1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hochansteckende Noroviren

10. August 2017

Bei der Leichtathletik-WM in London grassieren Noroviren. Sie verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle. Was man über die Erreger wissen sollte und wie man sich davor schützen kann?

Norovirus
Bild: DKFZ

Mediziner haben Noroviren erstmals 1972 entdeckt, mit Hilfe eines Elektronenmikroskops. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Noroviren, von denen viele – aber nicht alle – für den Menschen ansteckend sind. 

Wo können Menschen mit Noroviren in Kontakt kommen?

Überall auf der Welt und auch recht häufig: Sie sind für etwa die Hälfte aller nicht bakteriellen Durchfallerkrankungen verantwortlich. Am anfälligsten sind Kinder unter 5 Jahren und Senioren über 70. Daher kommt es gerade in Kindergärten und Seniorenwohnheimen oft zu Infektionswellen. Überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, ist die Gefahr groß: Etwa bei Sportveranstaltungen, wie jetzt bei der Leichtathletik-WM in London. Dort gibt es außergewöhnlich viele Fälle. Eine ähnliche Situation gab es schon mal: 2012 wurde ein ganzes Hotelschiff auf dem Rhein in Wiesbaden unter Quarantäne gestellt, nachdem 67 Passagiere erkrankt waren – fast jeder zweite Reisegast.

Woher kommt das Virus?

Noroviren, die für den Menschen ansteckend sind, vermehren sich im Magen-Darm-Trakt. Sie werden als Schmier- oder Tröpfcheninfektion durch den Stuhl oder Erbrochenes übertragen. Es reichen bereits geringste Mengen, um einen gesunden Menschen anzustecken: 10 bis 100 Viruspartikel reichen für eine Infektion aus. Das geht schnell: Die leicht verschmutzte Türklinke nach dem Toilettengang anfassen, danach etwas aus der Hand essen und nach einer kurzen Inkubationszeit von sechs bis fünfzig Stunden wird einem richtig "kotzübel".  

Noroviren unter dem MikroskopBild: Foto: Gudrun Holland/Robert-Koch-Institut

Kann ich mich auch über die Nahrung infizieren?

Das Virus kann sich recht lange in der Umwelt halten. So gelangt es übers Essen zurück in den menschlichen Darm: Etwa durch Obst- oder Gemüse, falls Fäkalien als Dünger dienen oder die Landarbeiter mit verschmutzten Händen geerntet haben. Das gleiche gilt für Muscheln, die aus Lagunen stammen, in die Siedlungsabwässer eingeleitet werden. Liegen undichte Frisch- und Abwasserleitungen in der Erde nah beieinander und gibt es häufig Druckabfälle in der Wasserleitung, kann das Virus auch ins Trinkwasser gelangen. Dieselbe Gefahr besteht auch, wenn Sickergruben und Brunnen in der Nähe liegen.

Wie lange ist der Patient ansteckend?

Am größten ist die Ansteckungsgefahr während des akuten Ausbruchs (Erbrechen und Durchfall) und bis zu zwei Tage nach Abklingen der Symptome. Die Viren können aber auch danach noch bis zu zwei Wochen lang ausgeschieden werden. Solange gelten für alle Kontaktpersonen erhöhte Anforderungen an die Hygiene. 

2012 mussten 145 Reisende und 40 Crewmitglieder in Quarantäne. 67 Touristen eines Rhein-Schiffes waren erkrankt. Bild: picture-alliance/dpa

Wie wird die Infektion behandelt?

Im Prinzip gibt es nicht viel, was Ärzte tun können. Hat der Patient sehr viel Flüssigkeit verloren, ist es möglicherweise notwendig, Infusionen zu verabreichen – besonders bei Kleinkindern und älteren, geschwächten Patienten. Anti-Viren-Medikamente gegen die Erreger gibt es nicht. Vor allem wichtig: Die Patienten müssen so weit wie möglich isoliert werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Pflegepersonen müssen sich schützen.

Wie kann ich mich schützen?

Eine Impfung gegen Noroviren gibt es nicht. Das einzige was hilft, ist strenge Hygiene: Hände regelmäßig waschen und desinfizieren. Regelmäßiges reinigen und desinfizieren von Türklinken, Tastaturen, Fernbedienungen, Toiletten und ähnlichen Oberflächen. Bei Kontakt mit Patienten: Handschuhe, Mundschutz und Kittel tragen. Wäsche sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Und für Lebensmittel gilt: Meeresfrüchte müssen gut durchgegart sein, Obst sollte geschält und Gemüse gekocht werden. Was auch bei einer akuten Infektion nicht schaden kann, ist Zitronensaft. Das hat ein medizinischer Versuch gezeigt. Der endgültige wissenschaftliche Beweis dafür steht allerdings noch aus. 

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen