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Nordkorea sagt Gespräche ab

13. Juli 2010

Es hätte das erste Treffen nordkoreanischer Vertreter mit UN-Offiziellen in Südkorea seit dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes "Cheonan" werden sollen. Doch dann kam der unerwartete Rückzieher aus Pjöngjang.

Nordkoreanische Soldaten an der Grenze zu Südkorea (Foto:ap)
Nordkoreanische Soldaten an der innerkoreanischen GrenzeBild: AP

Nordkorea hat überraschend die für Dienstag (13.07.2010) anberaumten Gespräche mit dem UN-Kommando in Südkorea verschoben. In diesen Gesprächen sollten die näheren Umstände geklärt werden, die zum Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes "Cheonan" geführt hatten. Bei dem Unglück am 26. März 2010 waren 46 südkoreanische Seeleute ums Leben gekommen. Eine internationale Untersuchung hatte herausgefunden, dass die Korvette offenbar durch einen nordkoreanischen Torpedo versenkt worden war. Pjöngjang weist jegliche Schuld von sich.

Das geborgene Schiffswrack der gesunkenen südkoreanischen Korvette "Cheonan"Bild: AP

Gesprächsangebote und -absagen

Der Entschluss kam äußerst kurzfristig: Weniger als eine Stunde vor Beginn der Gespräche im Grenzort Panmunjom hätten nordkoreanische Militärs das Treffen abgesagt, heißt es aus Kreisen des UN-Oberkommandos in Südkorea, das seit dem Koreakrieg für die Überwachung der entmilitarisierten Zone zwischen dem Norden und Süden zuständig ist. Der Norden habe "aus verwaltungstechnischen Gründen" um Verschiebung gebeten. Ein neuer Termin wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Offiziere der nordkoreanischen Volksarmee und UN-Vertreter der militärischen Waffenstillstandskommission wollten sich zunächst auf Arbeitsebene treffen, um Gespräche zwischen Generälen beider Seiten vorzubereiten. Es wäre das erste Treffen dieser Art seit dem Untergang der Cheonan geworden, der die ohnehin schlechten Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea erheblich belastet hatte.

Bis vor kurzem hatte Pjöngjang noch jegliche Gespräche mit den USA oder den UN abgelehnt. Man wolle nur direkt mit Südkorea sprechen, hieß es aus nordkoreanischen Militärkreisen. Doch am Freitag (09.07.2010) hatte Nordkorea überraschend eingelenkt und so wohl eine schärfere Verurteilung im UN-Sicherheitsrat vermieden. Dieser hatte zwar noch am selben Tag den Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes verurteilt, dabei allerdings Nordkorea keine direkte Schuld zugewiesen. Die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA hatte dies als „großen diplomatischen Sieg“ gefeiert.

Atomgespräche als Ablenkungsmanöver?

Will Nordkorea zu den Sechsergesprächen zurückkehren?Bild: picture-alliance /dpa

Nordkorea hatte am Wochenende auch angekündigt, zu den Gesprächen über das eigene Atomprogramm zurückzukehren, die von Pjöngjang über ein Jahr lang boykottiert worden waren. Experten sehen in diesem Gesprächsangebot allerdings vor allem den Versuch, von der Diskussion über die Versenkung der „Cheonan“ ablenken zu wollen. Entsprechend skeptisch fielen die Reaktionen aus Südkorea und den USA aus. Nordkorea müsse zunächst zeigen, dass es aufrichtig an der Beseitigung der Spannungen interessiert sei und sich für den Untergang der Cheonan entschuldigen.

Qin Gang, Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking, richtete unterdessen einen Aufruf an alle Seiten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dabei äußerte er allerdings auch Bedenken gegen eine geplante gemeinsame Militärübung Südkoreas und der USA in der zweiten Jahreshälfte 2010. „Die Probleme auf der koreanischen Halbinsel können nur durch friedliche Gespräche und Verhandlungen gelöst werden“, sagte Qin. Eine militärische oder auch nur verbale Aufrüstung sei in jedem Falle kontraproduktiv.

Autor: Thomas Latschan (afp, ap, rtr)
Redaktion: Thomas Kohlmann

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