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Nostalgie und alte Freunde

Wenzel Bilger21. Juli 2004

Die wilden 1960er, die erste Liebe und jugendliche Unbeschwertheit: Dafür stehen für viele die Songs von Simon and Garfunkel. In Köln ließ das Duo jetzt 15.000 ergraute Pilger jubelnd in Erinnerungen schwelgen.

Simon and Garfunkel harmonisch vereint auf Tournee durch EuropaBild: AP

"Kannst du dir vorstellen, wie wir zwei uns in vielen Jahren ruhig eine Parkbank teilen? Wie schrecklich merkwürdig, 70 zu sein." So lautet der Anfang der letzten Strophe von Simon and Garfunkels "Old Friends", einem Song, der Pate stand für die aktuelle Europa-Tournee. Inzwischen sind die beiden Musiker 62, doch noch immer scheint die Parkbank in weiter Ferne und von Ruhe kann keine Rede sein.

Kleiner Simon, großer Garfunkel

Erst können sich die Zuschauer eine Serie von Bildern aus früheren Tagen auf drei Großleinwänden ansehen, dann stehen die beiden Musiker plötzlich auf der Bühne. Der sofort einsetzende, tobende Applaus hat sich offenbar über die Jahrzehnte beim Publikum angestaut. Simon and Garfunkel haben seit mehr als 20 Jahren auf keiner deutschen Bühne gestanden. "Hazy Shade of Winter" eröffnet ein Konzert, bei dem sich Paul Simon erst warm machen muss. Er scheint sich anfangs neben dem deutlich größeren Garfunkel und hinter seiner Gitarre zu verstecken.

Art Garfunkels Stimme beeindruckt noch immer bei Songs, die, wie etwa "Scarborough Fair" oder "Sounds of Silence", all das zeigen, was das Duo besonders gut kann: Zu den Klängen der akustischen Gitarre zwei herausragende Stimmen in Harmonie vereinen. Mit "Mrs. Robinson" beginnt der Teil des Konzerts, bei dem sich auch die Mitfünfziger kollektiv von ihren Stuhlreihen erheben und die Tribünen zum Beben bringen. Auf den Leinwänden laufen Ausschnitte aus "Die Reifeprüfung". In dem Kultfilm ließ sich der junge Dustin Hoffman zur Musik von Simon and Garfunkel von der erheblich älteren Mrs. Robinson verführen.

Wegbegleiter seit Schultheatertagen

Auf der Höhe des Erfolgs: Paul Simon und Art Garfunkel 1969Bild: PA

Angefangen hatte alles 1953, als Paul Simon, damals 12 Jahre alt, bei den Schultheaterproben zu "Alice im Wunderland" auf Art Garfunkel traf, der im Schulchor sang. Bald machten sie zusammen Musik und kamen mit ihrer ersten Single, "Our Song", 1958 in die Charts. Von dem Zeitpunkt an ging es mit dem Duo auf und ab, seine Wege führten zusammen und auseinander.

Die Hauptschaffensphase läutete eine von dem Produzenten Tom Wilson eigenmächtig in Angriff genommene, durch E-Gitarre und Bass ergänzte Fassung von "The Sounds of Silence" ein. An den Erfolg schloss sich eine der produktivsten Zeiten des Song-Schreibers Simon an. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre - in den USA eine durch Krieg und soziale Umstände politisch angespannte Zeit - brachten Simon and Garfunkel fünf Alben auf den Markt. Sie setzten Standards für die Unterhaltungsmusik weit über die Grenzen ihres eigenen Stils - des Folk - hinaus.

Stolze Preise für schöne Erinnerungen

Nach vielen Jahren des Streits und der Auseinanderentwicklung zwischen Paul Simon und Art Garfunkel rangen sie sich trotzdem zu einer gemeinsamen Tournee durch. Darüber freuten sich nicht nur die Fans, die in Köln nichts Neues hören, sondern in Jugenderinnerungen schwelgen wollten. Auch die Veranstalter und die Künstler selbst dürften sich bei einem Kartenpreis von 50 bis 150 Euro nicht beklagen: Binnen weniger Tage war das Konzert in Köln ausverkauft.

Paul Simon erwartet von Simon and Garfunkel keine neuen musikalischen Projekte und kündigte an, die beiden seien mit der Tournee 2004 zum letzten Mal gemeinsam unterwegs. Mit den Konzerten in Köln und München verabschiedet sich das erfolgreichste Folk-Duo also wahrscheinlich von seinen deutschen Fans.

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