Ein weiterer Coronavirus-Impfstoff hat nun entscheidende Tests abgeschlossen. Novavax aus den USA gab bekannt, dass sein Vakzin eine Wirksamkeit von 89,3 Prozent erreicht und auch gegen Mutationen wirkt.
Der Impfstoff habe nicht nur seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt, sondern er habe auch gegen die britische Coronavirus-Variante sowie gegen die südafrikanische Mutation eine Immunantwort gezeigt. Studien wurden sowohl in Großbritannien als auch in Südafrika durchgeführt. Ferner laufen derzeit noch große Studien mit dem Impfstoff in den USA und Mexico.
Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen proteinbasierten Totimpfstoff, der ein gentechnisch hergestelltes Virusantigen enthält, das mittels Nanopartikeln zu den Zellen befördert wird.
Gute Wirksamkeit gegen britische Variante
An der Studie in Großbritannien haben mehr als 15.000 Probanden im Alter von 18 bis 84 Jahren teilgenommen. 32 der 62 aufgetretenen COVID-19-Infektionen waren auf die neu aufgetretene britische Virus-Variante B1.1.7 zurückzuführen.
56 Fälle gab es in der Placebo-Gruppe und sechs Fälle in der Gruppe, die den Impfstoff erhalten hatte. Das ergibt eine Wirksamkeit von 89,3 Prozent.
Eine vorläufigen Analyse zeige, dass es nur wenige Fälle schwerer Nebenwirkungen gab. Diese seien etwa gleichermaßen verteilt bei den Geimpften und in der Placebogruppe aufgetreten.
Serbien: Impfstoff aus China
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John Moore, Professor für Mikrobiologie und Immunologie am Weill Cornell Medical College in New York, sagte gegenüber Reuters, dass die Studiendaten etwa vergleichbar mit den Ergebnissen der beiden bereits zugelassenen Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna seien. Diese hatten in Phase-III-Studien eine 94 bis 95 prozentige Wirksamkeit gezeigt.
Das sei aber statistisch nicht sehr relevant. "Der Impfstoff funktioniert grundsätzlich gut bei dem in Großbritannien vorherrschenden Stamm, was bedeutet, dass er in den USA wahrscheinlich gleich wirksam ist", urteilte Moore.
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Mäßige Wirksamkeit gegen südafrikanische Variante
In Südafrika hat Novavax eine Phase-IIb-Studie mit 4400 Probanden durchgeführt. Dort waren 90 Prozent der in der Studie nachgewiesenen Infektionsfälle auf die dortige Mutation B.1.351 zurückzuführen. Allerdings hatten die Mediziner nur bei 27 der insgesamt 44 erkrankten Probanden eine Gensequenzierung des Virus durchgeführt. Insgesamt waren 29 Patienten in der Placebogruppe erkrankt und 15 in der geimpften Gruppe.
Daraus ergibt sich eine geringere Wirksamkeit als bei der Studie in Großbritannien: Unter den 94 Prozent der Studienteilnehmer, die nicht vor Beginn der Studie HIV-positiv getestet waren, betrug sie 60 Prozent. Unter den HIV-positiven Probanden waren der Impfstoff nur zu 49,4 Prozent wirksam.
Südafrika und die zweite Welle
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Besonders bei dieser Studie war, dass etwa ein Drittel der Probanden schon zuvor an der Ursprungsvariante von COVID-19 erkrankt waren und auch daraufhin in einem ELISA-Antikörpertest seropositiv getestet waren.
Novavax forscht bereits an einem neuen passgenauen Impfstoff-Design gegen die südafrikanische Variante.
Große Phase-III-Studie läuft in den USA und Mexiko
Derzeit läuft in den USA und in Mexiko eine weitere Studie namens PREVENT-19, die bis Mitte Februar 30.000 Probanden umfassen soll.
Die britische Studie soll nun Grundlage für Zulassungsverfahren in Großbritannien, der EU und in anderen Staaten werden.
Zunächst müssen die Studienergebnisse aber noch formal veröffentlicht werden. Novavax rechnet damit, entsprechende Anträge bei den Zulassungsbehörden im März oder April einreichen zu können.
