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Obamas produzieren Netflix-Serie

Torsten Landsberg
2. Mai 2019

Der frühere US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle produzieren eine Netflix-Serie. Thema: die Arbeit der US-Behörden unter Donald Trump. Die Vorlage stammt von Bestseller-Autor Michael Lewis.

Michelle und Barack Obama
Bild: Reuters/J. Bourg

Die Vorstellung wirkt kurios: Ex-Kanzler Gerhard Schröder produziert anno 2007, rund zwei Jahre nach der Übergabe der Amtsgeschäfte an Angela Merkel, eine Serie über den Einfluss ihrer seiner Ansicht nach inkompetenten Amtsführung auf die Funktionstüchtigkeit der deutschen Behörden. Nun kommentiert Schröder zwar auch mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Ausscheiden aus dem Amt gerne das aktuelle Politikgeschehen, eine direkte Beteiligung an einer medialen kritischen Aufarbeitung scheint dagegen undenkbar.

In den USA sind solche Grenzen durchlässiger - auch wenn Barack Obama Kritik an Donald Trump eher zwischen den Zeilen formuliert, weil es bei Ex-Präsidenten verpönt ist, sich persönlich über ihrer Nachfolger auszulassen. Die Beteiligung am Netflix-Projekt kann aber getrost als direkte Beanstandung von Trumps Entscheidungen verstanden werden.

Bild: Campus

Realität unterhaltsam beschrieben

"Erhöhtes Risiko" von Michael Lewis erschien im vergangenen Jahr als eines von mehreren Trump-kritischen Sachbüchern. Michael Lewis ist Spezialist für die unterhaltsame Umsetzung realer Stoffe. Mehrere seiner Werke wurden verfilmt, darunter der Oscar-prämierte Film "The Big Short" über die Praktiken von Investmentbankern und die Finanzkrise.

Für Barack Obama ist Lewis kein Unbekannter, der Autor ist ist ihm wohlgesonnen. Im Oktober 2012 veröffentliche er im US-Magazin "Vanity Fair" ein Porträt über den damaligen US-Präsidenten. Für "Obama's Way" begleitete Lewis den Präsidenten über sechs Monate hinweg auf Reisen, beobachtete ihn im Weißen Haus und spielte mit ihm Basketball.

Kein Interesse an Institutionen

Die Obamas erwarben die Filmrechte an Lewis' neuestem Buch "Erhöhtes Risiko" im Oktober 2018 für ihre Produktionsfirma Higher Ground. Der Originaltitel "The Fifth Risk" bezieht sich auf Lewis' Befragung eines früheren Regierungsmitarbeiters nach den größten Risiken des Landes. Nach verschiedenen nuklearen Bedrohungen und der Anfälligkeit des Stromnetzes folgte - an fünfter Stelle: schlechtes Management.

Lewis beschreibt in seinem Buch den Staatsapparat unter Trump, der wichtige Positionen mit politisch und fachlich völlig unerfahrenen Vertrauten besetzte und damit begann, den Staatsapparat auszuhöhlen. Zur Übergabe der Amtsgeschäfte durch Regierungsbeamte seien Trumps Leute nicht erschienen, erzählte Lewis dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "An den Institutionen dieses Staates, dem sie nun plötzlich vorstand, hatte und hat diese Regierung schlicht kein Interesse."

Plädoyer für Staatsdiener

"Erhöhtes Risiko" ist ein Plädoyer für die lenkende Rolle der Verwaltung und die Bedeutung erfahrener Staatsdiener und steht damit im krassen Gegensatz zu US-Präsident Trump: "Er glaubt tatsächlich, dass der Staat nutzlos ist, er hat keine Ahnung, was seine Behörden tun, und er will es auch nicht wissen", so Lewis im "Spiegel".

Vor einem Jahr hatte der Streamingdienst Netflix die Zusammenarbeit mit den Obamas bekannt gegeben. Higher Ground arbeitet laut Netflix auch an einer Umsetzung des "New York Times"-Projekts "Overlooked" ("Übersehen"), das Nachrufe auf Verstorbene mit historischer Bedeutung veröffentlicht, über deren Ableben zum Todeszeitpunkt nicht berichtet wurde - weil sie Schwarze oder Frauen waren.

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