Nur kurzes Aufatmen an den Börsen
18. Juni 2012Ein neues Rekordhoch bei den Renditen spanischer Staatsanleihen hat die Gewinne an den europäischen Börsen wieder schmelzen lassen. Analysten bezweifeln, dass sich die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten rasch legen wird - selbst wenn die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen mit unabsehbaren Folgen in den nächsten Tagen gebannt scheint. Als Belastungen gelten insbesondere die Finanzprobleme in Spanien und Italien. Die Zinsen für spanische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben am Montag die Sieben-Prozent-Marke überschritten und damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro erreicht.
Der deutsche Leitindex DAX legte am Vormittag anfänglich auf bis zu 6316 Punkte zu. Später reduzierte sich das Plus auf nur noch 0,44 Prozent auf 6257 Punkte. Der in den vergangenen Monaten bereits schwer gebeutelte Eurostoxx 50 mit den wichtigsten Unternehmen des Euroraums gab sogar um 0,34 Prozent auf 2174 Punkte nach.
Anleiherenditen auf Rekordhoch
Zuvor hatten die Börsen in Asien überwiegend mit Kursgewinnen geschlossen, in Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,77 Prozent auf 8721 Punkte. Der Euro erreichte als Reaktion auf die Wahl in Griechenland am Morgen im asiatischen Handel zwar den höchsten Stand seit fast einem Monat, fiel danach aber wieder klar unter die Marke von 1,27 US-Dollar. Die Ölpreise legten zu.
Am Vormittag zogen die Renditen für richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen aus Spanien um rund 0,25 Prozentpunkte bis auf 7,1 Prozent an, was Experten als längerfristig unzumutbar einstufen. Auch in Italien spitzt sich die Lage wieder zu: Nachdem die Zehn-Jahres-Renditen Ende vergangener Woche deutlich nachgegeben hatten, stiegen sie am Montag wieder über die Schwelle von sechs Prozent.
Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen."
wen/SC (dpa, rtr, dapd)