Die Aktien von Novavax stiegen nach Veröffentlichung der Daten im US-Handel um 34 Prozent. Das Unternehmen erwägt unterdessen, einen Antrag auf Notfallgenehmigung in den USA zu stellen.
Die EU-Kommission hat mit Novavax Sondierungsgespräche über den Erwerb von bis zu 200 Millionen Impfdosen abgeschlossen. Großbritannien hat 60 Millionen Dosen vorbestellt.
Forscher und ihre Selbstversuche
Was haben ein Mediziner, der seine eigene Impfung gegen das Coronavirus schluckt, ein Psychoanalytiker auf Koks und der schnellste Mann der Welt gemeinsam? Sie sind Wissenschaftler und ihre eigenen Versuchskaninchen.
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Schluckimpfung gegen Corona
Mut, Neugier oder völlige Selbstüberschätzung? Vermutlich ist es eine Mischung aus all dem, die so manchen Wissenschaftler dazu veranlasst, eigene Erfindungen zuerst an sich selbst zu testen. So soll ein chinesischer Mediziner laut der Tageszeitung Global Times eine Schluckimpfung gegen das Coronavirus nicht nur selbst entwickelt, sondern auch selbst getestet haben. Bisher ohne Nebenwirkungen.
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Lachgas-Party mit Humphry
Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn und privates Vergnügen können durchaus Hand in Hand gehen. Der britische Chemiker Sir Humphry Davy experimentierte zwischen 1795 und 1798 mit Lachgas. Mit Hilfe seiner Selbstversuche entdeckte er nicht nur die schmerzstillende, sondern auch die berauschende Wirkung des Gases.
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Entdecker der UV-Strahlung
Der deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter entdeckte 1801 nicht nur die ultraviolette Strahlung, sondern erfand im Jahr darauf auch den ersten Akku. Ritters Interesse galt außerdem dem Galvanismus - einer Bezeichnung für Muskelkontraktionen durch Stromschläge. Dass er bereits 33-jährig starb, soll auch an den galvanischen Selbstversuchen gelegen haben, mit denen er seinen Körper malträtiert hat.
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Freud auf Koks
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Tod durch Gelbfieber
"Ich glaube, dass ich dem wahren Erreger auf der Spur bin", schrieb der amerikanische Mediziner Jesse Lazear am 8. September 1900 in einem Brief an seine Frau. Lazear erforschte Malaria und Gelbfieber. Lazear konnte beweisen, dass das Gelbfieber von Moskitos übertragen wird: Er ließ sich stechen, erkrankte und starb 17 Tage nach dem Brief an seine Frau. Lazear wurde nur 34 Jahre alt.
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Der schnellste Mann der Welt
Als "fastest man on earth" wurde John Paul Stapp aufgrund seiner Forschungen über die Auswirkungen von Beschleunigungskräften auf den (eigenen) menschlichen Körper bekannt. Dazu ließ er sich auf einem sogenannten Raketenschlitten bis auf mehr als 1000 km/h beschleunigen und in 1,4 Sekunden vollständig abbremsen. Es ist die höchste Beschleunigung, der ein Mensch bisher freiwillig standgehalten hat.
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Werner Forßmann war bereits in seiner medizinischen Ausbildung ein Querulant. Der deutsche Chirurg wollte unbedingt beweisen, dass sich ein langer, biegsamer Katheter gefahrlos von der Ellenbeuge bis ins Herz einführen lässt. Obwohl ihm das Experiment von seinen Vorgesetzten ausdrücklich verboten worden war, machte Forßmann 1929 als erster Mensch den Selbstversuch. Heimlich natürlich.
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Nobelpreisgewinner posthum
Der kanadische Mediziner Ralph Steinman erkrankte an Pankreaskrebs und unterzog sich einer selbst entwickelten Immuntherapie. Nach Einschätzung seines Arztes konnte diese Therapie Steinmans Tod nicht verhindern, möglicherweise sein Leben aber - entgegen der Prognosen - um mehr als vier Jahre verlängern. Steinman starb 2011 wenige Tage vor der Verleihung des Nobelpreises, den er posthum erhielt