Norweger in Russland wegen Spionage verurteilt
16. April 2019Ein russisches Gericht hat einen norwegischen Rentner wegen Spionagevorwürfen zu 14 Jahren Lagerhaft verurteilt. Der 63-Jährige habe den norwegischen Sicherheitsdiensten Informationen über Atom-U-Boote der russischen Flotte übermittelt, befanden die Moskauer Richter. Im Strafmaß folgen die Richter der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Der Rentner arbeitete früher für eine norwegische Regierungsbehörde zur Überwachung des Grenzvertrags zwischen Norwegen und Russland. Er streitet alle Vorwürfe ab. Seinem Anwalt zufolge hat er eingeräumt, dass er für die norwegischen Sicherheitsdienste mehrmals Kurierdienste übernommen habe. Ihm sei aber nicht bewusst gewesen, dass es sich dabei um versuchte Spionage gehandelt habe.
Anwalt setzt auf Gnadengesuch
Nach Aussage seines Anwalts Ilja Nowikow werden sie das Urteil nicht anfechten. Sein Mandant mache sich keine Illusionen, so Nowikow. "Er erwartet, dass sich seine Regierung auf diplomatischem Weg einsetzen wird". Das Urteil entspreche angesichts des Alters und der Haftbedingungen einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Der Anwalt will erreichen, dass sein Mandant den russischen Präsidenten um eine Begnadigung bittet. Kremlchef Wladimir Putin hatte sich in der vergangenen Woche abwartend zur Frage einer Begnadigung geäußert. Es müsse erst das Urteil abgewartet werden, sagte er auf Nachfrage norwegischer Journalisten in St. Petersburg. In der Regel weisen russische Juristen darauf hin, dass für eine Begnadigung ein Schuldeingeständnis notwendig ist.
Ein ehemaliger russischer Polizist, der dem Norweger Informationen übergeben haben soll, war im Dezember von einem Gericht in Moskau zu 13 Jahren Lagerarbeit verurteilt worden.
Die Verhaftung des Rentners 2017 in einem Moskauer Hotel hatte zu Spannungen zwischen Russland und Norwegen geführt, die normalerweise gute Beziehungen unterhalten.
ust/stu (dpa, afp, rtr, ap)