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Nordkorea plant Raketenstart

Julian Ryall3. Dezember 2012

Nordkorea hat seine Pläne für den Test einer neuen Langstreckenrakete konkretisiert: sie solle zwischen dem 10. und dem 22. Dezember starten, heißt es aus Pjöngjang. Die internationale Kritik wird immer lauter.

A soldier stands guard in front of the Unha-3 (Milky Way 3) rocket sitting on a launch pad at the West Sea Satellite Launch Site, during a guided media tour by North Korean authorities in the northwest of Pyongyang April 8, 2012. North Korea has readied a rocket for a launch from a forested valley in its remote northwest this week that will showcase the reclusive state's ability to fire a missile with the capacity to hit the continental United States. Picture taken April 8, 2012. REUTERS/Bobby Yip (NORTH KOREA - Tags: MILITARY POLITICS SCIENCE TECHNOLOGY TPX IMAGES OF THE DAY) // Eingestellt von wa
Nordkorea / Rakete / Unha 3Bild: Reuters

Nordkoreas angekündigter Raketenstart hat starke Reaktionen hervorgerufen: Russland warnte seinen Nachbarn Nordkorea vor dem Abschuss einer Rakete. Die Regierungen Südkoreas, Japans, der USA und Russlands verurteilten die Pläne der nordkoreanischen Regierung. Sie vermuten hinter dem Raketenstart einen Test der Technologie für eine Langstreckenrakete, die mit einem Atomsprengkopf bestückt werden könnte. Mit einem solchen Start würde Nordkorea gegen UN-Resolutionen verstoßen, die Tests mit Trägerraketen verbieten.

Nordkorea hatte angegeben, es handele sich lediglich um den Test einer Trägerrakete für einen Kommunikationssatelliten. "Ein nordkoreanischer 'Satelliten'-Start wäre außerordentlich provokativer Akt, der den Frieden und die Sicherheit in der Region gefährden würde", erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. Auch China, Nordkoreas engster Verbündeter, zeigte sich besorgt über die Pläne Pjöngjangs.

Protest in Seoul, Südkorea, gegen Nordkoreas Raketenstart im FrühjahrBild: Reuters

Alarmbereitschaft der Nachbarn

Als Reaktion auf die Ankündigung des nordkoreanischen Raketenstarts hat Japan auf der südlichen Insel Okinawa Patriot-Abwehrraketen in Stellung gebracht. Falls die Gefahr besteht, dass die Rakete auf japanischem Boden niedergeht, solle sie zerstört werden, ordnete Verteidigungsminister Satashi Morimoto an. Zusammen mit den USA wurden zudem Kriegsschiffe mit dem US-Radarsystem Aegis und Abfangraketen vom Typ SM-3 auf dem Meer in Stellung gebracht. Auch beim Verteidigungsministerium in Tokio wurde eine Patriot-Raketenbatterie aufgebaut.

Es wäre der der zweite Versuch Nordkoreas in diesem Jahr, eine Rakete ins All zu schießen. Am 13. April war eine nordkoreanische Rakete, die ebenso nach Angaben der Regierung einen Satelliten ins All bringen sollte, kurz nach dem Start in mehrere Teile zerbrochen und ins Meer gestürzt. Auch damals hatte die Weltgemeinschaft, allen voran die USA, Südkorea und Japan, den Start scharf verurteilt und dahinter versteckte Tests im Zusammenhang mit dem Atomprogramm vermutet.

Nordkoreas Raketentest gescheitert

01:38

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Erhöhte Aktivität beobachtet

Die nun geplante Rakete soll laut Angaben aus Pjöngjang eine neue Version des im Frühjahr verunglückten Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen. Satellitenbilder des US-Unternehmens Digital Globe zeigten in der vergangenen Woche "markant erhöhte Aktivität" am Raketen-Startort Sohae an der Westküste Nordkoreas. Sie entspreche genau der Aktivität, die man vor dem verunglückten Abschuss der letzten Rakete beobachtet habe, schreibt ein Experte auf der Digital Globe-Internetseite: "Die hohe Zahl von Lastwagen, Zelten, Menschen und Treibstofftanks deutet darauf hin, dass das Land, wenn es will, seinen fünften Satellitenstart bereits innerhalb von zwei Wochen durchführen könnte."

Eine Satellitenaufnahme zeigt die Abschussrampe in NordkoreaBild: DigitalGlobe/AP/dapd

"Ein Zeichen setzen"

Die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea die Rakete trotz aller Proteste und Warnungen der internationalen Gemeinschaft tatsächlich startet, ist sehr hoch, meint Toshimitsu Shigemura, Nordkorea-Experte an Tokios renommierter "Waseda"-Universität. Er weist auf die Symbolik des Zeitpunkts für den neuen Raketenplan Nordkoreas hin: "Wir haben bald den ersten Jahrestags des Todes von Kim Jong Il. Sein Sohn und Erbe wird sicherlich ein größeres Ereignis in Szene setzen, um an diesem Tag ein Zeichen zu setzen. Das fordert die Tradition in Nordkorea."

"Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un braucht einen Erfolg"Bild: Reuters

Kim Jong Il, der in Nordkorea als "Geliebter Führer" gefeiert wurde, war am 17. Dezember 2011 angeblich nach einem Herzinfarkt gestorben. Er hatte die Macht von seinem Vater Kim Il Sung nach dessen Tod 1994 übernommen. Kim Jong Un, der heute knapp 30 Jahre alt sein soll, hat das vergangene Jahr seit dem Tod seines Vaters damit verbracht, seine Machtposition innerhalb der Partei und des Militärs zu festigen. "Kim hat ein schwieriges erstes Jahr als neuer Führer Nordkoreas hinter sich und er braucht dringend einen Erfolg", unterstreicht Shigemura im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Wenn er in der Lage ist, eine Rakete ins All zu schießen, würde das den Todestag seines Vaters eindrucksvoll in Szene setzen."

Angeblich haben koreanische Wissenschaftler die Fehler vergangener Tests analysiert und die Raketentechnik verbessert, um weitere peinliche Fehlschläge zu vermeiden.

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