Der 67-jährige Jang Song Thaek galt als graue Eminenz des kommunistischen Machtapparats und Mentor seines etwa 30-jährigen Neffen Kim Jong Un, der seit dem Tod seines Vaters 2011 in Pjöngjang am Ruder sitzt. Die Arbeiterpartei habe Jang und seine Gefolgsleute beseitigt, melden jetzt die Staatsmedien.

"Konterrevolutionär"

Dem Mann, der in den vergangenen Jahren die Verhandlungen des abgeschotteten Landes mit dem einzigen Verbündeten China führte, werden nun "kriminelle" Handlungen und "konterrevolutionäre" Umtriebe vorgeworfen. Er habe "hinter den Kulissen ein Doppelspiel betrieben" und das einheitliche Führungssystem der Partei unterlaufen.

Der südkoreanische Geheimdienst hatte schon in den vergangenen Tagen in Seoul über die Entmachtung Jangs berichtet. Demnach wurden zwei enge Gefolgsleute von ihm Mitte November wegen Korruption und anderer Vorwürfe hingerichtet. Jang selbst sei seitdem verschwunden.

Aufseher des jungen Diktators

Nach Ansicht von Beobachtern hat Kim Junior seine Machtbasis mit diesem Schritt weiter ausgebaut. Sein Vater hatte vor seinem Tod Jang zum Vizevorsitzenden der Verteidigungskommission gemacht, dem wichtigsten Entscheidungsgremium des Regimes. Beobachter mutmaßten damals, dass der noch junge neue Machthaber zunächst unter Jangs Aufsicht stehen solle.

Am Wochenende berichteten südkoreanische Medien, das Staatsfernsehen des kommunistischen Nachbarlandes habe in einer Propaganda-Dokumentation sämtliche Sequenzen über Jang herausgeschnitten.

uh/sti (dpa,afp)