Nordkorea weist US-Soldaten aus
27. September 2023Zwei Monate nach seinem unerlaubten Grenzübertritt von Süd- nach Nordkorea hat Travis King das streng abgeschottete Land wieder verlassen können. Er befinde sich in US-amerikanischer Obhut in China und sei bei guter Gesundheit, bestätigten US-Behörden. Der 23-Jährige solle bald in die USA zurückkehren und freue sich darauf, seine Familie wiederzusehen, sagten die Behördenvertreter. Vertreter der US-Sicherheitskreise dankten auch Schweden und China für ihre Unterstützung bei der Freilassung. Es habe keine Abmachungen oder Zugeständnisse an Nordkorea gegeben, hieß es weiter.
Laut nordkoreanischen Medien hatten Nordkoreas Behörden entschieden, dass der US-Soldat ausgewiesen werde. Er habe gestanden, "dass er illegal in das Territorium der Volksrepublik eingedrungen ist".
Nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte in Südkorea hatte der Soldat im Juli an einer kommerziellen Tour entlang des südkoreanischen Teils der entmilitarisierten Zone zwischen beiden koreanischen Staaten teilgenommen und die Grenze dann absichtlich übertreten. Über seine Motive war zunächst nichts bekannt.
Kritik an US-Armee
Nordkorea erklärte jedoch erneut, Travis King habe sich bei den Vernehmungen über "die unmenschliche Behandlung und die rassistische Diskriminierung in der US-Armee" beklagt und sich deshalb zum Grenzübertritt entschlossen. Wegen "der ungleichen amerikanischen Gesellschaft" sei er desillusioniert gewesen.
Die Darstellung Nordkoreas zu den angeblichen Motiven des Mannes ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums hatte der Soldat eigentlich nach Hause zurückkehren sollen. In Südkorea hatte er demnach wegen einer Straftat eine gewisse Zeit in einer Haftanstalt verbracht. Die USA hatten keinen direkten Zugang zu Travis King. Beide Länder unterhalten keine diplomatischen Beziehungen.
Normalerweise lange Haftstrafen
In den vergangenen Jahrzehnten überquerten mehrfach US-Amerikaner ohne Erlaubnis die stark befestigte Grenze zu Nordkorea. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen.
Kings Grenzübertritt hatte sich inmitten sehr angespannter Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea ereignet. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte zu verstärkten Kriegsvorbereitungen und der Massenproduktion verschiedener Waffen und dem Ausbau seines Nukleararsenals aufgerufen. Die beiden koreanischen Staaten befinden sich technisch gesehen weiterhin im Kriegszustand. Der Konflikt zwischen 1950 und 1953 endete mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag.
fab/sti (dpa, afp, rtr)