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Nur der Auftakt einer größeren Angriffswelle?

16. November 2015

Nach den Anschlägen von Paris wächst die Angst vor weiteren Attacken der IS-Terroristen. Razzien in Frankreich und Belgien brachten nicht den erhofften Erfolg. Über die Terrornacht aber gibt es neue Erkenntnisse.

Belgische Spezialeinheiten auf einem Hausdach im Brüsseler Stadtteil Molenbeek (Foto: dpa)
Scharfschützen auf den Dächern von Brüssel während einer Razzia gegen Islamisten am MontagBild: picture-alliance/dpa/D.Waem

Ungeachtet erster Fortschritte im Kampf gegen den sogenannten "Islamischen Staat" (IS) sei die Terrorserie von Paris ein "schrecklicher und abscheulicher Rückschlag", räumte US-Präsident Barack Obama zum Abschluss des G20-Gipfels in der Türkei ein. Nach Befürchtung der französischen Regierung könnte das Blutbad mit 129 Toten nur der Auftakt einer größeren Angriffswelle gewesen sein. Die Terrorarmee des IS bereite weitere Attacken gegen Europa und seine Verbündeten vor, warnte Premierminister Manuel Valls am Montag.

CIA-Direktor John Brennan sah die Bedrohungslage ähnlich. Geheimdienste und Sicherheitskräfte arbeiteten "fieberhaft" daran, die Pläne der Extremisten aufzudecken. Die Angriffe in Paris seien lange und sorgfältig vorbereitet gewesen, so Brennan in Washington. So etwas "sei keine Angelegenheit von Tagen".

Die Dschihadisten des IS drohten in einer neuen Videobotschaft mit weiteren Anschlägen. Die Erklärung richtete sich gegen alle Staaten, die an Luftschlägen gegen IS-Stellungen beteiligt seien. Explizit wird als potentielles Anschlagsziel Washington genannt.

Razzien in Frankreich und Belgien

Drahtzieher der Attacken von Paris könnte laut Medien der meistgesuchte belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud sein. Die Polizei fahndete zudem nach möglichen flüchtigen Komplizen. In der Nacht zum Dienstag gab es weitere 128 Hausdurchsuchungen der Polizei. Dies sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve im Sender France Info. Nach der Mordserie vom Freitag seien landesweit 115.000 Polizisten und Soldaten mobilisiert worden. Bereits am Vortag hatte es in Frankreich 168 Hausdurchsuchungen gegeben. Dabei wurden 23 Menschen festgenommen und 31 Waffen gesichert. Bei einer Razzia in Lyon fand die Polizei unter anderem einen Raketenwerfer. Innenminister Cazeneuve kündigte ferner an, auch Moscheen zu schließen, in denen radikales Gedankengut verbreitet werde.

Auch in Belgien gab es neue Razzien. Spezialeinsatzkräfte suchten in Brüssel insbesondere nach dem flüchtigen Belgier Salah Abdeslam - allerdings erfolglos. Der 26-Jährige ist der Bruder eines Selbstmordattentäters von Paris und zur Fahndung ausgeschrieben. Gegen zwei Männer, die mit Salah Abdeslam Samstagabend in einem Auto im nordfranzösischen Cambrai gestoppt wurden, erging nun Haftbefehl. Die Staatsanwaltschaft Brüssel wirft ihnen vor, an einem Terroranschlag und einer terroristischen Vereinigung beteiligt gewesen zu sein.

Fahndungspanne

Die Beamten hatten die drei Männer zunächst unbehelligt weiterfahren lassen, die beiden Verdächtigen wurden später in Brüssel festgenommen.

Als Drahtzieher gesucht: Der Belgier Abdelhamid AbaaoudBild: picture-alliance/dpa

Der mutmaßliche Drahtzieher Abaaoud, ein 28-jähriger Belgier mit marokkanischen Wurzeln, soll sich zuletzt in Syrien aufgehalten und dort für den IS gekämpft haben. Früher lebte er ebenfalls in dem Brüsseler Stadtbezirk Molenbeek, der für seine Islamistenszene bekannt ist. Mindestens einer, wenn nicht zwei der Selbstmordattentäter seien seine Freunde gewesen, berichteten belgische Zeitungen.

Polizisten als Helden

Wie nun bekannt wurde, ist einer der Selbstmordattentäter in der Konzerthalle Bataclan von Streifenpolizisten erschossen worden, noch bevor Spezialeinheiten das Gebäude stürmten. Ein Kommissar der sogenannten Brigade zur Kriminalitätsbekämpfung (BAC) und sein Kollege drangen nach ihrer Ankunft am Bataclan als erste Beamte in das Gebäude ein, teilte eine Sprecherin der Polizeigewerkschaft SCPN mit. "Sie haben ihre Waffen eingesetzt und einen Angreifer getroffen und ihn getötet." Danach hätten die beiden Beamten zurückweichen und auf die Spezialeinheiten warten müssen, als die anderen Terroristen ihre Kalaschnikows nachluden, so die Sprecherin.

Rückkehrer aus Syrien

Über die sieben getöteten Angreifer werden unterdessen immer mehr Details bekannt. Gegen einen Attentäter aus dem Musikclub "Bataclan", den in Paris geborenen Samy Amimour, wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Oktober 2012 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Der 28-Jährige habe sich dann vor etwa zwei Jahren nach einer Phase der Radikalisierung in Syrien aufgehalten, berichtete AFP unter Berufung auf Familienmitglieder.

Das Auswärtige Amt identifizierte ein zweites deutsches Todesopfer. Schon bekannt war, dass ein 28-jähriger Architekt aus Oberbayern erschossen wurde, der schon länger in Paris lebte.

SC/cw/qu (afpe, dpa, APE)

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