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Politik

Einladung in den Feindstaat

10. Februar 2018

Tauwetter während der Winterspiele: Die Schwester des nordkoreanischen Herrschers übermittelte dem südkoreanischen Präsidenten Moon eine Einladung nach Pjöngjang.

Kim Yo Jong aus der nordkoreanischen Herrscherfamilie mit Südkoreas Präsident Moon Jae In
Kim Yo Jong aus der nordkoreanischen Herrscherfamilie mit Südkoreas Präsident Moon Jae InBild: picture-alliance/AP Photo/K. Ju-sung

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un will trotz seines harten Kurses im Konflikt um sein Atomprogramm so bald wie möglich Südkoreas Präsidenten Moon Jae In treffen. Kims Schwester Kim Yo Jong habe Moon in Seoul mündlich eine Einladung des Bruders überbracht, teilte das südkoreanische Präsidialamt mit. Ein Besuch in Pjöngjang könne "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" erfolgen. 

Moon, der von Nordkorea einen kompletten Verzicht auf sein Atomprogramm fordert, reagierte zurückhaltend: "Lassen Sie uns in Zukunft die nötigen Bedingungen dafür schaffen", wurde er zitiert. Bei einem Besuch in Nordkorea käme es zum erst dritten Gipfeltreffen zwischen beiden Ländern. Kim habe darüber hinaus einen persönlichen Brief an Moon überbringen lassen, in dem er seinen Wunsch nach einer Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen äußerte, hieß es. Moon habe gegenüber der Delegation zu einer frühen Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA aufgerufen. 

Kim Jong Un (r.) zeigt sich auf offiziellen Bildern meist bester LauneBild: Reuters/KCNA

Kims einflussreiche 30-jährige Schwester Kim Yo Jong reiste den Angaben zufolge anlässlich der am Freitag eröffneten Olympischen Winterspiele in Pyeongchang als "Sondergesandte" ihres älteren Bruders nach Südkorea. Sie ist das erste Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie, das den Süden der koreanischen Halbinsel besucht. Als Leiter einer hochrangigen Delegation war zusammen mit der Schwester auch das protokollarische Staatsoberhaupt, Kim Yong Nam (90), mit einem Charterflugzeug eingetroffen. 

Kim Jong Un hatte erst Anfang dieses Jahres nach langer Funkstille zwischen beiden Ländern zu erkennen gegeben, sich Südkorea annähern zu wollen. Kritiker sehen darin den Versuch Kims, einen Keil zwischen Südkorea und seinem Alliierten USA zu treiben und sein Land ein wenig von den internationalen Sanktionen zu befreien. 

Eröffnungszeremonie der Olympischen WinterspieleBild: Getty Images/AFP/J. Nacktstrand

Besonders die Regierung in Washington, der Pjöngjang eine feindselige Politik unterstellt, sieht die Charmoffensive äußerst skeptisch. Als Zeichen für die anhaltenden Spannungen über Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm war US-Vizepräsident Mike Pence im Rahmen der Olympia-Eröffnungsfeier in Pyeongchang den Besuchern aus Nordkorea demonstrativ aus dem Weg gegangen. Bei einem Gespräch mit Südkoreas Präsident am Donnerstag betonte Pence, dass es weiter nötig sei, mit "maximalem Druck und Sanktionen" gegen Nordkorea vorzugehen. 

Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können. Nach dem Besuch der Eröffnungsfeier hatte Moon die Besucher aus Nordkorea in seinem Amtssitz in Seoul empfangen. Das südkoreanische Fernsehen zeigte Bilder, wie er lächelnd Kim Yo Jong, Kim Yong Nam und zwei weitere hochrangige Funktionäre begrüßte. Das fast dreistündige Treffen, das auch ein Mittagessen einschloss, habe in einer "freundschaftlichen Atmosphäre" stattgefunden, teilte ein Sprecher Moons mit. 

Kim Jong Un während eines RaketentestsBild: Reuters/KCNA

Moon hatte sein Amt im vergangenen Jahr mit dem Ziel angetreten, die gespannten Beziehungen zu dem abgeschotteten Norden wieder zu verbessern. Das linksliberale Staatsoberhaupt hatte schon nach den ersten Gesprächen von Spitzenvertretern beider Seiten im Januar seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Treffen mit Kim erklärt - einem ersten Gipfeltreffen seit 2007. Sein Ziel ist es auch, Nordkorea zu Gesprächen über die Beseitigung seiner Atomwaffen zu bewegen. Nordkorea lehnt dies bislang ab. Formell befinden sich Nord- und Südkorea nach dem Krieg von 1950 bis 1953 noch immer im Kriegszustand. Es gibt lediglich ein Waffenstillstandsabkommen, keinen Friedensvertrag.

Nordkorea hat zu den Spielen auch eigene Athleten sowie ein Orchester, eine große Jubelgruppe und ein Taekwondo-Showteam nach Südkorea geschickt. Als Zeichen der Einheit treten die Eishockeyspielerinnen aus dem Süden sogar in einer gemeinsamen Mannschaft mit nordkoreanischen Kolleginnen an.

Die Server der Olympia-Organisatoren wurden während der Eröffnungsfeier Ziel eines Hackerangriffs. Die Cyberattacke habe eine Störung im Hauptpressezentrum verursacht, teilte das Organisationskomitee mit. "Der Vorfall hat sich nicht auf die Sicherheit der Zuschauer und Athleten ausgewirkt." Die Organisatoren schalteten nach der Cyberattacke vorübergehend die Server ab, sodass die Website Pyeongchang 2018 von Freitagabend bis 8.00 Uhr Ortszeit (00.00 Uhr MEZ) am Samstag nicht zu erreichen war. Die Hintergründe der Cyberattacke sind bislang unklar.

stu/jj (dpa, rtr)
 

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