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Politik

Nordkorea vor weiterem Atomtest?

13. April 2017

Der nächste Atomwaffentest Nordkoreas könnte nach Einschätzung von US-Experten unmittelbar bevorstehen. Während US-Präsident Trump dem isolierten Staat droht, bemüht sich China um eine politische Lösung.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (M.) mit Atomwissenschaftlern (Archivbild)(Archivbild)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (M.) mit Atomwissenschaftlern (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/KCNA

Das Atomwaffen-Testgelände Punggye Ri im Nordosten Nordkoreas ist nach Angaben von US-Experten "vorbereitet und bereit". Auf Satellitenbildern vom Mittwoch seien "andauernde Aktivitäten" am Nordportal der Anlage, "neue Aktivitäten" im Hauptverwaltungsbereich und "einige Mitarbeiter" am Kommandozentrum zu sehen gewesen", erklärten die Experten der Gruppe "38 North" von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore.

Wie der US-Auslandssender Voice of America unter Berufung auf US-Regierungsvertreter und andere Quellen berichtete, wurde "offenbar" bereits ein atomarer Sprengsatz in einen Tunnel geschoben. Er könne am Samstagmorgen nordkoreanischer Zeit gezündet werden. Am Samstag wird in Nordkorea der 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung gefeiert.

Feier des dritten Atomtests im Februar 2013 in PjöngjangBild: Reuters

Das Testgelände Punggye Ri befindet sich in einer abgelegenen bergigen Region 200 Kilometer von der russischen und 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Die Anlage wird regelmäßig von Aufklärungssatelliten fotografiert.

Der Konflikt um die atomare Bewaffnung Nordkoreas rückt zunehmend in den Fokus der Großmächte. US-Präsident Donald Trump lobte China in Washington dafür, Schiffe mit Kohlelieferungen aus Nordkorea zurückgeschickt und damit eine Einnahmequelle gestoppt zu haben. Dies sei ein "großer Schritt". Aber Trump betonte erneut, das Problem notfalls im Alleingang lösen zu wollen. Wenn China nicht helfe, "werden wir es alleine machen", wiederholte Trump.

Während ein US-Flottenverband mit dem Flugzeugträger "USS Carl Vinson" auf dem Weg in die Region ist und dort voraussichtlich am Wochenende eintreffen wird, warnte China vor einem Militärschlag gegen Nordkorea. In einem Kommentar der "Global Times", die vom Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben wird, hieß es am Donnerstag: "Militäraktionen gegen Nordkorea zu unternehmen, ist sehr viel riskanter als einen Raketenangriff gegen Syrien zu starten."

"Wenn Pjöngjang einen verzweifelten Gegenschlag unternimmt, wird Washington in einem Dilemma gefangen", warnte das Blatt. Nordkorea könne Südkorea "einen schweren Schlag zu versetzen". Ungeachtet seiner atomaren Fähigkeiten könnte der Einsatz einer "schmutzigen Bombe" gegen Südkorea schwere nukleare Verseuchung verursachen, die für den Verbündeten der USA "unerträglich" sein werde.

Demonstration gegen die nordkoreanische Regierung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/J. H.-Kyun

Präsident Xi Jinping hatte bereits am Mittwoch in einem Telefonat mit Trump "friedliche Mittel" zur Lösung der Probleme angemahnt. Das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel müsse durch Verhandlungen erfolgen, betonte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Lu Kang. Er warb erneut für den chinesischen Vorschlag eines zweigleisigen Vorgehens, wonach Nordkorea zunächst seine Atom- und Raketenaktivitäten einfriert und die USA und Südkorea im Gegenzug ihre gemeinsamen großen Militärmanöver aussetzen. Das Weiße Haus sprach nach dem Telefonat zwischen Trump und Xi von "sehr produktiven Gesprächen".

Druck auf China

Zugleich forderte China die Regierung in Pjöngjang zu einem Stopp des Atomprogramms auf. "Sobald Nordkorea sich an Chinas erklärten Rat hält und Atomaktivitäten aussetzt, wird China aktiv daran arbeiten, die Sicherheit einer entnuklearisierten nordkoreanischen Nation und des Regimes zu schützten", hieß es in einem weiteren Leitartikel der unter staatlicher Schirmherrschaft erscheinenden "Global Times". "Dies ist Pjöngjangs beste Option."

US-Präsident Trump (2. v. l.) und Chinas Präsident Xi (r.)Bild: Reuters/C. Barria

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für eine politische Lösung aus. "Ich setze nicht auf militärische Mittel, sondern darauf, dass von verschiedenen Seiten starker politischer Druck auf Nordkorea ausgeübt wird", sagte Merkel den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nordkorea verstoße permanent gegen UN-Resolutionen, kritisierte Merkel. "Die Welt hat ein Interesse daran, zu verhindern, dass Nordkorea sich nuklear bewaffnet."

Seit einem ersten Atomwaffentest 2006 hat Nordkorea bereits vier weitere Tests vorgenommen, zwei davon im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die kommunistische Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Mit seinen Atomwaffen- und Raketentests verstößt Nordkorea gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.

stu/se (afp, dpa, rtr)

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