Nukleare Drohung aus Nordkorea
24. Januar 2013Die diplomatische Dauerkrise zwischen Nordkorea und der übrigen Welt droht ein weiteres Mal zu eskalieren. Das Regime um Machthaber Kim Jong Un, der sich zu Jahresbeginn noch um versöhnliche Töne bemühte, machte nun jeder Hoffnung auf eine Entspannung des Konflikts einen Strich durch die Rechnung. Unverhohlen stieß die Führung in Pjöngjang Drohungen gegen die USA aus.
Erzfeind USA
"Wir verhehlen nicht, dass die verschiedenen Satelliten und Langstreckenraketen, die wir weiterhin starten werden, und auch der Spitzen-Atomversuch, den wir vornehmen werden, auf unseren Erzfeind USA abzielen", zitiert die amtliche Nachrichtenagentur KCNA aus einer Erklärung der Nationalen Verteidigungskommission. Und weiter heißt es: "Eine neue Phase des Jahrhunderte langen Kampfes wird sich gegen die USA richten - den Erzfeind des koreanischen Volkes."
Die USA arbeiteten seit dem jüngsten Test einer Langstreckenrakete durch Nordkorea Mitte Dezember auf eine Ausweitung der UN-Sanktionen hin und wurden dabei von Japan und Südkorea unterstützt. Am Dienstag nahm der Weltsicherheitsrat in New York dann die entsprechende Resolution einstimmig an und verschärfte die Strafmaßnahmen. Auch die Vetomacht China im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen, Nordkoreas wichtigster Verbündeter, unterstützte das Vorgehen.
Voraussetzungen erfüllt
Experten in den USA und Südkorea gehen schon seit längerem davon aus, dass Nordkorea für den dritten Atomwaffentest nach 2006 und 2009 bereits ausreichend gerüstet ist. Die Führung in Pjöngjang müsse nur noch die entsprechende Entscheidung dafür treffen, sagte jetzt ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoul. Auf die ersten beiden Versuche hatte der Weltsicherheitsrat mit verschärften Sanktionen reagiert.
Der US-Sonderbeauftragte für die Nordkorea-Politik, Glyn Davies, appellierte nach Gesprächen mit südkoreanischen Regierungsvertretern in Seoul an Pjöngjang, keinen neuen Atomtest zu unternehmen. "Ob sie testen oder nicht, liegt bei ihnen." Es wäre jedoch ein Fehler und eine "verpasste Gelegenheit", wenn sie es täten, sagte Davies vor Journalisten. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums rief in Peking "alle beteiligten Seiten" zur Zurückhaltung auf, damit sich die Spannungen in der Region nicht noch verschärften.
Im April 2012 hatte Nordkorea eine Rakete mit einem Beobachtungssatelliten ins All geschossen, die jedoch kurz darauf ins Gelbe Meer gestürzt war. Die USA, Japan und Südkorea werteten den Start als verdeckten Test einer Langstreckenrakete für das nordkoreanische Atomprogramm und damit als Verstoß gegen UN-Resolutionen. Als die USA daraufhin Nahrungsmittellieferungen für die hungernde Bevölkerung aussetzten, kündigte die Führung in Pjöngjang ein Moratorium für Atomtests auf.
se/re (rtr, dpa, dapd, afp)