nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist ein weiterer Tatverdächtiger in Polen gefasst worden. Nach Angaben seines Rechtsanwalts handelt es sich um den Ukrainer Wolodymyr Z. Der Zugriff sei am Dienstagmorgen in einem Warschauer Vorort erfolgt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte die Festnahme in Pruskow, ohne den Namen des Verdächtigen zu nennen, und erklärte, es liege ein Europäischer Haftbefehl vor.
Der Bundesanwaltschaft zufolge ist der Mann ausgebildeter Taucher. Er habe zu einer Gruppe von Personen gehört, die im September 2022 Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 platziert hätten. Der Beschuldigte sei an den dazu erforderlichen Tauchgängen beteiligt gewesen, so die Karlsruher Behörde. Ihm werde gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vorgeworfen.
Im August hatte die Bundesanwaltschaft bereits die Festnahme eines Ukrainers in Italien erwirkt, der an der Sprengung mitgewirkt haben soll. Nach Überzeugung der Ermittler ist der Beschuldigte Serhij K. einer der Drahtzieher der Sabotageaktion. Mitte September ordnete ein italienisches Gericht seine Auslieferung nach Deutschland an. K., der die Anschuldigungen bestreitet, wehrt sich weiter juristisch dagegen.
Explosionen bei Bornholm
Der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten drei der insgesamt vier Gasröhren so stark, dass sie fortan unbrauchbar waren. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostseeinsel Bornholm registriert. Zu diesem Zeitpunkt waren die Pipelines nicht in Betrieb.
Die Bundesanwaltschaft hatte 2022 die Ermittlungen übernommen. Sie macht eine ukrainische Gruppe von mehreren Männern und einer Frau für die Aktion verantwortlich. Für den Transport zum Einsatzort hätten die Täter eine Segeljacht genutzt, die von Rostock aus gestartet sei, erklärte der Generalbundesanwalt. Die Jacht hätten sie zuvor mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen angemietet.
Röhren ohne Regelbetrieb
Die am Meeresgrund verlaufenden Pipelines waren für den Transport von russischem Erdgas nach Deutschland gebaut worden. Russland hatte die Lieferungen allerdings kurz vor dem Anschlag gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf westliche Sanktionen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nord Stream 1 mit zwei Röhren war bereits 2011 eingeweiht worden. Nord Stream 2 - mit ebenfalls zwei Röhren - wurde knapp zehn Jahre später fertiggestellt, zum Regelbetrieb kam es jedoch nie.
jj/wa (dpa, afp)
Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.