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Frauen-Protest

9. März 2011

Barbusig - so demonstriert eine Frauengruppe in der Ukraine und sorgt im In- und Ausland für Aufsehen. Der nackte Protest hat Erfolg, auch wenn ihn vor allem Feministinnen kritisieren. Ist das nur Neid?

Aktivistinnen von Femen während einer ihrer Straßenaktionen (Foto: DW)
Noch sind die Femen-Aktivistinnen hier angezogenBild: DW

Egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint - diese Frauen gehen auf die Straße und demonstrieren. Und zwar oben ohne. Mit ihren nackten Brüsten haben die Frauen der Bewegung Femen einiges Aufsehen erregt. Mittlerweile gibt es die Frauenbewegung seit etwa drei Jahren. Femen-Leiterin Anna Huzol gibt zu, dass der nackte Busen ein PR-Mittel ist, das die Bewegung immer wieder ins Gespräch bringt. Ziel sei es jedoch, die Rechte der Frauen und aller Menschen im ganzen Land zu schützen. "Wir verteidigen unsere Rechte und wir wollen, dass Frauen aktiv für sie kämpfen", so Huzol.

Femen-Leiterin Anna Huzol sieht den Busen als PR-MittelBild: DW

Ihr zufolge gehören der Bewegung allein in Kiew rund 300 Frauen an. Das Rückgrat bilden etwa 30, die bereit sind, bei öffentlichen Aktionen ihre Brust zu entblößen. Eine der aktivsten Frauen der Gruppe ist Oleksandra Schewtschenko. "Wir ziehen uns nicht aus, um die Brust zu zeigen, sondern um eine Idee zu vermitteln. Wir wollen, dass die Menschen die Brüste sehen, dass sie dies empört oder begeistert, und dann interessiert lesen, was auf unseren Plakaten geschrieben steht", erklärt die Ökonomin.

Kritik seitens anderer Feministinnen

Die Frauen von Femen wollen mit ihren Protesten unter anderem auf häusliche Gewalt und Sextourismus aufmerksam machen. Doch Aktionen wie "Die Ukraine ist kein Bordell!" finden nicht immer die Unterstützung anderer Feministinnen. Die Vorsitzende der Frauenorganisation "Frauen-Netzwerk", Lajma Hejdar, beispielsweise meint, die Femen-Aktionen erweckten sowohl in der Ukraine als auch im Ausland den Eindruck, die ukrainischen Feministinnen seien tollwütige Frauen, die ihren Busen zur Schau stellten.

Die einen freut's, die anderen schauen wegBild: DW

Mit ihrem Auftreten diskreditierten die Femen-Frauen die ehrenhaftesten Ideen, meint Oksana Kis, Gesellschaftswissenschaftlerin aus Lwiw. So sei der Sextourismus in der Tat ein Problem, das im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft 2012 immer größer werde. Unterstützen möchte Oksana Kis die Frauenbewegung Femen dennoch nicht. Sie hält der Organisation vor, sich nicht konsequent genug mit den Problemen zu befassen und gegen zu viele zu demonstrieren. So hätten Femen-Aktivistinnen beispielsweise aus Protest gegen fehlende Warmwasserversorgung in Kiew nackt in Springbrunnen gebadet. Kis kritisiert auch, dass sich die Femen-Frauen ausgezogen hätten, um gegen die Verbreitung der Schweinegrippe oder das schlechte Abschneiden der ukrainischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen zu protestieren.

Femen-Leiterin Huzol hingegen betont, ihre Organisation bekomme Unterstützungsschreiben aus aller Welt. "Im Gegensatz zu den Langweilerinnen, die behaupten, wir würden dem Ansehen der Ukraine schaden, verstehen die Menschen im Ausland, dass es cool ist, dass wir in unserem Land eine solche Bewegung haben", sagt Huzol. "Sie ist stark, mutig und wirksam." Dem Ansehen der Ukraine schadeten diejenigen, die nichts unternähmen. "Was machen sie denn gegen die Masse von Sextouristen? Was haben sie dagegen unternommen, als Frauen die Ukraine verließen, um als Prostituierte zu arbeiten? Was hat die Regierung unternommen?", fragt Huzol.

Femen: Wir sind zum Symbol geworden

Femen-Mitglieder finanzieren ihre Aktionen selbstBild: DW

Die Femen-Leiterin ist überzeugt, dass die nackt protestierenden Aktivistinnen inzwischen zu einem Symbol der Ukraine geworden sind, wie auch die Klitschko-Brüder oder der Fußballspieler Andrij Schewtschenko. Aljona Semenowa, die sich für die Rechte homosexueller Menschen einsetzt, meint dagegen, ein solches Symbol wie Femen brauche die Ukraine nicht. "Unser Land ist wie ein Zerrspiegel", meint Semenowa. Alles werde bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, so auch der Feminismus in der Ukraine. Schuld daran hätten auch "diese jungen Frauen, die gegen alles mögliche mit ihrem nackten Körper protestieren", so die Aktivistin.

Trotz Kritik nimmt die Anzahl der Femen-Aktivistinnen nicht nur in Kiew zu. Ihre Aktionen finanzieren die Frauen selbst. Ihre Haupteinnahmequelle sind Souvenirs, die sie unter der Marke Femen verkaufen.

Autorin: Olga Wesnianka / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Nicole Scherschun