Neues Selbstbewusstsein: Kim spielt Trumpfkarte Russland
31. Juli 2025
Russland und Nordkorea rücken noch enger zusammen. Am vergangenen Sonntag (27.7.) kam es zum ersten Direktflug zwischen Moskau und Pjöngjang seit 75 Jahren. Die russische Charterfluggesellschaft Nordwind mit Sitz in Moskau bedient die Strecke zunächst einmal im Monat.
Seit Juni verkehren zweimal im Monat auch wieder Züge zwischen den beiden Hauptstädten. Für die 10.000 Kilometer der weltlängsten Nonstop-Bahnstrecke dauert die Bahnfahrt acht Tage. Die ersten Touristen nach der Eröffnung des neuen Strandresorts Wonsan Kalma kamen aus Russland.
Nordkorea schickt Munition und Soldaten
Unterdessen schickt Nordkorea weiter Tausende Container voller Munition und Raketen sowie Arbeiter und Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine nach Russland. Moskau hebelt im Gegenzug mit der Lieferung von Ölprodukten und Nahrungsmitteln sowie militärischen Technologien die vom UN-Sicherheitsrat angeordnete Isolierung Nordkoreas aus.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un empfing Russlands Außenminister Sergej Lawrow Mitte Juli zu einem zweiten "strategischen Dialog". Kim bewirtete den russischen Gast persönlich vor Wonsan Kalma auf seiner Jacht. Durch den Vertrag vom Juni 2024 sei man zu "Verbündeten" geworden, sagte Lawrow zum Abschluss seines Besuchs. Die Vertiefung der Beziehungen wurzele aber nicht nur in der geografischen Nähe und gemeinsamen Geschichte, sondern auch in der Übereinstimmung bei wichtigen Fragen, betonte der russische Außenminister und erinnerte an die "Waffenbrüderschaft" im Koreakrieg.
Nach seiner Rückkehr nach Moskau wurde Lawrow noch deutlicher: "Unser engster Verbündeter im Westen ist zweifellos die Republik Belarus. Im Osten ist unser engster Verbündeter die Demokratische Volksrepublik Korea, mit der uns jahrzehntelange brüderliche, militärische Beziehungen verbinden."
Kim will aufrüsten
Die intensivierte Allianz mit Russland lässt das Kim-Regime vor Selbstbewusstsein strotzen. Nun verlangte es die Anerkennung als Atommacht, um die Beziehungen zu den USA auf eine neue Grundlage zu stellen. Kims Schwester, Kim Yo Jong, erklärte am Dienstag (29.7.) über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA auf Englisch, die Beziehungen zwischen US-Präsident Donald Trump und Führer Kim Jong Un seien "nicht schlecht".
Doch ein neues Gipfeltreffen sei nur möglich, wenn die USA das Ziel einer Denuklearisierung aufgeben. Ende Oktober wird aller Voraussicht nach US-Präsident Trump nach Südkorea zum APEC-Gipfel reisen. Nordkorea hofft auf ein Treffen auf gleicher Augenhöhe. Kim und Trump haben sich schon dreimal getroffen: in Singapur 2018 und in Vietnam 2019. Monate später überschritt Trump an der innerkoreanischen Grenze die Grenzlinie und betrat den Boden Nordkoreas in Anwesenheit von Kim.
Andere Zeiten, andere Bedingungen
"2025 ist nicht 2018 oder 2019", sagte Kim Yo Jong. "Wenn die USA die veränderte Realität nicht akzeptieren und an der gescheiterten Vergangenheit festhalten, wird das Treffen zwischen Nordkorea und den USA nur ein 'Wunschdenken' der US-Seite bleiben."
"Das gestärkte strategische Selbstbewusstsein" von Pjöngjang erklärte der südkoreanische Geheimdienst NIS in einer geschlossenen Sitzung mit Abgeordneten am Mittwoch (30.7.) mit den wachsenden Nuklearfähigkeiten und der verstärkten Unterstützung durch Russland.
Nordkorea zeigt dem Süden kalte Schulter
Bereits am Montag (28.7.) hatte Kims Schwester, ebenfalls auf Englisch, die Entspannungsoffensive von Südkoreas neuem Präsident Lee Jae-myung zurückgewiesen. Seit seinem Amtsantritt unternimmt Lee zahlreiche Schritte, um wieder mit Nordkorea ins Gespräch zu kommen. Er ließ die Propaganda-Lautsprechertürme an der Grenze abschalten, ordnete Maßnahmen gegen Flugblättersendungen mit Ballons an und stellte die Radio- und TV-Sendungen des Geheimdienstes in den Norden ein. Seine Regierung brachte auch Anpassungen der Militärmanöver mit den USA ins Spiel.
Doch Kims Schwester erteilte Seoul eine Absage: "Unabhängig davon, welche Politik verfolgt wird und welche Vorschläge in Seoul gemacht werden, haben wir kein Interesse daran. Und es gibt weder einen Grund für ein Treffen noch Themen, die diskutiert werden müssten."
Moskau erkennt Nordkorea als Atommacht an
Die Aussagen zuerst in Richtung Seoul und dann in Richtung Washington wirken wie strategische Schachzüge, um die bisherige Haltung der USA zu Nordkorea grundsätzlich zu ändern. Machthaber Kim will sich offenbar mit Trump treffen, aber dann höchstens über eine Begrenzung der Atomrüstung im Gegenzug für US-Zugeständnisse reden.
"Solange Washington nicht öffentlich - und auch nicht hinter verschlossenen Türen - seine Bereitschaft signalisiert, die bisherige Haltung anzupassen, ist es unwahrscheinlich, dass Pjöngjang formelle Verhandlungen in Betracht zieht", sagt Hong Min, Senior Researcher am koreanischen Institut für Wiedervereinigung, der Zeitung Korea JoongAng.
Russland hat Nordkorea de facto bereits als Atommacht anerkannt. So erklärte Außenminister Lawrow bei seinem Besuch im Juli, Nordkorea habe schon lange vor der US-Bombardierung der iranischen Atomanlagen Schlussfolgerungen für seine nationale Verteidigung gezogen. Damit spielte Lawrow auf Nordkoreas Entwicklung eigener Atombomben und ihrer Trägerraketen seit den 1990er Jahren an.
"Gerade, weil diese Schlussfolgerungen rechtzeitig gezogen wurden, erwägt heute kein ernstzunehmender Akteur einen Militärschlag gegen Nordkorea", meinte Lawrow. Russland verstehe durchaus, warum Nordkorea die Notwendigkeit sehe, das eigene Nuklearprogramm zu entwickeln.