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Politik

Nun 366 Corona-Todesfälle in Italien

8. März 2020

Die Regierung in Rom führt einen verzweifelten Kampf gegen das Coronavirus: Obwohl sie weite Teile Norditaliens hat abriegeln lassen und auch sonst drastische Maßnahmen ergreift, schnellen die Opferzahlen in die Höhe.

Tristesse am Mailänder Dom (Foto: Reuters/G. Mangiapane)
Tristesse am Mailänder Dom... Bild: Reuters/G. Mangiapane

In Italien ist die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Todesopfer stieg binnen 24 Stunden um 133 auf 366 an, wie die italienischen Behörden am Abend mitteilten. Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt demnach mittlerweile bei 7375, das sind 1492 mehr als am Samstag. Italien bleibt nach wie vor das von der Epidemie am schwersten betroffene Land in Europa. 

Zuvor hatte die Regierung in Rom schon hart gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 durchgegriffen: Sie erklärte einen großen Teil Norditaliens zur Sperrzone: 16 Millionen Menschen in der Region Lombardei mit der Metropole Mailand und in Städten wie Venedig oder Parma dürften nur noch bei triftigen Gründen aus der Gegend hinaus oder in sie hinein, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte. Die Region gilt als das wirtschaftliche und industrielle Herz Italiens. Wie Conte via Twitter mitteilte, gilt die Anordnung zunächst bis zum 3. April.

Lkw-Kontrollen in der Stadt Codogno in der Lombardei Bild: picture-alliance/abaca/C. Cozzoli

 

Conte bestätigte zudem weitreichende Verbote für das ganze Land. Alle Kinos, Theater, Diskotheken, Museen, Sportclubs und ähnliche Einrichtungen müssen schließen, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen wurden abgesagt. Auch berühmte Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum in Rom und die Vatikanischen Museen sind nun bis auf Weiteres geschlossen. Die Fluggesellschaft Alitalia kündigte an, von Montag an den Flughafen Malpensa in Mailand nicht mehr anzufliegen. In Süditalien warnten Regionen vor einen Ansturm von Menschen aus dem Norden. Die Regierung erklärte, Touristen in der Sperrzone könnten ausreisen und sollten das direkt tun. Seit Donnerstag haben bereits alle Schulen und Universitäten in Italien ihren Betrieb eingestellt. 

Auswärtigen Amt rät von Reisen ab

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, die deutschen Auslandsvertretungen in Italien stünden bereit, "um Deutsche in den betroffenen Gebieten bei Bedarf zu unterstützen". Das Ministerium aktualisierte umgehend seine Reise- und Sicherheitshinweise für Italien. Konkret rät das Ministerium nun von Reisen in folgende Regionen ab: Lombardei und Emilia-Romagna, die Provinzen Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia und Rimini in der Emilia-Romagna, die Provinzen Pesaro und Urbino in Marken, die Provinzen Padua, Treviso und Venedig in Venetien sowie Asti, Alessandria, Novara, Verbano-Cusio-Ossola und Vercelli im Piemont. Von "nicht erforderlichen Reisen in die autonome Provinz Bozen-Südtirol" wird ebenfalls abgeraten.

Wegen der Corona-Krise ist das sonntägliche Mittagsgebet des Papstes erstmals nur per Video-Stream live auf Großbildschirme auf den Petersplatz übertragen worden. Franziskus selber sprach aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes und nicht wie sonst üblich am offenen Fenster. So konnten an den Eingängen zum Petersplatz die sonst üblichen Sicherheitskontrollen entfallen. Bei diesen stehen Menschen in der Regel länger dicht gedrängt und sind wie das Sicherheitspersonal einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Premiere im Vatikan: das erste per Videostream auf den Petersplatz übertragene Angelus-Gebet eines Papstes Bild: Reuters/C. Casilli

"Dieses Angelus-Gebet heute ist etwas seltsam, mit dem Papst eingesperrt in der Bibliothek", begann Franziskus seine Ansprache, "aber ich sehe euch und bin euch nahe." Er bat um Verständnis für die Maßnahme, die helfen solle, eine weitere Verbreitung des Virus zu vermeiden. Anders als bei den sonstigen Mittagsgebeten des "Angelus Domini" standen die Menschen auf dem Platz weiter verteilt anstatt gedrängt in Richtung des Apostolischen Palastes. So konnten sie auch den von Italiens Regierung geforderten Mindestabstand von einem Meter besser einhalten.

Die Generalaudienz des Papstes am Mittwoch soll auf die gleiche Weise übertragen werden. Dabei wird die Videoaufnahme - wie sonst auch schon - live auf dem Internetportal Vatican News und von kirchlichen Fernsehsendern übertragen.

Iran Air cancelt alle Verbindungen Richtung Europa

Stark steigende Fallzahlen melden weiterhin Südkorea und der Iran. In Südkorea gibt es nach Angaben der Behörden nun mehr als 7300 Virus-Erkrankungen und damit so viele wie in keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo COVID-19 erstmals aufgetaucht war. Zudem registrierten die Ämter 50 Todesfälle.

Im Iran stieg die Zahl erfasster Infektionen binnen eines Tages um mehr als 1000 auf etwa 6600. Mehr als 190 Menschen starben bisher an der Lungenkrankheit. Betroffen ist vor allem die Hauptstadt Teheran. Die Fluggesellschaft Iran Air strich bis auf weiteres sämtliche Verbindungen nach Europa. 

Auch in den USA sorgt das Coronavirus zunehmend für Probleme. Nach 76 bestätigten Fällen gilt jetzt im Bundesstaat New York der Notstand. Vor einigen Tagen war er bereits in den Staaten Kalifornien, Maine und Washington an der Westküste der USA verhängt worden.

Das Kreuzfahrtschiff "Grand Prinzess", das wegen etlicher Coronavirus-Fälle an Bord vor dem kalifornischen San Francisco festsitzt, darf nun im Hafen von Oakland festmachen. Die Reederei Princess Cruises teilte mit, von Montag an dürften Passagiere, die eine akute medizinische oder stationäre Behandlung benötigten, das Schiff verlassen. An Bord sind 3533 Menschen. 46 von ihnen wurden auf das Virus getestet, bei 21 von ihnen wurde ein Infektion nachgewiesen.

sti/se/uh (dpa, rtr, ap, afp) 

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