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Politik

Nordkorea zu Abrüstungsschritten bereit

29. April 2018

Nordkorea will nach südkoreanischen Angaben auf seine Atomwaffen verzichten, sollten die USA einer Nichtangriffsvereinbarung zustimmen. Das Atomtestgelände will Machthaber Kim Jong Un offenbar bereits im Mai schließen.

Kim Jong Un (l.) mit Moon Jae-in
Kim Jong Un (l.) mit Moon Jae In Bild: Reuters

Nach der historischen Annäherung der beiden koreanischen Staaten zeichnen sich erste Details der geplanten atomaren Abrüstung ab. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un habe angekündigt, das Atomtestgelände im Mai vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu schließen, erklärte der Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In. Vom Abbau der Anlagen sollten sich Experten und Journalisten aus Südkorea und den USA vor Ort überzeugen können.

Voraussichtlich ebenfalls im Mai soll das geplante Treffen von Kim mit US-Präsident Donald Trump stattfinden. Zu der Begegnung werde es wohl in drei bis vier Wochen kommen, sagte Trump am Wochenende. 

US-Präsident Donald Trump wird Kim wohl in wenigen Wochen treffenBild: picture-alliance/AP Photo/P. M. Monsivais

Nach Aussage von Moons Sprecher hatte Kim über das geplante Treffen gesagt: "Wenn wir öfter miteinander reden, Vertrauen schaffen und uns das Versprechen gegeben wird, den Krieg zu beenden und nicht angegriffen zu werden, gibt es für uns keinen Grund mehr, Atomwaffen zu besitzen." Den USA warf Kim demnach vor, "grundsätzlich feindselig" gegen Nordkorea zu sein. Trotzdem würden sie erkennen, sobald die Gespräche begännen, dass er nicht die Person sei, die Atomwaffen nach Südkorea oder über den Pazifik hinweg in die USA abfeuere. Noch im vergangenen Jahr hatte er Trump als dementen Greis bezeichnet, den er mit Feuer bändigen werde.

Südkoreanische Nationalisten demonstrieren in Seoul gegen die Annäherung der KoreasBild: DW/A. Freund

Bei dem Gipfel am Freitag hatten sich Nord- und Südkorea darauf geeinigt, die geteilte Halbinsel schrittweise von Atomwaffen zu befreien und den seit fast sieben Jahrzehnten andauernden Kriegszustand zu beenden. Die Übereinkunft auf dem von viel Symbolik geprägten Treffen wurde international begrüßt. Allerdings beinhaltete die Vereinbarung wenig konkrete Details. 

Spielraum für Interpretationen

Nordkorea-Experten wiesen darauf hin, dass Pjöngjang bereits in der Vergangenheit immer wieder Zusagen gebrochen habe und der schwierige Teil der Verhandlungen erst noch bevorstehe. Auch das jetzt verwendete Dachwort Denuklearisierung lässt Spielraum für Interpretationen. Nordkoreas Machthaber Kim definierte bislang nicht, was er darunter genau versteht.

Luftbild des Atomtestgeländes Punggye Ri (Archivbild)Bild: CNES/Airbus DS/38 North/Spot Image

Die Zeitung "Rodong Sinmum", Sprachrohr von Nordkoreas herrschender kommunistischer Partei, berichtete am Wochenende auf den vorderen vier ihrer sechs Seiten über das Ereignis - mit insgesamt 60 Fotos, 15 davon auf der Titelseite. Die Berichte erwähnten auch die Diskussion über die Denuklearisierung, ein Thema, das bislang in den nordkoreanischen Medien nur selten erwähnt wurde. Allerdings gingen die Berichte in diesem Punkt nicht ins Detail.

Experten und Journalisten sollten bald eingeladen werden, die Schließung der Atomanlagen in Nordkorea zu begutachten, sagte der Sprecher von Südkoreas Präsident. An dem Testgelände Punggye Ri gebe es nach Angaben von Kim noch zwei weitere Tunnel. Ein anderer ist nach Einschätzung von Experten eingestürzt. Eine Reihe von Erschütterungen durch Raketentests hätten dazu geführt, dass die Region um das Gelände instabil geworden sei. 

Zweifel an der Relevanz

Chinesische Seismologen hatten kürzlich in einer Studie geschrieben, der Berg über dem unterirdischen Testgelände sei eingestürzt, womöglich in Folge des letzten Atomversuchs. Dies habe die "unterirdische Infrastruktur" für "künftige Atomtests" wohl ohnehin zerstört. Ob es sich bei der angekündigten Schließung um mehr als eine Geste handelt, galt deshalb als fraglich.

Das wegen seines Atom- und Raketenprogramms mit internationalen Sanktionen belegte Nordkorea gilt als wirtschaftlich ausgelaugt. Experten zufolge braucht Kim zur Modernisierung der maroden Wirtschaft seines Landes die Aufhebung der Sanktionen. Trump kündigte an, den Druck bis zur vollständigen Denuklearisierung beibehalten zu wollen. Er wolle die Fehler früherer Regierungen nicht wiederholen.

"Die Dinge laufen sehr gut, Ort und Zeit für ein Treffen mit Nordkorea werden festgelegt", twitterte Trump nach einem 75-minütigen Telefonat mit Moon. Nach südkoreanischen Angaben besprach Moon mit Trump, wo dessen Begegnung mit Kim stattfinden soll. Einem hochrangigen US-Vertreter zufolge ist Singapur in der engeren Auswahl.

Kim Jong Un während eines Raketentests im SeptemberBild: Reuters/KCNA

US-Außenminister Mike Pompeo sagte dem Sender ABC News, Kim sei bereit einen Plan vorzulegen, der zur vollständigen atomaren Abrüstung des Landes führe. Bei seinem Besuch in Pjöngjang am Osterwochenende habe er ein "gutes Gespräch" mit dem nordkoreanischen Staatschef geführt.

Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis auf das amerikanische Festland befördern können. Auch deshalb gilt der Atomstreit mit Nordkorea als einer der gefährlichsten Konflikte in der internationalen Politik. Die Spannungen hatten sich im vergangenen Jahr nach mehrfachen Raketentests und einem weiteren Atomtest des isolierten Landes im September zugespitzt.

stu/hf (rtr, dpa, afp)

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