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Reise

Oberammergau freut sich auf Passionsspiele

12. März 2018

Die Werbekampagne und das Casting für die Passionspiele im bayerischen Oberammergau haben begonnen. Das christliche Massen-Schauspiel zeigt die letzten fünf Tage von Jesus. Premiere ist im Mai 2020.

Oberammergau
Bild: picture-alliance/dpa/K. Wothe

Die Vorbereitungen für die Passionsspiele 2020 in Oberammergau gehen in die heiße Phase. "Im Moment erfassen wir, wer spielberechtigt ist und welche Einwohner mitspielen wollen", sagte Spielleiter Christian Stückl. Nur wer in der oberbayerischen 5000-Einwohner-Gemeinde geboren und aufgewachsen ist oder bereits 20 Jahre dort lebt, darf mitmachen.

Passionsspielhaus in OberammergauBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Oberammergau veranstaltet seit einem Gelübde von 1633 in der Regel alle zehn Jahre die Passionsspiele. Daran beteiligen sich über 2000 Bewohner des Ortes nach einjährigen Proben, darunter 450 Kinder. Sie wirken als Laiendarsteller oder im Chor und dem Sinfonieorchester im eigens dafür errichteten Schauspielhaus mit. Vom 16. Mai bis zum 4. Oktober 2020 sind insgesamt 103 Spieltage geplant. Knapp 500.000 Besucher werden erwartet.

Szene "Das letzte Abendmahl" mit Anton Preisinger als Jesus-Darsteller (1960)Bild: picture-alliance/dpa

Bekanntgabe der Besetzung

Im Oktober will Stückl die Hauptdarsteller bekanntgeben. Zudem werden Text, Musik und Bühnenbild überarbeitet. Dies erfolge mit Blick auf die Frage, was die Passionsgeschichte heute bedeute. "Es ist wichtig, dass das Spiel immer die heutige Zeit widerspiegelt", sagte er. Die Proben sollen im November 2019 beginnen. Ab Aschermittwoch 2019 lassen sich alle Mitwirkenden, einer Tradition folgend, die Haare und die Männer auch Bärte wachsen.

Der 56-jährige Stückl übernimmt 2020 zum vierten Mal die Spielleitung. Sein Stellvertreter ist erstmals ein Muslim. Der früher in Oberammergau lebende Abdullah Kenan Karaca (27) wirkte selbst bereits an einem Passionsspiel mit. Der Spielleiter hob die "große Begeisterung" der Mitwirkenden hervor. Zwar erhalten sie Aufwandsentschädigungen. Viele opfern jedoch ihren Jahresurlaub sowie viele Wochenenden. Besonders stark engagieren sich die Schauspieler in den 20 Hauptrollen.

Fotoprobe von den Passionsspielen 2010Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Nach Angaben des Oberammergauer Bürgermeisters Arno Nunn plant die Gemeinde rund sieben Millionen Euro Investitionen in die Theateranlagen. So soll die Bühnentechnik modernisiert und eine Bestuhlung eingebaut werden. Zu den gut 100 Aufführungen im Passionstheater mit über 4500 Sitzplätzen werden wieder knapp eine halbe Million Zuschauer aus aller Welt erwartet.Werbung rund um die Welt

Spielleiter Christian Stückl und Pressesprecher Frederik Mayet auf Werbetour in San FranciscoBild: picture-alliance/dpa/B. Munker

Bis zur Premiere im Mai 2020 ist es noch eine Weile hin. Doch Oberammergau wirbt schon kräftig für die 42. Passionsspiele, auch in den USA. "Hier heißt es ja Passion Play, und 'Oberammergau' kriegt komischerweise fast jeder Amerikaner heraus", scherzt Stückl. "Wir haben eine unglaubliche Tradition, wir erzählen die größte Geschichte der Welt, ein ganzes Dorf mit über 2000 Mitwirkenden steht auf der Bühne." Auch um Zuschauer aus Polen, Dänemark, Schweden, Italien, Frankreich und Indien wird geworben.

Den ersten frühen Zulauf ausländischer Besucher führt Stückl auf den britischen Tourismus-Pionier Thomas Cook im Jahr 1890 zurück. Im Jahr 2000 wurden 70 Prozent der Karten von englischsprachigen Zuschauern gekauft, 2010 ging diese Zahl allerdings auf etwa 50 Prozent zurück.

Kreuzigungsszene mit Barbara Dobner als Maria Magdalena in der Mitte (2010)Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Die Passionsspiele sind schon mehr als 400 Jahre alt. Sie gehen auf ein Pestgelübde im Jahr 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, alle zehn Jahre die letzten Tage im Leben Jesu aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte.

is/ch (kna, dpa)