Obama hält Osama-Fotos unter Verschluss
5. Mai 2011"Es ist uns sehr wichtig, dass sehr eindringliche Fotos von jemandem, dem in den Kopf geschossen wurde, nicht zur Anstachelung weiterer Gewalt oder als Propaganda-Werkzeug im Umlauf sind", sagte US-Präsident Barack Obama in einem Interview des Senders CBS. Eine Veröffentlichung würde ein nationales Sicherheitsrisiko heraufbeschwören.
Dass Osama bin Laden tot sei, stehe aber außer Frage. Auch Mitglieder des Terrornetzwerks Al Kaida bezweifelten das nicht. Die USA hätten verschiedene Tests durchgeführt und das Ergebnis sei klar: "Sie werden bin Laden auf dieser Erde nicht mehr wandeln sehen", erklärte Obama. Ob die Fotos veröffentlicht würden oder nicht, mache keinen Unterschied. Wer noch immer nicht vom Tod des Terroristenchefs überzeugt sei, werde auch nicht von Bildern umgestimmt, meinte der amerikanische Präsident.
Stoff für Verschwörungstheorien
Sondereinheiten hatten Osama bin Laden am vergangenen Sonntag in seinem Anwesen im pakistanischen Abbottabad nach US-Darstellung durch zwei Kopfschüsse getötet. Schon wenig später sei die Leiche des Islamistenführers auf hoher See bestattet worden.
Seit Tagen war darüber kontrovers diskutiert worden, ob - als Beweis für den Tod Osama bin Ladens - Fotos seiner Leiche veröffentlicht werden sollten. So hatte sich beispielsweise der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Leon Panetta, dafür ausgesprochen: "Ich denke, wir sollten dem Rest der Welt zeigen, dass wir in der Lage waren, ihn zu stellen und zu töten", sagte Panetta, der Obama offensichtlich aber nicht überzeugen konnte.
Ein "Schatz"
Derweil geht die Jagd auf weitere Führungsmitglieder des Al Kaida-Netzwerks weiter. US-Spezialisten hoffen auf entscheidende Hinweise in dem Material, das im Unterschlupf Osama bin Ladens sichergestellt wurde. US-Regierungsbeamte sprachen von einem "wahren Schatz". Laut Medien-Berichten wurden fünf Computer, zehn Festplatten und mehr als 100 Speichergeräte wie DVDs und USB-Sticks sichergestellt. Sie werden nun zur Analyse ins CIA-Hauptquartier im US-Bundesstaat Virginia gebracht.
Der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich geht davon aus, dass die Auswertung des sichergestellten Materials auch Deutschland bei der Terrorbekämpfung zugutekommen wird. "Keine Frage, dass wir davon profitieren werden", sagte Friedrich kurz vor Abschluss eines dreitägigen Besuches in Washington.
"Wenn er sich ergeben hätte..."
US-Justizminister Eric Holder verteidigte die Tötung Osama bin Ladens als gerechtfertigter "Akt der nationalen Selbstverteidigung". Die Aktion habe in Einklang mit den Gesetzen und den Werten der USA gestanden, betonte Holder vor dem Rechtsausschuss des Senats. Der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 habe keinerlei Zeichen gegeben, dass er sich den US-Soldaten habe ergeben wollen. "Wenn er sich ergeben hätte oder das versucht hätte, wäre das augenscheinlich angenommen worden. Aber es gab keine Hinweise, dass er das wollte, und daher war seine Tötung angemessen."
Nach Angaben von Regierungssprecher Jay Carney war der Al-Kaida-Chef entgegen ersten Angaben nicht bewaffnet, andere Männer in dem Haus in Abbottabad hingegen schon. Osama bin Laden sei bei einem "unberechenbaren Schusswechsel" getötet worden, berichtete Carney. Bei dem Einsatz seien außerdem eine Frau, zwei Kuriere und vermutlich ein Sohn bin Ladens ums Leben gekommen.
Besuch mit Symbolkraft
Barack Obama will an diesem Donnerstag (05.05.2011) Ground Zero in New York besuchen. Dort, wo am 11. September 2001 Al-Kaida-Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers steuerten, will sich der US-Präsident mit Angehörigen der Opfer treffen und einen Kranz niederlegen. Osama bin Laden soll der Hauptdrahtzieher der Anschläge gewesen sein. Bei der Bekanntgabe des Todes bin Ladens in der Nacht zum Montag hatte Obama die Hoffnung geäußert, dass die Familien der Opfer nun zumindest etwas Frieden finden könnten.
Autor: Christian Walz (dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Hans Ziegler