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"Ich hätte Trayvon Martin sein können"

19. Juli 2013

Bisher hatte er sich nur schriftlich zum umstrittenen Freispruch des Todesschützen George Zimmerman geäußert, doch nun die Überraschung: Der US-Präsident meldete sich persönlich vor laufenden Kameras zu Wort.

Barack Obama spricht über Trayvon Martin (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Vor knapp einer Woche fiel im Prozess um den erschossenen schwarzen Teenager Trayvon Martin das Urteil, das viele Afroamerikaner in den USA in Aufregung versetzte. Nun trat - überraschend - doch noch US-Präsident Barack Obama vor die Presse, um Verständnis für den Unmut vieler Schwarzer zu zeigen.

Afroamerikaner erfülle der umstrittene Freispruch des weißen Todesschützen George Zimmerman auch deshalb mit Schmerz, weil sie selbst eine "Reihe von Erfahrungen" gemacht hätten, sagte Obama in Washington. Schwarze Männer seien es gewohnt, dass man sich vor ihnen fürchte. Vor seiner Wahl zum Senator des US-Bundesstaates Illinois habe er es selbst erlebt, wie Autofahrer in seiner Nähe ihre Türen verriegelt hätten, berichtete der erste dunkelhäutige Präsident der Vereinigten Staaten.

Den Angehörigen Trayvon Martins drückte Obama sein Mitgefühl aus. "Ich kann mir nur vorstellen, was sie gerade durchmachen, und es ist bemerkenswert, wie sie damit umgegangen sind." Über den getöteten Teenager sagte er: "Vor 35 Jahren hätte ich Trayvon Martin sein können."

George Zimmerman erschoss Trayvon Martin: Rassismus oder Notwehr?Bild: Reuters

Obama warnt vor Gewalt

Der umstrittene Prozess gegen Zimmerman sei aber professionell abgelaufen, an dem Urteil sei nicht zu rütteln, betonte der Präsident. Zugleich mahnte er vor den an diesem Samstag geplanten Demonstrationen zur Ruhe. Gewalt würde Trayvons Tod "entehren", so Obama. Der bekannte afroamerikanische Geistliche Al Sharpton hat Protestkundgebungen in mehr als einhundert US-Städten angekündigt. Sharptons Bürgerrechtsbewegung "National Action Network" (NAN) will erreichen, dass George Zimmerman ein neuer Prozess vor einem Bundesgericht gemacht wird.

Zimmerman (29) hatte den 17-jährigen Trayvon im Februar 2012 in der Stadt Sanford in Florida erschossen. Offenbar hielt er den unbewaffneten Teenager für einen Einbrecher. Ein Geschworenengericht glaubte Zimmermans Version, dass der Jugendliche ihn zuerst attackiert und er in Notwehr gehandelt habe. Der Fall schlug hohe Wellen, weil auch Rassismus im Spiel gewesen sein könnte. Außerdem warf er ein Schlaglicht auf das "Stand your Ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurück"), das Menschen in Florida ein weitreichendes Recht zur Selbstverteidigung einräumt. Ähnliche Regelungen gelten in etwa 30 weiteren Bundesstaaten.

Obama forderte nochmals eine Überprüfung der umstrittenen Gesetze. Dabei warf er die Frage auf, ob Trayvon Martin umgekehrt ebenfalls freigesprochen worden wäre, wenn er sich von Zimmerman bedroht gefühlt und diesen getötet hätte. "Und wenn die Antwort darauf nur ein bisschen unklar ist, dann scheint mir, dass wir diese Art Gesetze überdenken müssen", sagte Obama.

wa/SC (dpa, afp, rtr, ape)

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