Oase - Leben zwischen Wüste und Wasser
24. September 2013
Im Tafilalt, einer großen Oasengruppe in der marokkanischen Sahara, lebten die Menschen lange ausschließlich von der Landwirtschaft und dem Handel, etwa mit Fellen und Salz. Heute ist der Tourismus zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden. Denn im Tafilalt liegt Erg Chebbi, die große Sanddüne, die Wüstentouristen aus aller Welt magisch anzieht.
Angesichts der knappen Wasserressourcen ist der Tourismus aber auch ein Problem. Das wird durch den Klimawandel verschärft. Denn die Wetterextreme häufen sich, noch weniger regelmäßige Niederschläge auf der einen Seite, sintflutartige Regenfälle auf der anderen Seite. Außerdem verstärkt der Klimawandel die Versandung der Oasen: Anhaltende Dürre trocknet den fruchtbaren Boden aus und der Wind kann ihn so einfacher wegtragen. Die Folge: Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche wird immer kleiner. Die marokkanische Regierung hat ein Rettungsprogramm aufgelegt. Eine Maßnahme: die Pflanzung von einer Million Dattelpalmen. Die Pflanzen sind das Herz einer Oase.
Sechstausend Dattelpalmenbauern in der Region sollen vom Regierungsprogramm profitieren, einige von ihnen leben in Hanabou. Die kleine Oase liegt etwa fünfzig Kilometer entfernt vom Erg Chebbi. Der Alltag in Hanabou ist noch sehr von der traditionellen Lebensweise geprägt. Zwei Schulen, eine kleine Krankenstation: Hanabou ist ein Mikrokosmos mit der nötigen Infrastruktur für die 4000 Bewohner. Viele von ihnen wohnen im Ksar, dem alten, von Schutzmauern umgebenen Dorf. Damit unterscheidet sich Hanabou von den Nachbaroasen, in denen es neue Häuser, große Straßen und Internetcafés gibt.
Eine weitere Besonderheit in Hanabou: die traditionelle Bewässerung der Oasenfelder. Im Laufe der Zeit hat sich in den Oasen ein Versorgungs- und Verteilungssystem entwickelt, das nach strengen Regeln funktioniert. So merken die Bewohner zwar die Auswirkungen des Klimawandels, da sie viel weniger kostbares Wasser zur Verfügung haben. Trotzdem sind sie optimistisch, dass sie zurecht kommen werden - schließlich gehen sie traditionell sehr sorgsam und bewusst mit Wasser um. Dass das wartungsintensive Bewässerungssystem bis heute funktioniert, ist Ausdruck für die Anpassungsfähigkeit der Oasenkultur an die schwierigen Umweltbedingungen.
Autorin: Mabel Gundlach
Kamera: Wolf Gebhardt
Fotos: Fatima Boughanbour, Mabel Gundlach
Schnitt: Klaudia Begić