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Politik

Versöhnliche Gesten zum Auftakt der Spiele

9. Februar 2018

Gemeinsamer Einmarsch und historischer Handschlag: Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang haben Süd- und Nordkorea ein wichtiges Zeichen der Annäherung gesetzt.

2018 Pyeongchang Winter Olympic Games Eröffnungsfeier - Südkoreanischer Präsident begrüßt Kim Jong Uns Schwester
Bei der Eröffnungsfeier reichen sich Südkoreas Präsident Moon Jae In und die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die HandBild: picture-alliance/AP Photo/P. Dong-ju

Eine Chartermaschine mit Kim Yo Jong und anderen Mitgliedern einer hochrangigen Delegation aus Nordkorea an Bord landete auf dem Internationalen Flughafen Incheon. Zum ersten Mal reiste damit ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie in den Süden der koreanischen Halbinsel. Die Delegation wird von Parlamentspräsident Kim Yong Nam - dem protokollarischen Staatsoberhaupt des Landes - angeführt. 

Bei der Begrüßung durch Südkoreas Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon am Flughafen in der Nähe von Seoul lächelte die 30-jährige Kim Yo Jong an der Seite des 90 Jahre alten Kim Yong Nam. Kurze Zeit später bestieg die Delegation einen Hochgeschwindigkeitszug in Richtung Pyeongchang. Der Besuch gilt als Zeichen dafür, dass Kim Jong Un die seit Anfang des Jahres betriebene Annäherung fortsetzen will. Nordkorea hat zu den Spielen auch eigene Athleten geschickt.

Südkoreas Vereinigungsminister Cho Myoung-gyun (l.) begrüßt die 30-jährige Kim Yo Jong und Nordkoreas protokollarisches Staatsoberhaupt Kim Yong Nam, der 90 Jahre alt istBild: Reuters/Yonhap

Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Kim seiner jungen Schwester verschiedene Posten verschafft, um damit die Stellung der Familie innerhalb des Führungssystems zu stärken. Seit die Schwester ins Zentralkomitee der herrschenden Arbeiterpartei aufgestiegen war, gab es Spekulationen, dass sie ihrem Bruder bei den Regierungsgeschäften stärker zur Hand gehen könnte. Südkoreanische Medien spekulierten, dass Kim durch die Delegation auch eine Botschaft an Präsident Moon Jae In übermitteln wolle. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf diplomatische Quellen, Kim könnte womöglich den südkoreanischen Staatschef nach Pjöngjang einladen. Moon hatte erklärt, die Olympia-Zusammenarbeit nutzen zu wollen, um eine dauerhafte Entspannung auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

US-Vizepräsident meidet Nähe des nordkoreanischen Staatsoberhaupts 

Bei einem Empfang von Moon für die Ehrengäste vor Beginn der Eröffnungsfeier begrüßte der Präsident in Pyeongchang inzwischen auch Kim Yong Nam sehr herzlich. Weitere Gäste des Empfangs waren US-Vizepräsident Mike Pence, der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Pence schlug aber ein Abendessen an einem Tisch mit Kim Yong Nam, aus. Die beiden Politiker seien sich zwar kurz begegnet, doch habe Pence den Ort nach fünf Minuten wieder verlassen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Pence habe wohl vermeiden wollen, Kim Yong Nam gegenüber sitzen zu müssen. 

Sportler der beiden verfeindeten Staaten zogen gemeinsam in das Stadion von Pyeongchang ein. Auf der Tribüne reichten sich Südkoreas Präsident Moon Jae In und die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Hand.

"Die Gesten nicht überschätzen"

Steinmeier rief in Seoul dazu auf, die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts um Nordkoreas Atomprogramm nicht aufzugeben. "Haben Sie den Mut, sich diese Hoffnung zu bewahren." Steinmeier betonte zugleich, der Auftritt einer gemeinsamen Mannschaft mit Sportlern aus Nord- und Südkorea bei den Spielen dürfe nicht überschätzt werden. Noch sei nicht zu erkennen, ob dahinter der Wunsch des Regimes nach einem echten Dialog stehe.

Südkoreas Präsident Moon Jae In (r.) empfängt seinen - protokollarisch - ranggleichen Kollegen Kim Yong Nam Bild: picture-alliance/Yonhap

Nordkorea hatte zuvor möglichen Gesprächen mit der US-Delegation am Rande der Spiele eine Absage erteilt. Nach gegenseitigen Drohungen zwischen der nordkoreanischen Führung und US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr hatte es die schlimmsten Befürchtungen gegeben. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis auf das US-Festland tragen können. Die kommunistische Führung unterstellt Washington eine feindselige Politik. Am Donnerstag nahm Kim eine große Militärparade in Pjöngjang ab, bei der auch Langstreckenraketen gezeigt wurden.

sti/stu (afp, ap, dpa, rtr)

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