Oberstes Gericht Indiens verbietet Abbrennen von Feldern
7. November 2023
Die an Neu-Delhi grenzenden Bundesstaaten sollen Landwirten das Verbrennen von Ernterückständen untersagen. Die Luftqualität in der am stärksten verschmutzten Hauptstadt der Welt hatte zuletzt gefährliche Werte erreicht.
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Das Höchste Gericht Indiens hat angesichts der schlechten Luftqualität in der Hauptstadt Neu Delhi ein Ende so genannter Farmfeuer im Umland gefordert. "Uns ist egal wie ihr es macht, aber es muss aufhören", verlangte Richter Sanjay Kishan Kaul laut Medien.
Mit den verbotenen Bränden beseitigen Bauern Erntereste schnell und günstig vor allem im November. Die Feuer zählen zu den Gründen, warum in Neu Delhi die Feinstaubbelastung dann jeweils um ein Vielfaches über den als akzeptabel angesehenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation liegt.
Schulen geschlossen
Aber auch das ganze Jahr über gehört die Luftverschmutzung in der Megametropole zu den höchsten der Welt. Am Dienstag lag der Luftqualitätsindex bei 306, ein Wert, der von der Schweizer Gruppe IQAir als "gefährlich" eingestuft wurde. Die Behörden von Neu Delhi ordneten deshalb die Schließung aller Schulen bis Freitag an.
Delhis Umweltminister Gopal Rai warnte laut Medien, die Luftverschmutzung könne nach dem hinduistischen Lichterfest Diwali am 12. November noch zunehmen. Zu dem Fest werden traditionell Feuerwerkskörper und Böller gezündet. Diwali ist eines der wichtigsten Feste im Hinduismus und in Nordindien zugleich der Neujahrstag.
Die Anweisung des Gerichts richtete sich an die Regierungen der Bundesstaaten Punjab, Haryana, Uttar Pradesh und Rajasthan. Diese sollten ein entsprechendes Treffen abhalten. Zudem wurde die Regierung in Neu Delhi angewiesen, sogenannte Smog-Türme, die die Luft wie große Luftreiniger säubern sollten, zu reparieren.
Elektrobusse für Indiens Smog-Städte
06:07
In Indien kann das Höchste Gericht Behörden und Regierungen Anweisungen geben, wenn die Richter der Meinung sind, dass ein Thema wichtig ist. Allerdings werden diese Anweisungen nicht immer komplett umgesetzt.
Neben der Verbrennung von Ernteresten kommen in Indien noch weitere Faktoren hinzu, die die Feinstaubbelastung erhöhen. Dazu gehören die Industrie sowie Abgase von Autos und Müllverbrennungen.
uh/kle (dpa, kna, rtre)
Indien: Massiver Smog über Neu-Delhi
Seit Tagen hängt über Indiens Hauptstadt und Millionenmetropole mal wieder dicker Smog - und legt das öffentliche Leben zum Teil lahm. Auch die Grundschulen bleiben für zehn Tage geschlossen.
Bild: AP Photo/picture-alliance
Hochgiftige Luftverschmutzung
Die Feinstaubbelastung in und um die indische Megametropole, in der rund 32 Millionen Menschen leben, gehört zu den höchsten der Welt. Die Konzentration von Feinstaub in der Luft liegt rund 100 Mal über dem Wert, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Höchstwert festgelegt hat. Mit krassen Folgen: Die Lebenserwartung liegt in Neu-Delhi rund 12 Jahre unter dem landesüblichen Durchschnitt.
Bild: Hindustan Times/Imago Images
Fahren ohne Sicht
Im Winter ist die Luftverschmutzung besonders stark. Das liegt auch an den Landwirten in den umliegenden Bundesstaaten, die trotz Verbot Ernte-Reste verbrennen, um schnell und kostengünstig wieder anbauen zu können. Dazu kommen Abgase von Verkehr und Industrie, Staub von Baustellen oder Müllverbrennungen, die zusammen mit der kühlen November-Luft eine tödliche Mischung ergeben.
Bild: AP Photo/picture-alliance
Leere Klassenzimmer
Die Menschen in der Stadt leiden unter Atembeschwerden, Husten oder Kopfschmerzen -besonders betroffen sind Kinder. Deswegen haben die Behörden beschlossen, dass alle Grundschulen zunächst für zehn Tage geschlossen bleiben sollen. Die Lehrer und Lehrerinnen probieren den Unterricht währenddessen online weiterzuführen.
Bild: Anushree Fadnavis/REUTERS
Mit Anti-Smog-Kanonen auf Feinstaub
Sie sieht aus wie eine Schneekanone und soll den Himmel über Neu-Delhi reinigen - die sogenannte Anti-Smog-Kanone. Umweltaktivisten und Wissenschaftler kritisieren diese Methode jedoch als ungenügend und fordern weitreichendere Maßnahmen im Kampf gegen den Smog.
Bild: Sajjad Hussain/AFP
Metro statt Moped
Alle Versuche, die Luftqualität zu verbessern, waren bislang erfolglos. In den nächsten Tagen wird deshalb vermutlich der Straßenverkehr eingeschränkt werden. Für die Bewohner der Millionenmetrole heißt es dann: Metro fahren.
Bild: Hindustan Times/Imago Images
Angst vor Atemnot: Kricket-Spieler bei der WM
Zuletzt beschwerten sich auch Kricket-Spieler bei der gerade laufenden Weltmeisterschaft über den belastenden Smog. Mehrere Teams ließen
aus Sorge Trainingseinheiten ausfallen. Um die Bedingungen zu erleichtern, hat der indische Kricket-Ausschuss letzte Woche ein Verbot von Feuerwerkskörpern für die restlichen Spiele des Turniers angekündigt - um die Spiele ein bisschen erträglicher zu machen.